: Gefangene verpassen Absprung
Justizbeamtin vereitelte Fluchtversuch von Ayhan Sürücü und zwei Mithäftlingen aus einem Gefangenentransporter. Justizsenatorin: Personalverstärkung nicht nötig
Eine entschiedene Justizbeamtin hat den Fluchtversuch des 19-jährigen Häftlings Ayhan Sürücü vereitelt. Das teilte Justizsenatorin Karin Schubert (SPD) gestern im Rechtsausschuss des Abgeordnetenhauses mit. CDU und FDP hatten Konsequenzen aus dem Vorfall gefordert, der sich am 9. März ereignet hatte.
Es geschah in einem Gefangenentransporter, der Ayhan Sürücü und zwölf Mithäftlinge zum Kriminalgericht Moabit bringen sollte. Dort muss sich Ayhan mit zwei Brüdern wegen Mordes an seiner Schwester Hatun verantworten. Außer der Beamtin war nur der Fahrer an Bord. Vier Häftlinge befanden sich in dem Fahrzeug in Einzelzellen. Die übrigen, darunter Ayhan, saßen in einer Gemeinschaftszelle.
Was die Beamtin nicht ahnte: Bei der morgendlichen Verladeaktion hatte Ayan in einem unbeobachteten Moment eine der Einzelzellen, in die schon ein Häftling eingeschlossen war, entriegelt. Der Insasse dieser Zelle wiederum hatte sich in einem günstigen Moment revanchiert und den Riegel der Gemeinschaftszelle geöffnet. Damit die Zellentüren während der Fahrt nicht aufklappten, hielten sie die Insassen von innen zu.
Nach 20 Minuten Fahrzeit rief ein Häftling der Beamtin zu, ihm sei schlecht. Als die Beamtin ihm durch das Türgitter eine Plastiktüte reichte, drängelte sich Ayhan an der Frau vorbei und öffnete die Wagentür. „Das Fahrzeug befand sich in schneller Fahrt auf der Stadtautobahn. Deshalb hat er davon Abstand genommen, rauszuspringen“, so Schubert. Während der Fahrer nun Vollgas gab, sei es der Beamtin gelungen, Ayhan und zwei nachdrängende Häftlinge zurück in die Zellen zu befördern und diese zu verschließen.
Anlass, das Personal bei Gefangenentransporten zu verstärken, sieht Schubert nicht. Schließlich sei dies der erste Fluchtversuch seit 1987. 2005 wurden rund 13.000 Transporte mit 30.000 Gefangenen durchgeführt. SPD, PDS und Grüne sehen das genauso: „Eine fitte Frau reicht aus“, sagte der Grüne Volker Ratzmann. PLUTONIA PLARRE
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen