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dutschkestraßeMensch, Springer, feiern Sie mit!

Die Rudi-Dutschke-Straße wird kommen. Das ist nach dem gestrigen Urteil des Verwaltungsgerichts klar, selbst falls es noch eine Instanz brauchen sollte. Eine gute Nachricht für Berlin und Deutschland.

KOMMENTAR VON PETER UNFRIED

Rudi Dutschke (1940–1979) braucht diese Straße nicht, die taz braucht sie nicht. Aber die Gesellschaft kann die Rudi-Dutschke-Straße gebrauchen – als symbolische Anerkennung der historischen Leistung der außerparlamentarischen Bewegung von 1968 und die eines ihrer wichtigsten Protagonisten.

Auch wenn gestern vor Gericht ausschließlich spezielle juristische Fragen entschieden: Die Argumentation des Klägeranwalts hat die Befürchtung bestätigt, dass es nicht um 27 klagende Anwohner ging, sondern einzig um den „Kläger Nr.17“ – die Axel Springer AG und ihre Angst vor der Dutschkestraße.

Es geht aber nicht um Springer – oder nur am Rande. Die Dutschkestraße ist ein bescheidenes Symbol: Sie steht für Fortschritt, für gesellschaftliche Entwicklung und auch für Versöhnung. Das ist eine gute Nachricht, gerade in diesen Tagen, wo Minderheiten so tun, als habe sich die Welt seit 1968 oder 1977 nicht weitergedreht. Bitte, es gibt in Deutschland grüne Bürgermeister, die mit grün-schwarzen Mehrheiten regieren; es gibt neue Bürger und alte Bürger, Eltern und Kinder, die sich nicht nicht hassen, sondern respektieren. Auch wenn es mühsam ist: Es geht voran in dieser Gesellschaft – und nicht zurück, wie man manchmal den Eindruck haben könnte, vor allem bei der Lektüre von Springers Bild. Dieser Fortschritt wird speziell in Friedrichshain-Kreuzberg gelebt. Er ist mit der Imitation alter Frontstellungen nicht mehr aufzuhalten.

Meine Bitte an den Springer Verlag: Entspannen Sie sich, verzichten Sie auf einen Antrag auf Berufung. Reihen Sie sich lieber ein und feiern Sie mit, wenn die Rudi-Dutschke-Straße eingeweiht wird. Es ist höchste Zeit.

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