: Eklat um antisemitische Äußerung
■ SPD-Arbeitskreis bezeichnet Gedenkstätte für Opfer eines sowjetischen Gefangenenlagers als "jüdischen Friedhof", der dem Andenken aufrichtiger Demokraten nicht gerecht werde
Ein offener Brief des SPD-Arbeitskreises ehemaliger politischer Häftlinge der SBZ/DDR sorgt wegen antisemitischer Anklänge für Entsetzen. In einem Schreiben an den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) kritisiert der Arbeitskreis-Vorsitzende Hans-Joachim Helwig-Wilson, daß „aus der Gedenkstätte für die Opfer der sowjetkommunistischen Gewaltherrschaft, die eine würdige Ruhestätte verdient haben, eine Art jüdischer Friedhof“ entstanden sei. Weiter schreibt er in dem Brief, der der taz vorliegt: „Bei den Opfern (...) handelt es sich jedoch nicht um Juden, sondern vielfach um aufrichtige Demokraten, um viele unschuldige Menschen...“ Deshalb werde der SPD-Arbeitskreis am Samstag nicht an der Einweihung der Gedenkstätte für die Opfer des sowjetischen Geheimdienstes NKWD in Hohenschönhausen teinehmen. Diepgen wird daran teilnehmen.
Bei der Jüdischen Gemeinde rief der Brief Entsetzen hervor. „Ich bin perplex“, sagte ihr Vorsitzender Andreas Nachama. „Was mag das für ein Mensch sein, der so ein Bild von Juden hat? Heißt das, daß Juden keine aufrichtigen Demokraten sind?“ Auch der Senat kritisierte das Schreiben. „Die Tonlage ist falsch“, sagte Senatssprecher Michael-Andreas Butz. Die SPD distanzierte sich von ihrem Genossen. Parteisprecher Frank Zimmermann sprach von einer „abwegigen Einzelmeinung“, die der Verfasser zurücknehmen müsse. Künftig werde Helwig-Wilson Pressearbeit nicht mehr erlaubt sein.
Im Gespräch mit der taz räumte Helwig-Wilson ein, daß er den Brief „unglücklich formuliert habe“. An seiner Kritik an der Gedenkstätte hielt er jedoch fest: „Man kann eine solche Gedenkstätte nicht einrichten wie einen jüdischen Friedhof“, sagte er.
Die Kritik des Arbeitskreises richtet sich gegen das Konzept des „DenkOrtes“ auf dem kleinen Friedhof in der Hohenschönhauser Gärtnerstraße. Ein „Denksteinfeld“ aus 25.000 Feldsteinen soll hier an die Opfer des sowjetischen „Speziallagers Nr. 3“ erinnern. Der sowjetische Geheimdienst NKWD hatte dort insgesamt 20.000 Menschen von Mai 1945 bis Oktober 1946 interniert, 3.000 von ihnen kamen ums Leben. Sabine am Orde
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