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Krawattennadeln mit Energiezufuhr

Aufhellende Ideen für eine dunkle Jahreszeit: Solarbetriebene Modellflugzeuge, Milchschäumer oder Taschenlampen sind nur einige ökologische Geschenkalternativen. Man kann aber auch gleich durch Sonnenenergie erzeugten Strom kaufen  ■   Von Martin Kaluza

Während die meisten Mitbürger dieser Tage schon froh sind, wenn sie in letzter Minute irgendein Geschenk für ihre Lieben an Land ziehen, machen es sich andere noch zusätzlich schwer. Originell soll das Geschenk sein, selbstgebastelt oder eben – ökologisch. Wir haben eine Hand voll gut gemeinte Ratschläge eingeholt, wie der weihnachtliche Konsument seine Schenkkraft in einigermaßen nachhaltige Bahnen lenken kann.

Das Solar-Magazin Photon hat für seine aktuelle Ausgabe 50 Geschenkideen zusammengetragen, die mit Sonnenenergie betrieben werden. Anscheinend immer noch nicht totzukriegen sind solarbetriebene Hubschraubermodelle (ab 39 Mark) und Windmühlen (29,98 Mark), die bei günstigem Lichteinfall still vor sich hin rotieren. Doch ist die Zeit auf dem Spielzeugmarkt nicht stehen geblieben: Zur Liste gehören auch drei Modellflugzeuge, die tatsächlich mit Sonnenenergie fliegen – der Konstrukteur des ferngesteuerten Fliegers „Pico Sol II“ (798 Mark) von Sieghard Dienlin versichert, dass rein solare Flüge schon bei leicht bedecktem Himmel möglich seien. Inpro Solar vertreibt außerdem ein ferngesteuertes Solarboot, mag aber den Preis nur auf Anfrage verraten.

Auf der Seite der praktischen Dinge stehen (das klingt erst mal kurios) solarbetriebene Lampen: Die Palette reicht von der Solar-Taschenlampe mit Halterung fürs Fahrrad (29,95 Mark) über das Leuchte mit eingebautem Radio (39,89 Mark) bis hin zur Leuchtstoffröhrenanlage für die Datscha (249,90 Mark). Und nicht mal vor der Küche machen fotovoltaische Accessoires halt: Die Zeitschrift Photon bietet selbst für 69,50 Mark einen Milchaufschäumer an, in Orange, Grün oder Mint. So schön diese Geschenke auch sind, es könnte schwierig werden, sie in letzter Sekunde zu beschaffen. Und wir kennen uns: Wer die verkaufsoffenen Samstage strikt meidet und wochentags nicht zum Einkaufen kommt, steht Heiligabend gegen Mittag mit leeren Händen da. Zu hoch gepokert?

Nicht, solange es Tankstellen gibt. Der Shell-Konzern, sonst eher für den Verkauf fossiler Energieträger bekannt, macht neuerdings auch in Solar. In den Regalen ausgewählter Tankstellen (das sind allerdings die wenigsten in Berlin) liegen neben Hubschraubern und Windmühlen zum Beispiel Ladegeräte bereit, die handelsübliche Mignon-Akkus bei Sonne schon in vier bis fünf Stunden aufladen (79,95 Mark).

Zum Sortiment gehört auch sogenannter Solarschmuck. In silberne Kettenanhänger, Krawattennadeln oder Ohrstecker (ab 35 Mark) ist eine blau schimmernde polykristalline Solarzelle eingearbeitet. Was uns freilich ein wenig stutzig macht – kamen doch wenigstens Krawattennadeln und Ohrstecker bislang auch ohne Energiezufuhr noch ganz gut aus. Sollte der Tankwart um die Ecke die Kollektion nicht führen, wenden Sie sich vertrauensvoll an die Hotline (01 80) 5 07 65 27.

Selbst die Bewag drängt fotovoltaisch in den Weihnachtsmarkt, hat es aber eher auf die Fraktion der Geldschenker abgesehen. Geht es nach ihr, landet das SolarInvest-Zertifikat unter dem Weihnachtsbaum, mit dem Sonnenenergieanlagen gefördert werden: Der Zehntelanteil kostet 239,90 Mark und wird nach zehn Jahren von der Bewag für 300 Mark zurückgekauft.

Anne Kreutzmann, Chefredakteurin bei Photon, schlägt vor, gleich den durch Sonnenenergie erzeugten Strom selbst zu verschenken. Freilich, Strom ist kein klassischer Gabentischkandidat. Irgendwie ist das wie Brot verschenken oder Kleiderbügel. Aber wenigstens liegt Strom nicht rum, setzt keinen Staub an, und der Verpackungsmüll geht gegen null. Und nicht zu unterschätzen: Auch wer schon alles hat, kann Strom eigentlich immer gut gebrauchen. Außer zum Milchaufschäumen vielleicht. Die aktuelle Ausgabe des Solar-Magazins „Photon“ ist für 6,90 Mark im Bahnhofsbuchhandel erhältlich.

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