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Arbeitsministerin Nahles zu FlüchtlingenOhne Integration kein Geld

Andrea Nahles (SPD) findet, integrationsunwilligen Flüchtlingen müssten die Leistungen gekürzt werden. Julia Klöckner und Volker Bouffier (CDU) stimmen zu.

Wer hier ein neues Leben beginnen will, muss sich „an unsere Regeln und Werte halten“, findet Andrea Nahles. Foto: reuters

Berlin/Frankfurt rtr/epd | Die stellvertretenden CDU-Vorsitzenden Julia Klöckner und Volker Bouffier unterstützen den Vorschlag von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD), Leistungen für Flüchtlinge zu kürzen, die sich nicht integrieren lassen wollen. Der hessische Ministerpräsident Bouffier sagte vor der CDU-Präsidiumssitzung am Montag in Berlin, dass Flüchtlinge Sprachkurse zur besseren Integration absolvieren müssten. „Wer das nicht macht, der muss auch mit Leistungskürzungen rechnen. Das entspricht der Gesetzeslage, und das halte ich auch für richtig“, sagte er.

„Ich freue mich, dass Frau Nahles unseren Vorschlag aufgreift“, sagte die rheinland-pfälzische CDU-Vorsitzende Klöckner. Jetzt müsse die Bundesarbeitsministerin nur noch ihre eigenen Parteifreunde in Rheinland-Pfalz überzeugen, teilte sie mit. Die Leistungskürzung sei Teil der verpflichtenden Integrationsvereinbarungen, die sie selbst schon vor Monaten vorgeschlagen habe, sagte Klöckner, die bei der Landtagswahl in ihrem Bundesland am 13. März die SPD-geführte Regierung ablösen will.

Nahles hatte in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung geschrieben, wer in Deutschland Schutz suche und ein neues Leben begonnen wolle, müsse sich „an unsere Regeln und Werte halten“. Einen Anspruch auf leistungslose Unterstützung gebe es nicht. Wer Hilfe in Anspruch nehme, müsse „sein ganzes Können, seine Arbeitskraft und – wie alle anderen auch – sein eigenes Vermögen einbringen“.

Aus ihrer Sicht solle die Unterstützung auch an die Teilnahme an Sprachkursen geknüpft werden, erklärte Nahles. Sie habe ihr Ministerium beauftragt, in der Bundesregierung zügig die Abstimmung über ein Integrationsfördergesetz zu beginnen. Dieses solle bürokratische Hürden beseitigen und die notwendigen Mittel bereitstellen, die für die vielen Schritte der Integration erforderlich seien.

Klare Erwartungen gebe es nicht nur an die Flüchtlinge, die in Deutschland einen Neustart wagten, sondern auch an Zuwanderer aus dem EU-Ausland, schrieb die Ministerin weiter. Alle EU-Bürger hätten das Recht, innerhalb der EU zu leben, wo sie wollten. Aber sie sollten auf eigenen Füßen stehen, wie es der mit Abstand größte Teil der hier lebenden EU-Bürger auch tue „und nicht von Anfang an auf Sozialhilfe angewiesen sein“. Denn die Kommunen könnten nicht unbegrenzt für mittellose EU-Ausländer sorgen, erklärte Nahles. Das sei auch nie die Idee der EU-Freizügigkeit gewesen.

Neben dem Flüchtlingsthema dürften zudem die Menschen nicht aus dem Blick verloren werden, die schon lange in Deutschland lebten, schrieb die SPD-Politikerin. „Es gibt auch eine Million Langzeitarbeitslose, die weiterhin unsere volle Unterstützung brauchen und bekommen.“

Ferner nannte Nahles Arbeitnehmer mit geringer Qualifikation, die sich vor der neuen Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt fürchteten, Leiharbeiter und Werkvertragsnehmer, die auf neue Regeln warteten sowie Frauen, die nach einer familiär bedingten Teilzeit wieder in Vollzeit zurückkehren wollten. „Sie alle erwarten zu Recht, dass die Bundesregierung sich ihrer Anliegen annimmt.“ Wichtige Reformvorhaben dürften nicht wegen der Flüchtlingskrise eingefroren werden.

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15 Kommentare

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  • Eines dieser "wichtigen Reformvorhaben" liegt derzeit beim Bundesverfassungsgericht und wartet auf Entscheidung, nämlich die Prüfung, ob Sanktionen bei ALG II verfassungswidrig sind.

    Jene Arbeitslosen, die auf ALG II angewiesen sind, freuen sich sicher, wenn sie tatsächlich die volle Unterstützung bekommen, ohne Androhung des Existenzentzugs bei behördendefiniertem "Fehlverhalten".

    Dass die Logik, die schon bei Hartz IV verquer ist, nach längerer Übung an den bishierigen Underdogs auch auf die Flüchtlinge übertragen wird, ist zwangsläufig, haben sich doch weite Teile der herrschenden Politik mittlerweile vollends der Erkenntnis entledigt, dass der Sozialstaat, den das Grundgesetz meint, eben genau die bedingungslose Unterstützung beinhaltet, die weiten Teilen der Gesellschaft mittlerweile abgesprochen wird.

    Wundern wir uns tatsächlich darüber, dass die Gesellschaft in Aufruhr gerät während das soziale Netz auch dank Frau Nahles von Jahr zu Jahr stärkere Ähnlichkeit mit einem Drahtseil bekommt? Ernsthaft?

  • Was ist wichtiger? ...humane Solidarität, gekoppelt an Frieden .. oder Profitökonomie? Ist schon klar, wie sie´s sagt: "..an unsere Werte und Regeln halten.." Aber? Es gibt, ohne Flüchtlinge, schon die sog. "OUTS", gebrandmarkt von der neoliberalen Ideologie! Frau Nahles´ Rhetorik ist m.E. zu unüberlegt, weil sie die Kriegsflüchtlinge kurzum in die ökonomische "OUTS" Position drängt!

    Es erscheint, als ob Frau Nahles so etwas wie `Rechten Populismus´fördert! Sie muss unbedingt zu humaner, sozialdemokratischer Rhetorik zurückfinden !

  • Ja, wie lieb wir uns um Langzeitarbeitslose kümmern! Denen wird nur das Geld bis auf Null gekürzt, wenn sie Termine nicht einhalten und der Sachbearbeiter seine Kürzungsquote noch erreichen muss. Sollten sie Gehorsam ohne Vermittlungserfolg zeigen, werden sie höchstens noch per Politsprech zu faulem Pack, Sozialbetrügern oder auch Parasiten erklärt (wenn grad kein Ausländer zu Hand ist).

    Nach zwei Tagen ohne Diffamierungssau durchs Dorf hatte ich mich schon gewundert, wer als nächstes eine fundamentale "Lösung" präsentiert für total überforderte Ämter, Brände legende Rechtsterroristen, kaum betreute allein "reisende" Kinder etc. pp. Aber dann wären wir ja jetzt so weit, das Problem ist so gut wie gelöst, denke ich. Hammwers überstanden. Ach nee: Schon jetzt sind die Sprachkurse massiv überbelegt, viele Interessierte werden vertröstet und irgendwelche Halbausgebildeten Laien sowie ehrenamtlich (also neben ihrem Beruf, nä) Engagierten übernehmen das, dessen Verweigerung Frau Nahles nun bestrafen will. Hat die sie noch alle?

  • B)

     

    Wir unterstellen den Flüchtlingen einfach mal, dass sie zu uns kommen, um sich auf unsere Kosten in unsere soziale Hängematte plumpsen zu lassen - wie dreist. Jeder, der mit den Menschen direkt zu tun hat weiss, dass den meisten von ihnen dieses Ansinnen fernliegt. Wenn wir sie schon für ihren Aufenthalt hier mit ihren Notgroschen (womögliche Rückkehr eingeschlossen) für ihren Aufenthalt hier zahlen lassen, dann frage ich mich weshalb wir sie dann nicht wie Gäste behandeln sondern sie in einen Bettelstatus mit unerwünschtem Zwangsaufenthalt und teilweise erschreckender Statuszuweisung zwingen.

     

    Wenn das so ist, dann frage ich mich weiter, wieso das nicht schleunigst allenthalben bekannt gemacht wird. Das würde den AfD-und Pegidisten und auch so manchem reinen Wirtschaftsflüchtling sicherlich einigen Fahrtwind nehmen.

     

    Wenn das wirklich so ist, dann solte unsere Regierung genau das ehrlich auf ihre Welcome-und Aufklärungs-Plakate schreiben, anstatt dies erst so allmählich durchsickern zu lassen, nachdem sie sich erst in aller Welt feiern und hochleben lassen hat.

     

    Wichtiger erschiene mir, anstatt sich von Erdogan statt 3 gleich 5 Milliarden Euro abpressen zu lassen, von ihm zu verlangen, dass er für bspw. nordafrikanische Staaten eine Visumspflicht einführt, die den billigen Flugtransfer von Maghreb-Staaten in die Türkei und weiter in die EU unterbindet.

     

    Manchmal hat man das Gefühl, sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht.

  • A)

    Wer Hilfe in Anspruch nehme, müsse „sein ganzes Können, seine Arbeitskraft und – wie alle anderen auch – sein eigenes Vermögen einbringen“.

    1. ..Können.. ok

    2. ..Arbeitskraft ... wem es erlaubt ist, auch ok

    3. ..eigenes Vermögen... Wie ist das denn nun genau zu verstehen?

     

    Müssen nun die bei uns eintreffenden Flüchtlinge (fast) all ihren Besitz (bei wem?) abliefern, über den sie noch verfügen nach der kostspieligen Flucht, für die sie wahrscheinlich alles versilbert haben, was zu versilbern war. Und dann stehen sie im wahrsten Sinne des Wortes "nackt und bloß" da und müssen bei uns für Almosen dankbar sein, die sie sonst gar nicht nötig hätten? Wie sieht es denn mit Auslandskonten und Ähnlichem aus. Und wie können dann - nach hoffentlich baldigem Frieden (sicherlich noch nicht in den nächsten 6-8 Monaten) - die Schutzsuchenden wieder Zuhause im Nichts mit Nichts wieder eine Existenz aufbauen? Ist das unser deutscher Marshallplan?

     

    Was ist das denn für eine Angst- und Misstrauens-Demokratie, die mit solchem Verhalten den Neuankömmlingen mit der einen Hand ein säuerliches Willkommen bietet und ihnen mit der anderen Hand alles bis auf ein paar lumpige Kröten abknöpft? Wäre es nicht anständiger, den Menschen nach der Registrierung zunächst Unterstützung beim Kennenlernen unserer Kultur, dem Spracherwerb sowie Wohnungs- und Arbeitssuche zu geben? Ich weiss, dass das erst einmal naiv klingt - ist es aber nicht. Es wäre einfach menschlicher Anstand, der nicht von Gier und überlästigen Verlustängsten getragen wird, sondern von unserer zweifellos verhandenen Leistungsfähigkeit. Die, die solche Ängste haben, haben meist ohnehin so wenig, dass sie es sich nicht leisten können. Denen wird aber auch nichts abverlangt.

    • @noevil:

      Gemach - tausendjährig -

       

      Schauen zwölf auf diese altneue

      Geschichte - herab &

      Es sind nicht die 12 Aposteln!

      kurz - auch Götz Aly -

      Hatt schon den -

      Zettelkasten - öh

      In Stellung gebracht;!(

  • Ja wie? Wenn ich das a fotto - danke -

    Richtig seh!

     

    Verkündet Eifels Else &

    Kerr - Keiner willse!

    Ihr Ekel-Paket - Vor - ja wie passend!

    Einem Mann der - Brücke!

    Kichners Ernst Ludwig - fand sich

    Nazi gebrandmarkt als entartet &

    Da - dreist - Integrationsunwillig! ~>

    Nazi`schland schnell verlassend! &

    Doch -Staatlich beraubt - An 600 Stücke!

  • Die Tage der vollends opportunistischen SPD sind gezählt. Niemand braucht sie mehr...

  • Wenn Menschen wie Angela Nahles „unsere“ sagen, meinen sie immer „meine“. Sie wollen damit lediglich ihre ganz persönliche Führungsrolle unterstreichen. Ich habe es satt, mich von solchen Leuten vereinnahmen zu lassen. Nach MEINEN Regeln richtet sich Frau Nahles nämlich nicht. Die meisten Flüchtlinge hingegen schon.

     

    Überhaupt: Ich muss etwas verpasst haben. Ich habe offenbar die RTL-Auftaktveranstaltung verpasst, mit der diese neue Sendereihe angelaufen ist, diese Mischung aus „Dschungelcamp“ und „Was bin ich“, in der Prominente sich gegenseitig in der Absonderung immer ekliger werdender Forderungen überbieten. In der Hoffnung darauf, zum künftigen Kanzler oder zur künftigen Kanzlerin gekürt und nicht gleich rausgevotet zu werden von einem Publikum mit Handy-Flatrate und ohne Restverstand.

     

    Kann nicht bitte endlich mal zur Abwechslung jemand einem vernünftigen Vertreter der Gattung Homo politicus ein Mikrofon unter die Nase halten? Ich meine: Wenn das schon das „ganze[] Können“ und das ganze „eigene[] Vermögen“ ist, das Angela Nahles einzubringen bereit ist in den angeblich wichtigsten Diskurs der deutschen Gegenwart, dann sehe ich so ziemlich schwarz für ihre berufliche Zukunft. Einen Anspruch auf leistungslose Unterstützung gibt es schließlich nicht in Deutschland. Zumindest keinen rechtlich abgesicherten.

  • Leider wird das wichtigste nicht betont. Abbau Bürokratischer Hürden und mehr Mittel. Integration scheitert derzeit eher an den nicht vorhandenen Kursen und Professionellen Helfern. Als an den Integrationswilligen Migranten.

  • Mal sehen, wie das in Karlsruhe aufgenommen wird. Da hat man so was schon mal abblitzen lassen. https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2012/bvg12-056.html

    Das weiß die Nahles, doch jeder will sich gerade in aktionistischer Härte übertreffen und da spielt die Durchführbarkeit erst mal keine Rolle.

  • 2G
    27741 (Profil gelöscht)

    Die soll mit dem scheiß Geschwätz aufhören und erst mal allen die Hilfe und Unterstützung zukommen lassen, welche die Menschenrechte ihnen versprechen. Das gilt auch für die Menschen, die in den letzten Jahrzehnten darauf gewartet haben. Hiermit sind selbstverständlich auch die Menschen gemeint, die keine Migranten oder Flüchtlinge sind. Die warten, das hat die SPD schon lange vergessen, auch auf eine menschenwürdige Behandlung. Wenn die SPD das nicht vergessen hätte, wäre die Stimmung eine andere.

    • @27741 (Profil gelöscht):

      Für die Sozialhilfe sind die Kommunen zuständig, nicht Frau Nahles. Es wird also sicherlich auch so manche Kommune existieren, die von "ihrer" Partei regiert wird und wie alle anderen Kommunen auch kein Obdachlosenparadies ist. Leider.

  • 5G
    571 (Profil gelöscht)

    DAS nenne ich Konsens der größtmöglichen GroKo aller Zeiten:

    "Julia Klöckner und Volker Bouffier (CDU) stimmen zu."

     

    Seehofer auch? Mir wird ganz schlecht.

    Und Petry?

    • @571 (Profil gelöscht):

      Petry schießt, wenn der Ausländer nicht akzentfrei "Sieg Heil" sagen kann. (Leider irgendwie ekelhaft unlustig, dass sie sich nur durch das Ausmaß ihrer Gewaltfantasien unterscheiden, unsere demokratischen Parteien.)