Anteil am Weltmarkt wächst: Europa entdeckt Batterieproduktion
Bislang dominierte Asien den Batterieweltmarkt. Doch derzeit werden in Europa so viele Fabriken geplant wie nirgends sonst.
Von den brandenburgischen Landesministerien – ob für Umwelt oder Wirtschaft – ist dazu bisher nichts zu hören, denn noch liegt kein Bauantrag vor. Nur Musk selbst nennt Zahlen: Er strebe eine Produktion von 100 Gigawattstunden (GWh) Akkukapazität pro Jahr an; ein späterer Ausbau auf 200 bis 250 GWh sei denkbar. Geht man überschlägig von einer Batteriekapazität pro Fahrzeug von 100 Kilowattstunden aus, reichen 100 GWh für eine Million Autos. Bisher produziert Tesla seine Batterien in Kooperation mit Panasonic im US-Bundesstaat Nevada.
Nicht erst mit dem Tesla-Vorstoß wird klar: Die Batteriewelt wandelt sich. Kürzlich noch galt Europa als abgehängt, das Metier dominierten chinesische, japanische und südkoreanische Firmen. Doch nun wüchsen „in keiner anderen Weltregion die Produktionskapazitäten für Lithium-Ionen-Batterien so schnell wie in Europa“ teilte jüngst die ees Europe mit, die Fachmesse für Energiespeichersysteme. Bis 2030 werde der Anteil Europas an der globalen Fertigung von derzeit rund sechs Prozent auf voraussichtlich 16 bis 25 Prozent anwachsen.
Deutschland hat einen guten Anteil daran. Erstmals rückte die Bundesrepublik im Jahr 2018 international ins Blickfeld, als der chinesische Hersteller CATL ankündigte, sein erstes Werk außerhalb Chinas nahe Erfurt zu bauen. Dort war anfangs von einer Fabrik-Kapazität von jährlich 14 GWh die Rede, inzwischen heißt es, es seien sogar 100 GWh möglich. Das weckt Hoffnungen auf viele Jobs. Eine Studie des Fraunhofer ISI im Auftrag des Maschinenbauverbandes VDMA ergab, dass in Batteriefabriken je GWh Jahresausstoß rund 40 Arbeitsplätze entstehen könnten. Nimmt man die von Musk angesprochenen Dimensionen, wären das bis zu 10.000 Jobs alleine in Grünheide. Zusätzlich könne die fünffache Menge an „vorgelagerten“ Arbeitsplätzen entstehen, etwa in der Forschung und Entwicklung sowie im Maschinen- und Anlagenbau, rechnet das ISI vor.
Milliarden Euro von Bund und Ländern
Solche Zahlen lassen die Politik derzeit tief in die Subventionskasse greifen. Schon CATL erhielt Millionen an Steuergeldern, nun sagte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, Tesla könne mit einer „beträchtlichen Förderung“ durch den Staat rechnen. Alleine im Rahmen der sogenannten IPCEI-Förderung (Important Projects of Common European Interest) stellt das Bundeswirtschaftsministerium rund drei Milliarden Euro für Batteriezellenprojekte zur Verfügung. Zuzüglich der Co-Finanzierung aus den jeweiligen Bundesländern erhöht sich die Summe auf fünf Milliarden Euro.
Einige Empfänger von IPCEI-Fördermillionen stehen bereits fest. BASF erhält für seine Standorte in Schwarzheide (Brandenburg) und Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) 175 Millionen Euro für die Erforschung neuer Kathodenmaterialien. Varta bekommt 300 Millionen, BMW 60 Millionen für die Entwicklung neuer Zellgenerationen. Darüber hinaus fließt auch aus anderen öffentlichen Töpfen viel Geld. Opel soll laut Minister Altmaier einen „beachtlichen dreistelligen Millionenbetrag“ erhalten für eine Zellenproduktion in Kaiserslautern gemeinsam mit dem französischen Batteriehersteller Saft. Die Kapazität dort soll 24 GWh im Jahr betragen – ebenso viel, wie in einem Zwillingswerk im nordfranzösischen Douvrin.
Unterdessen kündigte das chinesische Unternehmen Svolt an, im Saarland eine Fabrik mit ebenfalls 24 GWh aufzubauen. Diese soll Geld aus der GRW-Förderung (Gemeinschaftsaufgabe Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur) erhalten. Allein Volkswagen lässt wissen, man baue die Zellenfabrik am Standort Salzgitter „ohne IPCEI oder Investitionsbeihilfen der Regionalförderung“. Das Werk, ein Gemeinschaftsprojekt mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt, soll 2024 mit 16 GWh starten.
In der Summe, so schätzt das Fraunhofer ISI, würden bis 2025 in Europa Produktionskapazitäten von 300 bis 400 GWh, und bis 2030 von 500 bis 600 GWh entstehen. Bis dahin sind allerdings mancherorts noch wichtige Fragen zu klären. In Grünheide war speziell die Wasserversorgung schon bei der aktuell in Bau befindlichen Tesla-Fabrik ein heikles Thema. Eine Ausweitung des Werkes zur Batteriefabrik würde die Situation erheblich verschärfen. Doch auch dazu äußert sich das Brandenburger Umweltministerium derzeit nicht – offiziell liege schließlich noch gar nichts vor.
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