Anschlag auf BVB-Bus: Zimmer mit Aussicht
Der Tatverdächtige des Anschlags in Dortmund sitzt nun in Untersuchungshaft. Er plante wohl ein Massaker am gesamten BVB-Team.
Der Täter Sergej W. stammt nach Medienberichten aus Freudenstadt im Schwarzwald, arbeitete aber als Elektriker in einerm Kraftwerk in Tübingen. In Rottenburg/Neckar hatte er ein Zimmer zur Untermiete, wo er auch die letzte Nacht verbrachte. Die Festnahme wurde von der GSG 9-Spezialtruppe der Bundespolizei durchgeführt.
Anschließend durchsuchten Polizeikräfte vier Objekte in Baden-Württemberg, wohl die beiden Wohnungen Ws., seinen Arbeitsplatz sowie eine Immobilie in Haiterbach (Kreis Calw), die auch mit Sergej W. in Verbindung stehen soll. Derzeit geht die Bundesanwaltschaft jedenfalls davon aus, dass W. keine Komplizen hatte, sondern Alleintäter war.
Zur Vorbereitung des Anschlags hatte sich W. schon im März im Hotel L'Arivée eingemietet, dem späteren Team-Hotel von Borussia Dortmund. Auch für die möglichen Spieltage des Viertelfinales hatte sich W. im Hotel ein Zimmer mit Blick auf den Tatort reserviert. Vermutlich hat er von dort aus per Funk drei Sprengladungen aktiviert, die an der Route des BVB-Busses platziert waren. Die Sprengsätze waren laut BAW mit sieben Zentimeter langen und 15 Gramm schweren Metallstiften bestückt.
Zündung der drei Sprengsätze „zeitlich optimal“
BAW-Sprecherin Frauke Köhler beendete Spekulationen, wonach die Sprengsätze eine Sekunde zu spät gezündet worden seien und deshalb nur relativ geringen Schaden anrichten konnten. Tatsächlich sei die Zündung der drei Sprengsätze „zeitlich optimal“ erfolgt. Allerdings sei das mittlere der drei Sprengpakete zu hoch platziert gewesen, so dass die Metallstifte vor allem über den BVB-Bus hinweg flogen. Der erste und dritte Sprengsatz waren in Bodennähe deponiert, der mittlere in etwa einem Meter Höhe.
Nach den bisherigen Erkenntnissen wollte W. mit dem Anschlag einen Kurzsturz der BVB-Aktie auslösen. Dazu hätte er aber wohl große Teile der Mannschaft töten oder schwer verletzen müssen. Ob die Sprengsätze dazu geeignet waren, ist zweifelhaft. Der erste und der dritte Sprengsatz hatten zwar Schäden am Bus angerichtet, mehrere Sicherheitsscheiben zerbarsten, der BVB-Verteidiger Marc Batra wurde durch Splitter an Hand und Arm verletzt und ein Metallstift bohrte sich in eine Kopfstütze im Bus. Ein Massaker an der ganzen Mannschaft war aber eventuell doch nicht möglich.
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W. hatte mit einem Anfang April aufgenommenen Verbraucherkredit über rund 40.000 Euro am Tattag mehrfach Optionsscheine gekauft, mit denen er faktisch auf einen Kursverlust der Vereinsaktien wettete (so genannte Put-Optionen). Je größer der Kursverlust, umso größer wäre der Gewinn von W. gewesen.
Bei Spekulationen mit solchen Derivaten sind Gewinne (und Verluste) möglich, die das eingesetzte Kapital um ein Mehrfaches übersteigen. Zum maximal möglichen Gewinn wollte die BAW noch nichts sagen. Die Bild-Zeitung schätzte ihn auf 39 Millionen Euro, Spiegel Online dagegen nur auf 200.000 Euro.
Die Ermittler kamen W. auf die Spur, nachdem eine Bank ungewöhnliche Käufe von BVB-Optionsscheinen meldete. Anhand der IP-Adresse konnte festgestellt werden, dass diese Geschäfte ausgerechnet aus dem Hotel Arivée, dem Teamhotel des BVB getätigt wurden. W. hatte sich im Hotel auch schon anderweitig verdächtig gemacht, weil er darauf bestand, Zimmer zur Straße zu buchen. Außerdem habe er nach dem Anschlag ganz unaufgeregt ein Steak bestellt, während andere Gäste sehr aufgeregt gewesen seien, berichtete Bild.
Am Freitagnachmittag wurde W. in Karlsruhe dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt. Der Richter erließ dann einen Haftbefehl entscheiden. Die Bundesanwaltschaft wirft ihm zwanzigfachen versuchten Mord vor.
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