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Angriff in Tel AvivMann fährt in Menschenmenge

Während Israels Großoffensive im Westjordanland noch andauert, greift ein Mann in Tel Aviv Zi­vi­lis­t*in­nen an. Mehrere Menschen werden verletzt.

Ein Autofahrer verletzte mehrere Menschen Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Berlin taz | Nach Beginn einer Großoffensive des israelischen Militärs im Westjordanland hat ein palästinensischer Angreifer in Tel Aviv sieben Menschen verletzt, teilweise schwer. Polizeiangaben zufolge rammte ein Mann mit einem Auto Fußgänger in einer Einkaufsstraße. Anschließend sei er ausgestiegen und habe mit einem scharfen Gegenstand auf Zi­vi­lis­t*in­nen eingestochen. Ein bewaffneter israelischer Zivilist erschoss den mutmaßlichen Täter.

Die Hamas sprach von einer „ersten Reaktion“ und lobte die Tat als „heldenhafte Rache“ für die israelische Offensive, die das Militär am Montag begonnen hatte. Mindestens zehn Palästinenser waren dabei getötet worden, darunter laut Medienberichten mehrere Militante. Die Hamas bezeichnetet den Angreifer vom Dienstag als ihr Mitglied.

Bei dem Mann handelt es sich laut israelischen Angaben um einen 20-Jährigen aus dem Westjordanland, der ohne Genehmigung nach Israel eingereist war. Mehrere Personen, die mit ihm in Verbindung stehen, seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit.

Als der Angreifer am Dienstag zur Tat schritt, dauerte die israelische Offensive in Dschenin im nördlichen Westjordanland noch an. Die Nacht auf Dienstag war jedoch deutlich ruhiger als die Nacht zuvor. Das Militär hatte sich bis zum späten Dienstagnachmittag aber noch nicht aus Dschenin zurückgezogen.

Die Luftangriffe und die heftigen Kämpfe zwischen israelischen Soldaten und bewaffneten Palästinensern bewegten mehrere Tausend Menschen, aus dem Gebiet zu fliehen. Am Dienstagmorgen hatten rund 3.000 Menschen in anderen Teilen oder außerhalb der Stadt Zuflucht gesucht.

UN-Palästinenserhilfswerk besorgt

Das israelische Militär beschuldigte Militante im sogenannten Flüchtlingslager von Dschenin, einer Hochburg des militanten Widerstands gegen die israelische Besatzung des Westjordanlands, Waffen und Munition inmitten von Zi­vi­lis­t*in­nen gelagert zu haben. Das Flüchtlingslager ist ein dicht besiedelter Stadtteil von Dschenin. Auch sollen palästinensische Kämpfer eine Moschee genutzt haben, um sich darin zu verschanzen. Nach eigenen Angaben fand das Militär auch einen Tunnel, der Kämpfern die Flucht ermöglichen sollte.

Das UN-Palästinenserhilfswerk (UNRWA) äußerte sich besorgt über die Folgen der Militäraktion und rief dazu auf, Zi­vi­lis­t*in­nen zu schützen. Es seien „umfangreiche Schäden an der Lagerinfrastruktur“ entstanden. Die Wasser- und Stromversorgung sei in weiten Teilen unterbrochen. Viele benötigten Lebensmittel, Trinkwasser und Milchpulver für Kinder.

Israels Militär führte den Angriff in Tel Aviv am Dienstag als Rechtfertigung für die Offensive in Dschenin an. Während das Militär daran arbeite, „die Stabilität im Dschenin-Lager aufrechtzuerhalten, indem sie die terroristische Infrastruktur ins Visier nimmt, sind unsere Zi­vi­lis­t*in­nen Ziel von Terrorismus“.

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1 Kommentar

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  • "Grossoffensive im Westjordanland"? Wirklich? Israel begeht voelkerrechtswidrige Verbrechen an den Palaestinensern und die westlicche Welt schaut zau. Wie gehabt. Die taz sollte sich mal ein Beispiel an Al Jazeera US nehmen, da wird immerhin objektiv berichtet.