Aktuelle Nachrichten zur Coronakrise: Morddrohungen gegen Wieler

RKI-Chef Lothar Wieler sieht sich massiv bedroht. In Italien blockieren Hafenarbeiter aus Protest gegen neue Coronaregeln Hafenzufahrten.

Lothar Wieler sitzt in der Bundespressekonferenz

RKI-Chef Lothar Wieler erhält nach eigenen Angaben Morddrohungen Foto: Wolfgang Kumm/dpa

Wieler erhält Morddrohungen

Der Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lothar Wieler, wird im Zusammenhang mit Corona-Maßnahmen nach eigenen Worten massiv bedroht. „Ich wünschte, die Lage wäre angenehmer, aber ich bekomme immer noch Drohungen“, sagte Wieler den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Wenn etwa öffentlich behauptet werde, er sei dafür verantwortlich, dass Schulen geschlossen würden, oder wenn irgendwo die Behauptung stehe, er wolle Lockdown statt Freiheit, „dann nehmen die Drohungen, auch die Morddrohungen, massiv zu“.

Die Drohungen würden ihn nicht von seiner Arbeit abhalten, sagte er. Wieler räumte ein, dass das Institut für die Aufgaben in der Pandemie an seine Grenzen gekommen sei. Die Beratung der Regierung sei zwar der gesetzliche Auftrag und daher nichts Ungewöhnliches. Doch mit der Pandemie sei das RKI stark in den Fokus gerückt: „Durch die massiven Anforderungen, die in kurzer Zeit an uns gestellt wurden, sind wir als Institut an unsere Grenzen gestoßen – personell wie finanziell.“

Wieler wies die Kritik von Grünen und FDP wegen einer zu großen Nähe zur Regierung zurück. Die Forderung der Liberalen, das RKI künftig unabhängig von Gesundheitsministerium aufzustellen, sei zu kurz gedacht.

„Wäre das RKI völlig losgelöst wie ein Max-Planck-Institut, dann hätten wir überhaupt nicht den Hebel, die gesundheitspolitischen Vorhaben fachlich so intensiv zu beraten“, sagte er.

Auch den Vorwurf der Grünen, das RKI trage eine Mitverantwortung an den langen Schulschließungen, wies Wieler zurück. Das Institut habe öffentlich betont, dass Kinder keine Treiber der Pandemie seien. „Vielmehr zielen unsere Empfehlungen darauf ab, Schulen zu einem sicheren Ort zu machen und Schulschließungen zu vermeiden“, sagte er. Es komme immer darauf an, was vor Ort aus diesen Empfehlungen gemacht werde. (epd/afp)

Italienische Hafenarbeiter protestieren gegen Coronaregeln

Hunderte Hafenarbeiter haben am Freitag in Italien gegen die neu eingeführte Pflicht zur Vorlage eines Corona-Passes am Arbeitsplatz protestiert. Rund 300 Arbeiter blockierten am Morgen die Zufahrt zum Hafen von Genua und sorgten für Verspätungen beim Warenumschlag. Auch am Hafen von Triest demonstrierten Hunderte Arbeiter.

Seit Freitag darf in Italien nur noch zur Arbeit erscheinen, wer eine Corona-Impfung, -Genesung oder einen negativen Coronatest nachweisen kann. Wer ohne den sogenannten „grünen Pass“ zur Arbeit kommt, riskiert bis zu 1.500 Euro Bußgeld. Wer der Arbeit fernbleibt, weil er das Dokument nicht vorweisen kann, muss mit unbezahlter Freistellung rechnen.

Wer sich nicht impfen lassen will, muss auf eigene Kosten einen Coronatest machen. In den vergangenen Wochen hatte es zum Teil gewalttätige Proteste gegen die neue Regelung gegeben. (afp)

Tunesien, Marokko und Algerien keine Risikogebiete mehr

Die nordafrikanischen Länder Tunesien, Marokko und Algerien gelten für Urlauber aus Deutschland ab diesem Sonntag nicht mehr als Corona-Hochrisikogebiete. Ebenfalls von der Risikoliste gestrichen werden dann auch Sri Lanka und Fidschi, wie das RKI nach entsprechenden Einstufungen der Bundesregierung am Freitag bekanntgab. Damit entfallen für Reisende aus diesen Ländern Quarantäne-Vorgaben bei Einreise nach Deutschland.

Neu als Hochrisikogebiete gelten ab Sonntag das afrikanische Gabun sowie der vor der Küste liegende Inselstaat São Tomé und Príncipe. (dpa)

Australischer Staat beendet Quarantäne nach Einreisen

New South Wales, der bevölkerungsreichste Staat Australiens, beendet die Hotel-Quarantäne für vollständig geimpfte Reisende aus dem Ausland. Geimpfte, die vor einer Reise nach Sydney negativ auf das Virus getestet würden, bräuchten ab 1. November nicht mehr 14 Tage zur Quarantäne in ein Hotel, sagte der Regierungschef von New South Wales, Dominic Perrottet, am Freitag. Damit werden Reisen nach Australien wesentlich einfacher.

Zuvor war in Sydney ein 106-tägiger Lockdown zu Ende gegangen. Perrottet sagte, seine Entscheidung sei ein großer Schritt, um New South Wales wieder global zu vernetzen und werde der Tourismusbranche helfen. Unklar blieb, ob auch einreisende Aus­tra­lie­r:in­nen eine Quarantäne vermeiden, wenn sie in Sydney landen und dann im Inland weiterfliegen.

Bür­ge­r:in­nen Australiens sowie Menschen mit ständiger Aufenthaltserlaubnis dürfen ab November erstmals seit Frühjahr 2020 wieder frei reisen. Die Eltern von Aus­tra­lie­r:in­nen würden als enge Familienangehörige eingestuft, sagte Premierminister Scott Morrison. Das bedeute, dass Aus­län­de­r:in­nen erstmals ihre während des Lockdowns in Australien geborenen Enkel besuchen dürfen.

Wann wieder Tou­ris­t:in­nen kommen dürfen, hat Morrison noch nicht mitgeteilt. Für dieses Jahr hat er das aber ausgeschlossen. Bevorzugt würden qualifizierte Zu­wan­de­re­r:­in­nen und junge Leute, die in Australien studieren wollen. (ap)

Frankreich: Coronatests für Nichtgeimpfte kostenpflichtig

In Frankreich sind Coronatests für nichtgeimpfte Erwachsene nicht mehr kostenlos, es sei denn, medizinische Gründe sprechen gegen eine Impfung. Das Ziel sei, die Menschen zur Impfung anzuspornen, da diese den besten Schutz biete und einen dauerhaften Ausweg aus der Coronakrise weise, erklärte die Regierung in Paris. Die Tests würden als Impfersatz missbraucht, dies müsse die Öffentlichkeit nicht länger finanzieren.

Ein Schnelltest kostet künftig zwischen 22 und 30 Euro, ein PCR-Test 44 Euro. In Deutschland greift eine ähnliche Regelung mit einem Ende kostenloser Tests für alle bereits seit Montag dieser Woche.

Weiterhin von der Krankenkasse bezahlt werden in Frankreich auch künftig Tests, die im Rahmen der Kontaktnachverfolgung oder von Massentests etwa an Schulen vorgenommen werden oder wenn Menschen Krankheitssymptome aufweisen. (dpa)

43.000 Eng­län­de­r:in­nen womöglich doch mit Corona infiziert

Etwa 43.000 Menschen in England könnten wegen eines Laborfehlers versehentlich zu Unrecht negative Corona-Testergebnisse erhalten haben. Die Gesundheitsbehörde Health Security Agency teilte am Freitag mit, dass die Untersuchungen in einem Labor in der Stadt Wolverhampton ausgesetzt worden seien. Insgesamt seien dort rund 400.000 Tests ausgewertet worden.

„Die überwiegende Mehrheit davon werden negative Ergebnisse gewesen sein, aber schätzungsweise 43.000 Menschen könnten zwischen dem 8. September und 12. Oktober ein falsches negatives PCR-Testergebnis erhalten haben, hauptsächlich im Südwesten Englands“, betonte die Behörde. Sie leitete eine Untersuchung ein. Es gebe keine technischen Probleme mit den Tests selbst, die weiterhin wie gehabt genutzt werden könnten.

Die Behörden versuchen nun, die Menschen zu ermitteln, die noch immer infektiös sein könnten, und riefen zudem deren enge Kontaktpersonen auf, sich ebenfalls zu testen. (dpa)

Mobile Impfärzte erhalten weniger Geld als im Impfzentrum

Mobile Impfärzte erhalten in Niedersachsen 20 Euro weniger Stundenlohn als bei ihrer Arbeit in den Impfzentren. Die Impfärzte werden pro angefangene Viertelstunde bezahlt und erhalten dafür nun 32,50 Euro statt 37,50, wie eine Sprecherin des Gesundheitsministeriums am Freitag in Hannover auf Anfrage mitteilte. Somit kommen mobile Impfärzte auf einen Stundenlohn von 130 Euro – in den Impfzentren waren es noch 150 Euro. Zuvor hatte die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) darüber berichtet.

Die landesweiten Impfzentren wurden Ende September geschlossen. Die Corona-Schutzimpfungen sollen nun mobile Teams sowie niedergelassene Ärzte verabreichen. (dpa)

Mehrheit hessischer Läden will 2G-Optionsmodell nicht nutzen

Für vier von fünf Handelsbetrieben in Hessen ist das sogenannte 2G-Modell einer Umfrage zufolge keine Option. Lediglich Unternehmen mit beratungsintensiven Sortimenten – wie Brautmoden- und Fotofachgeschäfte oder Optiker – können sich mehrheitlich vorstellen, nur noch Corona-Geimpfte und Genesene in ihren Läden zu empfangen. Das geht aus einer am Freitag abgeschlossenen Blitz-Umfrage des Handelsverbands Hessen hervor.

Dieser hatte nach der Stimmung unter seinen Mitgliedern gefragt, nachdem Hessen das 2G-Optionsmodell auf den gesamten Einzelhandel ausgeweitet hat. Bis dahin war dieses Zugangsmodell im Handel ausschließlich bei Veranstaltungen erlaubt. Wie viele Händler an der Stichprobe teilnahmen, war zunächst nicht bekannt.

Die Umfrage des Handelsverbands deckt sich weitgehend mit der Einschätzung der Landesregierung. Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) hatte bereits zum Start der neuen Verordnung gesagt, er gehe davon aus, dass Geschäfte des alltäglichen Bedarfs eher keinen Gebrauch von dem Optionsmodell machen.

Am Dienstag hatte das Land Hessen erklärt, dass das 2G-Optionsmodell auf den gesamten Einzelhandel ausgeweitet werde, also auch auf den Lebensmittel-Einzelhandel. Betreiber im Kultur-, Gastronomie- und Veranstaltungsbereich konnten bereits vorher die 2G-Regel anwenden. Wer nur Geimpfte und Genesene in seine Räume oder Läden lässt, darf auf die Abstands- und Maskenpflicht verzichten. (dpa)

Torhüterfrage beim VfB Stuttgart weiter ungeklärt

Beim VfB Stuttgart ist die Torhüterfrage vor dem Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag weiter ungeklärt. Ob Ersatztorwart Fabian Bredlow für die Schwaben spielen kann, hängt vom Ergebnis seines Coronatests ab, das dem VfB am Freitagvormittag zunächst noch nicht vorlag. „Es gibt die Möglichkeit, ihn freizutesten. Dann gäbe es eine kleine Wahrscheinlichkeit, dass er auf dem Platz stehen kann“, sagte Trainer Pellegrino Matarazzo.

Wie Bredlow war auch Stammtorwart Florian Müller zuletzt positiv auf Corona getestet worden, er steht definitiv nicht zur Verfügung. Sollte der derzeit ebenfalls noch häuslich isolierte Bredlow auch ausfallen, würde der dritte Torhüter Florian Schock zum Einsatz kommen.

„Fabian müsste heute noch trainieren können. Wenn er heute nicht trainiert, ist er keine Option für das Spiel“, sagte Matarazzo, der zeitnah mit dem Ergebnis rechnet. „Aber Florian Schock macht einen guten Eindruck. Wir haben vollstes Vertrauen, dass er eine gute Leistung abrufen wird, sollte er auf dem Platz stehen.“

Beim VfB waren in den vergangenen Tagen fünf Spieler positiv auf Corona getestet worden. Neben Müller fallen deswegen definitiv auch Abwehrchef Waldemar Anton, Offensivspieler Erik Thommy und Flügelspieler Roberto Massimo aus. (dpa)

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