Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Booster-Impfung für alle
Alle Menschen haben in Deutschland einen Anspruch auf Auffrischungsimpfungen. Der Biontech-Impfstoff erhält in den USA die Zulassung für Fünf- bis Elfjährige.
Alle haben Anspruch auf Booster-Impfung
Alle Bürger*innen haben grundsätzlich Anspruch auf eine Corona-Auffrischungsimpfung. Darauf hat das Gesundheitsministerium am Samstag noch einmal per Twitter hingewiesen. Es bezog sich dabei auf die Impfverordnung. Für einige Personengruppen seien die Auffrischungsimpfungen (Booster-Impfungen) aber besonders sinnvoll. Das Ministerium verwies dabei auf seine Seite im Internet, auf der diese Personengruppen aufgelistet sind. Dazu zählen zum Beispiel Menschen mit einer Immunschwäche und Menschen ab 60 Jahren – „nach individueller Abwägung und ärztlicher Beratung“, wie es dort heißt.
Empfohlener externer Inhalt
Zuvor hatten Ärztevertreter Kritik an Spahn geübt. „Wir sind verärgert, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Erwartungen schürt, Booster-Impfungen seien für alle möglich“, sagte das Vorstandsmitglied des Hausärzteverbands, Armin Beck, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Die Hausärzte folgen der Empfehlung der Ständigen Impfkommission, und diese empfiehlt aktuell Drittimpfungen nur für über 70-Jährige und wenige andere Gruppen.“ Durch Spahns Äußerungen werde nun aber der Aufklärungs- und Diskussionsbedarf in den Praxen größer. Wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) ihre Empfehlung ausweite, würden die Hausärzte auch diese Personengruppen impfen, kündigte er an.
Ärztepräsident Klaus Reinhardt sagte dem RND: „Für die Notwendigkeit von Auffrisch-Impfungen für Menschen jeglichen Alters gibt es bisher keine ausreichende wissenschaftliche Evidenz.“ SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach erklärte am Samstag via Twitter, man brauche jetzt eine klare Kampagne zur Booster-Impfung für alle über 70-Jährigen. „Für sie ist Booster Wirkung ab jetzt lebensnotwendig, da für sie Durchbruchinfektionen tödlich enden können. Dritte Impfung ein Muss für sie. Andere später dran. Das muss man klar kommunizieren.“ (dpa)
Deutlicher Anstieg der 7-Tage-Inzidenz
Das Robert-Koch-Institut meldet 21.543 neue Corona-Fälle. Das sind 6398 Positiv-Tests mehr als am Samstag vor einer Woche, als 15.145 gemeldet wurden. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt deutlich auf 145,1 von 139,2 am Vortag, vor einer Woche lag sie bei 100. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 90 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Die Zahl der gemeldeten Todesfälle erhöht sich binnen 24 Stunden auf 95.696. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 4,58 Millionen Coronatests positiv aus.
Aufgrund der steigenden Zahlen hat auch Bundeskanzlerin Angela Merkel die Deutschen zu mehr Entschlossenheit im Kampf gegen das Coronavirus aufgerufen. Die aktuelle Entwicklung der Hospitalisierungswerte und der Todeszahlen „bereitet mir große Sorgen“, sagt sie der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. „Sie sollte uns allen Sorgen bereiten.“ Derzeit mache sich „schon wieder eine gewisse Leichtfertigkeit breit“. Es stimme sie sehr traurig, dass noch zwei bis drei Millionen Deutsche im Alter von über 60 Jahren nicht geimpft seien. (rtr)
Corona-Impfstoff von Biontech erhält US-Zulassung für Fünf- bis Elfjährige
Eine großangelegte Impfkampagne für fünf- bis elfjährige Kinder in den USA rückt näher: Die US-Arzneimittelbehörde FDA erteilte dem Impfstoff von Biontech/Pfizer am Freitag eine Notfallzulassung für diese Altersgruppe. „Als Mutter und Ärztin weiß ich, dass Eltern, Kinderbetreuer, Schulmitarbeiter und Kinder auf die heutige Zulassung gewartet haben“, erklärte die geschäftsführende FDA-Chefin Janet Woodcock. „Jüngere Kinder gegen Covid-19 zu impfen wird uns einer Rückkehr zu einer gewissen Normalität näher bringen.“
Woodcock betonte, das Vakzin des Mainzer Impfstoffentwicklers Biontech und des US-Pharmakonzerns Pfizer erfülle die „hohen Ansprüche“ der FDA. Die Arzneimittelbehörde erklärte unter anderem, der Impfstoff sei auch bei Kindern unter zwölf Jahren wirksam und sicher. In den USA leben rund 28 Millionen Kinder im Alter zwischen fünf und elf Jahren.
Der beratende Impfausschuss der FDA hatte am Dienstag eine Notfallzulassung für das Biontech/Pfizer-Vakzin für diese Altersgruppe empfohlen. Diese Notfallzulassung wurde nun offiziell erteilt. Nun muss noch die Gesundheitsbehörde CDC eine entsprechende Impfempfehlung aussprechen. Ein dort angesiedeltes Expertengremium soll die Frage kommende Woche am Dienstag und Mittwoch prüfen.
Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat angekündigt, nach Veröffentlichung einer Impfempfehlung sofort mit der Impfkampagne für Fünf- bis Elfjährige zu beginnen. Zuletzt bestellte die Regierung bei Biontech und Pfizer weitere 50 Millionen Impfdosen für Kinder. Bislang verabreicht nur eine Handvoll Länder, darunter China, Chile, Kuba und die Vereinigten Arabischen Emirate, jeweils dafür zugelassene Impfstoffe an jüngere Kinder.
Das Biontech-Vakzin wird an Fünf- bis Elfjährige zweifach mit einer Dosierung von jeweils zehn Mikrogram verabreicht. Die sonst übliche Dosierung beträgt jeweils 30 Mikrogramm. Laut Pfizer beträgt der Schutz vor einer Covid-19-Erkrankung durch die Impfung bei Fünf- bis Elfjährigen 90,7 Prozent.
Kinder sind vom Coronavirus zwar viel weniger betroffen. Doch auch für sie kann das Virus gefährlich werden. Seit Beginn der Pandemie wurden in den USA laut CDC 8300 Kinder zwischen fünf und elf Jahren wegen einer Covid-19-Erkrankung ins Krankenhaus eingeliefert. Es gab demnach 146 Todesfälle. Zudem gab es mehr als 5000 Fälle des Multisystem-Entzündungssyndroms bei Kindern (MIS-C), einer seltenen, aber sehr ernsten Corona-Nachwirkung, die in 46 Fällen tödlich endete.
Die Gesundheitsbehörden sollen bei Kindern weiterhin auf mögliche ernste Nebenwirkungen des Impfstoffs wie Herzmuskelentzündung achten. Die klinischen Studien waren bisher zu klein, um diese Risiken verlässlich zu beschreiben. Es wird aber davon ausgegangen, dass derartige Nebenwirkungen äußerst selten sind, weil ein Zusammenhang mit dem Testosteronspiegel besteht. Das Coronavirus selbst verursacht je nach Übertragungsrate vermutlich deutlich mehr Herzmuskelentzündungen.
Der Biontech/Pfizer-Impfstoff hat in den USA bereits eine Notfallzulassung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und eine vollständige Zulassung für Menschen ab 16 Jahren. Die Unternehmen haben auch in der EU eine Zulassung ihres Impfstoffes für Fünf- bis Elfjährige beantragt. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) könnte bis Weihnachten darüber entscheiden. (afp)
Uwe Seeler: Kimmichs Einstellung zur Impfung „sehr seltsam“
Fußball-Idol Uwe Seeler kann nicht nachvollziehen, dass ein Nationalspieler wie Joshua Kimmich sich mitten in der Corona-Pandemie nicht impfen lässt. „Kimmich ist ein toller Spieler und ein kluger Kopf. Aber seine Einstellung zur Impfung finde ich sehr seltsam“, sagte der Ehrenspielführer der DFB-Auswahl der Deutschen Presse-Agentur. Bayern Münchens Mittelfeldakteur hatte in einem Interview eingeräumt, bislang nicht gegen das Coronavirus geimpft zu sein. Er habe „persönlich noch ein paar Bedenken, gerade, was fehlende Langzeitstudien angeht“, hatte Kimmich erklärt.
Seeler hält das für egoistisch. „Er muss doch auch an die anderen denken, die er anstecken kann. Wenn sich alle Spieler impfen lassen, dann sollten es auch wirklich alle tun“, sagte der einstige Torjäger des Hamburger SV und frühere deutsche Nationalspieler über den 26-Jährigen. Seeler weiter: „Und zwei Pikse wird er gerade noch vertragen. Meine Meinung ist klar: Wenn die Impfung das einzige ist, was in der Pandemie hilft, dann sollte man es auch tun.“ (dpa)
Inselstaat Tonga verzeichnet ersten Coronafall
Im Inselstaat Tonga im Südpazifik hat der erste registrierte Coronafall einen Ansturm auf die Impfzentren ausgelöst. Freitag und Samstag seien bisher „die besten“ Tage der Impfkampagne gewesen, sagte der nationale Impfkoordinator Afu Tei am Samstag. „Fast 2000 gestern Abend und heute, wie Sie sehen, ist die Beteiligung sehr gut.“
Am Donnerstag war ein Passagier an Bord eines Rückführungsflugs aus der neuseeländischen Stadt Christchurch positiv auf Corona getestet worden. Das Ergebnis wurde am Freitag bekannt, die 215 Menschen an Bord der Maschine befanden sich da noch in Quarantäne.
Tongas Regierungschef Pohiva Tuionetoa warnte die Inselbewohner am Samstag, sich auf einen möglichen Lockdown vorzubereiten, falls weitere Fälle auftauchten. Unmittelbar bestehe jedoch kein Handlungsbedarf, da es „mehr als drei Tage“ dauern könne, bis Corona-Infizierte ansteckend würden. „Wir sollten diese Zeit nutzen, um uns auf den Fall vorzubereiten, dass weitere Menschen mit dem Virus infiziert werden.“
Das Königreich im Pazifik, etwa 1800 Kilometer nordöstlich von Neuseeland, mit seinen rund 106.000 Einwohnern gehörte zu den wenigen Ländern, die von dem Virus bislang verschont geblieben waren. Das Interesse an einer Impfung war bisher eher gering. Rund ein Drittel der Inselbewohner ist vollständig geimpft.
Die Gesundheitsbehörden bestätigten, dass der infizierte Tonganer doppelt geimpft war und die zweite Dosis Mitte Oktober erhalten hatte. Nach Angaben des neuseeländischen Gesundheitsministeriums war er außerdem vor Abflug in Christchurch negativ getestet worden. In der neuseeländischen Stadt gibt es derzeit vier bekannte Corona-Fälle, alle im selben Haushalt. (afp)
Mehr als 75 Prozent Geimpfte in China
In China sind 75,8 Prozent der Bevölkerung vollständig geimpft. 1,07 Milliarden Menschen hätten bereits den kompletten Impfschutz erhalten, teilt die Nationale Gesundheitskommission mit. In der Volksrepublik leben rund 1,41 Milliarden Menschen. In Wuhan war im Dezember 2019 erstmals das Coronavirus nachgewiesen worden. Seither hat es sich weltweit verbreitet.
In China registrieren die Behörden allerdings auch so viele neue Ansteckungsfälle an einem Tag wie seit mehr als sechs Wochen nicht mehr. 59 lokal übertragene Neuinfektionen seien gemeldet worden nach 48 am Vortag. Einschließlich der aus dem Ausland eingeschleppten Fälle sind es 78 Neuinfektionen binnen 24 Stunden. Die meisten Fälle traten im Norden auf, unter anderem in Heilongjiang, der Inneren Mongolei und Peking. Im Vergleich zu anderen Ländern sind die Zahlen in China niedrig, doch greift die Regierung gewöhnlich rasch zu drastischen Maßnahmen, so bereits in der Hauptstadt und einigen Gebieten im Nordwesten. Teilweise wurde den Menschen untersagt, ihre Wohnanlagen zu verlassen, der Präsenzunterricht in Schulen wurde eingestellt, und Unternehmen mussten schließen. (rtr)
Plan für Spenden von Impfdosen
Deutschland hält am Ziel fest, bis Jahresende 100 Millionen Impfstoffdosen an ärmere Länder abzugeben. „Dieses Versprechen halten wir auch“, sagt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums (BGM) der „Welt am Sonntag“. Bislang hat die Bundesrepublik erst 17,6 Millionen Dosen des Herstellers AstraZeneca an Drittstaaten abgegeben. Die größten Empfängerländer sind Vietnam mit 2,6 Millionen Dosen, die Ukraine mit 1,5 Millionen sowie Ägypten und Ghana mit jeweils 1,5 Millionen. Genügend Vakzine für Drittimpfungen in Deutschland seien dennoch vorhanden. 2022 erhält Deutschland laut BMG insgesamt 256 Millionen Dosen von allen zugelassenen Herstellern. (rtr)
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