Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Alle Länder unter 100er-Inzidenz
Bundesweit sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz auf 62,5 – mit Thüringen liegen nun alle Länder unter 100. „Schwarzer Pilz“ erschwert den Kampf gegen Corona in Indien.
Merkel: Nach der Pandemie ist vor der Pandemie
Mindestens 115.000 Pflegekräfte sind nach einer Schätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit im Zusammenhang mit einer Coronavirusinfektion ums Leben gekommen. „Es gibt nur spärliche Berichte, aber wir schätzen, dass mindestens 115.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gesundheits- und Pflegedienste mit dem Leben für ihren Dienst an anderen bezahlt haben“, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Montag zum Auftakt der Jahrestagung der 194 WHO-Länder in Genf.
Er werde nicht um eine Schweigeminute bitten, sagte Tedros. Stattdessen rief er die wenigen Dutzend Anwesenden im Tagungsraum sowie alle online aus den Hauptstädten Zugeschalteten zu einer Dankesaktion für die Millionen Pflegekräfte weltweit auf. Er ermunterte Zuschauerinnen und Zuschauer, viel Krach zu machen, etwa zu applaudieren, zu rufen oder mit den Füßen zu stampfen. Er selbst stimmte in anhaltenden Applaus ein.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat zum Auftakt der WHO-Jahrestagung vor neuen Pandemiegefahren gewarnt. Sie rief die Weltgemeinschaft auf, bessere Vorbereitungen zu treffen. „Diese Pandemie ist noch nicht bewältigt. Und sie wird auch nicht die letzte sein“, sagte Merkel, deren Videobotschaft eingespielt wurde. (dpa)
Infektionszahlen sinken weiter
Das Robert Koch-Institut (RKI) verzeichnet weiter sinkende Coronafallzahlen. Die Gesundheitsämter registrierten 2.682 Neuinfektionen. Das sind 2.730 weniger als am Montag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 62,5 von 64,5 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. Mit Thüringen (Inzidenzwert 96,6) ist nun auch das letzte aller 16 Bundesländer unter die 100er-Marke bei der Sieben-Tage-Inzidenz gefallen. Am niedrigsten ist dieser Wert in Schleswig-Holstein mit 30,3.
43 weitere Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten Todesfälle binnen 24 Stunden auf 87.423. Insgesamt fielen in Deutschland bislang mehr als 3,65 Millionen Coronatests positiv aus. Die Montagswerte sind meist weniger aussagekräftig als die an anderen Wochentagen, weil am Wochenende nicht alle Gesundheitsämter melden und weniger getestet wird. (rtr/taz)
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„Schwarzer Pilz“ trifft in Indien vor allem Covidkranke
Eigentlich ist die Krankheit selten – aber oft ist sie tödlich. Und jetzt tauchen in Indien alarmierend viele Fälle auf: Der „Schwarze Pilz“ trifft vor allem Covid-19-Kranke oder Menschen, die eine Corona-Infektion praktisch schon überstanden haben.
„Früher kamen mir jedes Jahr nur ein paar Fälle unter, aber die jetzige Infektionsrate ist beängstigend“, sagt Chefdiabetologe Ambrish Mithal von der privaten Krankenhauskette Max Healthcare. Mukormykose heißt die Pilzerkrankung, deren plötzlich so starke Verbreitung die Ärzte schockt. „Es ist eine neue Herausforderung, und die Sache sieht düster aus“, sagt Mithal.
Den „Schwarzen Pilz“ gibt es nicht erst seit Corona. Die Krankheit wird von Schimmelpilzen ausgelöst, die in der Erde oder in pflanzlichem Material wie verrottendem Laub oder Kompost gedeihen. Der Schimmelpilz ist auch in der Luft zu finden und selbst in den Nasen von Menschen. Normalerweise sorgt der gesunde Körper dafür, dass er dort keinen Schaden anrichtet. Ist das Immunsystem aber geschwächt, kann die Mukormykose sich verbreiten, Gewebe zerstören und sogar zum Tode führen. Von Mensch zu Mensch übertragbar ist die Krankheit nicht.
Patienten mit angeschlagenem Immunsystem und Vorerkrankungen, vor allem mit Diabetes, greife der Pilz an, sagt Mithal. Auch nach einem starken Einsatz von Steroiden wie Cortison scheint die Mukormykose leichtes Spiel zu haben. Und solche Medikamente werden auch bei schweren Coronafällen verabreicht, um Leben zu retten.
Allerdings würden sie auch viel zu oft von nicht ausreichend geschulten Ärzten vor allem in ländlichen Gebieten eingesetzt, sagt der Mediziner SK Pandey am Ram-Manohar-Lohia-Krankenhaus in Lucknow im Unionsstaat Uttar Pradesh. „Das hat zu einer Zunahme von Fällen des „Schwarzen Pilzes“ in kleineren Städten geführt“, erklärt Pandey. Oft seien Menschen betroffen, die gar nicht einmal als schwer erkrankte Coronapatienten im Krankenhaus behandelt worden seien.
Wer an Mukormykose erkrankt, muss schnell behandelt werden. Der Pilz frisst sich praktisch im Körper vor und lässt Gewebe absterben. Immer wieder müssen Chirurgen Teile des Gesichts, selbst Augen, entfernen, die schon vom Pilz befallen sind, um ein weiteres Vordringen zum Gehirn zu stoppen. Und selbst mit Behandlung ist der „Schwarze Pilz“ oft tödlich.
Rund 9.000 Fälle seien bisher in Indien bekannt geworden, erklärte der Regierungsminister Sadananda Gowda am Pfingstwochenende. Das Medikament Amphotericin B, mit dem die Infektion behandelt werden kann, ist knapp geworden in dem südasiatischen Land. Zu Todesfällen äußerte sich Gowda nicht, in den Medien ist jedoch bereits von mehr als 250 die Rede.
Dabei ist Indien im Kampf gegen das Coronavirus ohnehin schon schwer getroffen. Seit Beginn der Pandemie wurden bis Montag beinahe 27 Millionen Infektionen bestätigt – bei einer vermutlich hohen Dunkelziffer. Fast die Hälfte der Neuinfektionen wurde allein in den vergangenen zwei Monaten gemeldet. Die Zahl der Coronatoten hat 303.000 überstiegen. (ap)
Bildungsministerin fordert Impffahrplan für Kinder
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek dringt darauf, Kinder und Jugendliche bis zum Beginn des nächsten Schuljahres zu impfen. „Ich möchte, dass vor allem nach den Sommerferien überall der Schulbetrieb wieder relativ normal beginnen kann. Dafür wäre es sehr hilfreich, wenn möglichst viele Schülerinnen und Schüler geimpft wären“, sagt Karliczek laut Vorabbericht den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montagausgaben).
Es sei wünschenswert, wenn es schon „sehr zeitnah“ in allen Bundesländern einen Impffahrplan für die Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahren geben würde mit dem Ziel, dieser Altersgruppe möglichst bis zum Beginn des kommenden Schuljahres ein Impfangebot zu machen. Nach dem Willen der Ministerin soll sich der Impfgipfel von Bund und Ländern in der kommenden Woche mit dem Thema befassen.
Auch der Städte- und Gemeindebund fordert die Politik auf, den Corona-Infektionsschutz an Schulen für das kommende Schuljahr zu verbessern. „Wir können nicht ausschließen, dass die Pandemie im Herbst unser Leben wieder beeinträchtigt“, sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg den Zeitungen der Funke Mediengruppe.
„Nachdem die Schülerinnen und Schüler ein schweres Pandemiejahr hinter sich haben, muss jetzt alles unternommen werden, zu verhindern, dass wir im Herbst wieder zu einem schulischen Lockdown kommen.“ Landsberg nannte Lüftungsanlagen, öffenbare Fenster in allen Unterrichtsräumen und gute Strategien für den Schulweg. (rtr/dpa)
Sieben Familien in Velbert mit indischer Variante infiziert
Im Fall der unter Quarantäne gesetzten Bewohner:innen zweier Hochhäuser in Velbert in Nordrhein-Westfalen ist bei sieben Familien die indische Coronavirusvariante nachgewiesen worden. Das teilte der Kreis Mettmann nach der Sequenzierung der Proben von insgesamt 26 infizierten Menschen mit. Der Ausbruch zieht außerdem auch in Ratingen weitere Tests im Umfeld einer weiteren Familie nach sich, nachdem das Gesundheitsamt ermittelt hatte, dass es zwischen einer dort infizierten Familie und den Betroffenen in Velbert Kontakte gab. Ob auch hier die indische Variante vorliegt, müssen die weiteren Untersuchungen zeigen, hieß es weiter.
Nach einem ersten Nachweis der Mutante waren vor knapp einer Woche zunächst vorsorglich 189 Bewohner unter Quarantäne gesetzt und getestet worden. Viele der nicht betroffenen Bewohner konnten zwischenzeitlich aus der Isolation entlassen worden. Die Weltgesundheitsorganisation hatte die indische Coronavariante als „besorgniserregend“ eingestuft. Laut Experten könnte sie bis zu 50 Prozent ansteckender sein als die britische Variante. (dpa)
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