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Aktionen auf der Kieler WocheProtest gegen Klima-Killer Krieg

Die Marine präsentiert zum Start der Kieler Woche Kriegsgerät zum Anfassen. Ak­ti­vis­t*in­nen kritisieren die „familienfreundliche“ Aktion.

Ak­ti­vis­t*in­nen auf der Kieler Woche: Protest gegen „familienfreundliche“ Präsentation von Kriegsgerät der Marine Foto: Esther Geisslinger

Kiel taz | Kopfüber hängt eine Aktivistin in den Ästen einer Linde und hält ein Plakat, das ein zerbrochenes Gewehr zeigt. Daneben flattert ein Transparent: „Organisiert euch gegen Klimakrise und Aufrüstung“ steht darauf. Die Frau ist Teil einer Protestaktion der Gruppe „No Peace. No Climate Justice“. Sie und ihre Mitstreiter:innen, die in einem zweiten Baum ausharren, wollen auf den Krieg als Klima-Killer hinweisen und gegen das „Open Ship“ im Marinestützpunkt Kiel protestieren.

Aus Anlass des Volks- und Segelfests Kieler Woche präsentiert die Bundeswehr Kriegsschiffe, Waffensysteme und Aufklärungstechnik. Für die Ak­ti­vis­t:in­nen ist das eine „Propagandashow“, bei der Kriegsgerät „familienfreundlich“ präsentiert werde.

„Es ist völlig absurd, dass hier gefeiert wird, als wäre nichts“, erklärt Tom, ein Sprecher der Aktionsgruppe. Die Stadt Kiel bemühe sich um ein friedliches Image, doch gingen Waffenexporte und Einsätze der deutschen Marine von der Stadt aus in die Welt, kritisiert die Gruppe.

Die Baum-Besetzungen rufen die Polizei auf den Plan. Allerdings unternehmen die Be­am­t:in­nen nichts: „Es besteht keine Gefahr, daher müssen wir nicht dagegen vorgehen“, sagt ein Polizist auf taz-Anfrage.

Besucher ignorieren Aktion weitgehend

Die zahlreichen Neugierigen, die vor dem Marinegelände auf den Einlass warten, ignorieren die Aktion überwiegend, aber es gibt auch verärgerte Reaktionen: „Ihr seid wohl Putins nützliche Idioten!“, ruft ein Mann ruft den Protestierenden zu, die mit Plakaten am Zaun stehen.

Gottfried Müller von der Kieler Ortsgruppe der Deutschen Friedensgesellschaft will das Argument nicht gelten lassen: „Frieden schließen geht nur über Verhandlungen, und hier dürfen die Nato-Staaten nicht so tun, als würden sie allein auf der richtigen Seite stehen. Wir haben genauso Dreck am Stecken, und dieses Eingeständnis wäre ein erster Schritt zu Verhandlungen.“

Mir wird Angst und Bange um die nächste Generation, um die Kinder, die hier anstehen und Kriegsschiffe angucken wollen

Aktivistin Manu

Für die Aktivistin Manu steht die soziale Frage obenan: „Jeder Cent, der für Rüstung ausgegeben wird, fehlt für Bildung oder Gesundheit.“ Zudem verdrängten die Kriege auf der Welt den Blick auf die Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes: „Mir wird Angst und Bange um die nächste Generation, um die Kinder, die hier anstehen und Kriegsschiffe angucken wollen.“

Ak­ti­vis­t:in­nen bemalen die Fregatte „Bayern“

Neben der Protestaktion an Land gibt es eine auf dem Wasser: Ak­ti­vis­t:in­nen nähern sich dem Marinehafen mit Kajaks und Kanus und bemalen unter anderem die Fregatte „Bayern“ mit Farbe. Das Schiff hatte in der vergangenen Woche an dem Nato-Großmanöver Baltic Operations teilgenommen. Die „Open Ship“ sei eine wichtige Werbeveranstaltung für die Bundeswehr, so die Aktivist:innen. Diese Werbung richte sich bereits an Schüler:innen, die für den Dienst an der Waffe gewonnen werden sollten.

Die Kieler Woche gilt als größtes Segelsportereignis der Welt. In diesem Jahr werden bis zu 4.000 Aktive aus 60 Nationen erwartet. Sie nehmen an zahlreichen Regatten teil. Ein Musikprogramm auf zahlreichen Bühnen in der Stadt lockt zudem zahlreiche Gäste an. Über drei Millionen Be­su­che­r:in­nen erwartet die Stadt während der gesamten Woche.

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3 Kommentare

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  • Na wie gut dass sies nur bei der fregatte gemacht haben und nicht bei den amis. Die haetten da sicher weniger spass verstanden..

  • Sinnloser kann Protest nicht sein, als hätten wir uns den Krieg ausgesucht, stimmt wir haben Russland dazu gedrängt die Ukraine zu überfallen , und wir haben die Hamas auch dazu gedrängt Israel zu überfallen.

    Nein wir sind nicht daran schuld, und dass wir nun aufrüsten müssen , das Aggressoren und offen bedrohen , steht außer Frage, oder? Diese Aktivisten haben leider , den Bezug zur Realität verloren.

  • Ich sehe kein Problem damit das sich die Streitkräfte der Öffentlichkeit präsentiere, sie erfüllen eine wichtige staatliche Aufgabe und es ist falsch sie in eine Schmuddelecke zu stellen. Soldat/innen müssen Staatsbürger/innen in Uniform sein, die beruflich eine Hoheitsaufgabe erfüllen, sie sollten weder zu Mördern noch zu Helden stilisiert werden sondern fest in der Zivilgesellschaft verankert sein.

    Wenn sich linke beschweren das es in der Bundeswehr Nazi-Prepper und ähnliche Gestalten gibt dann tragen sie daran eine Mitschuld indem sie aktiv versuchen alle anderen zu vergraulen. Stattdessen sollte es mehr linke Soldat/innen geben, die zum einen dafür das es dort keinen Platz für Verfassungsfeinde gibt und zum anderen Sicherstellen das die Bundeswehr mit Verstand und Augenmaß agiert.

    Letztendlich sind Militärausgaben ähnlich, wie eine Versicherung zu betrachten: Im besten Fall braucht man sie nie und das Geld ist "verschwendet", falls doch mal der "Schadensfall" eintritt können sie aber existenzrettend sein. Und im Gegensatz zu einer Versicherung können sie durch ihre bloße Existenz helfen einen Schadensfall mittels Abschreckung zu verhindern.