AfD erkennt „Junge Alternative“ nicht an: Deutsche Jugend rausgeschmissen
Bürgerlich und geschlossen präsentiert sich die AfD Niedersachsen auf ihrem Parteitag. Die Junge Alternative verliert ihren Status als Jugendverband.
Doch der Knall folgte später: Die AfD sprach der neugegründeten Jungen Alternative (JA) Niedersachsen den Status als Jugendorganisation ab – auch im zweiten Anlauf war die Truppe zu rechts.
Während vor dem Zelt rund 200 Menschen gegen den AfD-Parteitag protestierten, versuchte drinnen der Bundesvorsitzende Tino Chrupalla die Parteimitglieder auf eine neue Geschlossenheit einzuschwören. Das Scheitern des Wiedereinzuges der AfD in Schleswig-Holstein wirkt nach. Auch in der AfD Niedersachsen geht die Angst um, nach der Wahl am 9. Oktober nicht wieder in den Landtag einzuziehen.
Insgesamt wirkte der Landesverband bemüht, keine Personaldebatten oder einen Richtungsstreit aufkommen zu lassen. Ohne Gegenkandidat gewann Rinck mit 77,16 Prozent der Stimmen den Vorsitz. Alle weiteren Posten sollen wie geplant besetzt worden sein. Das Ziel, die 5-Prozent-Hürde zu überwinden, scheint den Verband zu disziplinieren. Mit dem neuen Vorsitzenden will die Landes-AfD offenbar ein bürgerlich-bodenständiges Image kreieren.
Jugendverband passt nicht in die erwünschte Rolle
Dieser Intention dürfte auch die Distanzierung vom eigenen Jugendverband geschuldet sein. Unter „Neuer Top“ tauchte der Antrag zur „Nichtanerkennung der JA-Neugründung“ auf. Die Junge Alternative (JA) Niedersachsen hatte sich erst im April 2021 neu formiert, nachdem sie sich 2018 auf dem Bundeskongress in Barsinghausen selbst aufgelöst hatte.
Kurz zuvor war bekannt geworden, dass der Landesverfassungsschutz die Jugendorganisation beobachtete. Aus der JA selbst wurde damals dem Bezirk Braunschweig vorgehalten, in einer Whatsapp-Gruppe Aussagen gepostet zu haben wie: „Wir sollten Tierversuche stoppen und Flüchtlinge dafür nehmen.“
Den erneuten Rauswurf hat auf dem Parteitag in Hannover der AfD-Landtagsabgeordnete Klaus Wichmann initiiert. Das wiederum sorgte wenig überraschend für Ärger in der Jungen Alternative. Der stellvertretende JA-Landesvorsitzende Adrian Maxhuni warf Wichmann vor, „gezielt irreführende Aussagen getroffen und den Landesverband der Jungen Alternative für Niedersachsen als verfassungsfeindliche Organisation abgestempelt“ zu haben.
„Er machte uns, die JA NDS, für die Beobachtung des AfD Landesverbandes Niedersachsen durch den Verfassungsschutz verantwortlich“, klagt er in einer Stellungnahme. Der JA-Bundesvorsitzende Carlo Clemens twitterte, es sei ein „furchtbares Signal, dass die Jugendorganisation als Bauernopfer für machtpolitische Muskelspiele herhalten musste“. Er wolle Beschwerde gegen die Nicht-Anerkennung einlegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja