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Ästhetik der AntigentestsDesign zum Wegwerfen

Corona-Schnelltests sind ein Werkzeug des Alltags. Doch auch sie müssen irgendwie gestaltet sein. Die Unterschiede liegen im Detail.

Same same, but different Foto: Michael Brake

Die Pandemie hat neue Gegenstände in unser Leben gebracht. Manche davon gab es vorher schon, wie FFP2-Masken oder kontaktlose Desinfektionsspender. Manche wurden extra erfunden – so wie die Antigen-Schnelltests: kleine rechteckige Plastikkassetten, die mich an Spielekonsolen-Zubehör aus den 1980ern erinnern oder an billige Raumschiffteile.

Die Schnelltests, die ich im Laufe des Jahres zu Hause durchgeführt habe, habe ich in einem alltagsarchäologischen Anfall aufgehoben. Doppelte habe ich aussortiert, zehn unterschiedliche sind zusammengekommen. Lege ich sie nebeneinander, kann ich einiges über Produktdesign lernen.

Da ist nun also ein neues Ding in der Welt, das muss irgendwie aussehen. Dabei ist ein Antigen-Schnelltest ein Werkzeug und ein Wegwerfgegenstand. Niemand kauft ihn für seine Optik. Um ihn effizient und fehlerfrei zu bedienen, muss er nur zweckmäßig sein. Das hat zu einem standardisiertem Aussehen geführt: Länglich ist so ein Schnelltest, fast immer 19 x 69 Millimeter groß, mit leicht abgerundeten Ecken. Oben steht, was es ist, dann kommt das Ergebnisfeld, in dem ein – hoffentlich nur einer! – oder zwei Striche erscheinen. Daneben C („Control“) und T („Test“), darunter die Eintropfstelle. Fertig.

Und doch sind alle die Schnelltests verschieden, denn jeder birgt diverse unumgängliche gestalterische Entscheidungen. Das fängt schon mit der Farbe an. Weißlich sind sie alle, changieren aber von einem taubengraubläulichen Ton über Schneeweiß bis zu einem warmen Beige. Dann die Schrift: Mal ist sie schwarz, mal blau, mal grau gedruckt, mal sind die Buchstaben nur leicht erhaben oder vertieft Teil der weißen Kassette.

taz am wochenende

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Auch was dort steht, differiert. „Sars-CoV-2“ oder „Covid-19“, das ist eine große Frage. Der Zusatz „Antigen“ oder auch „Ag“ ist optional. Mitunter gibt es noch „ID“, mit oder ohne Doppelpunkt, mit oder ohne Linie. Nur im Ausnahmefall steht der Hersteller mit auf dem Test – Hotgen, MEDsan, NowCheck, über diese Namen könnte man einen eigenen Text schreiben – und an dieser Stelle kommt mit einem kleinen Schmetterling auch ein seltenes Schmuckelement ins Spiel.

Weiter geht es beim Ergebnisfeld: Mal ist es rechteckig, mal sind die Ecken leicht gerundet, mal hat es die sogenannte Stadionform. Meist stehen C und T in Hochkant-Leserichtung und rechts vom Feld – aber nicht immer. Auch die Form des Eintropffeldes variiert zwischen rund, länglich und tropfenförmig. Ebenfalls variabel ist, ob es sich um eine reine Vertiefung handelt oder ob der Rand des Feldes leicht erhaben ist. Optional ist der Buchstabe S – wofür mag das stehen? –, genauso wie ein zusätzlicher kleiner Pfeil unter dem Feld oder eine leichte Einkerbung am unteren Rand.

Einer der Tests hat dazu geschwungene Vertiefungen, einfach so. Hier fängt das reine Design jenseits von Funktionalität an. Genau wie bei denen, wo es unter der Schrift noch eine dritte Öffnung gibt. Oder soll sie der Lüftung dienen?

Irgendwie, denke ich mir, sind die Tests wie Schneeflocken: klein, weiß, von Weitem gleich und von Nahem doch immer anders. Und wer zwei gleiche findet, darf sich was wünschen!

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11 Kommentare

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  • Super! Lustige Idee für einen Artikel!

  • Die blöden Pappfalttests fehlen hier, die man zuklappt, bei denen sich dann die über Kapillarkräfte die Flüssigkeit hochsaugen soll was sie bei mir nie tut. Ich muss den Test erst massieren so doof sich das anhört. Dafür weniger Müll.

  • Dass in diesem Artikel nicht ein Wort über die ganzen (vermeidbaren) Plastik- und Müllberge pro Test steht, finde ich schon traurig.

    "Design is not just what it looks like and feels like. Design is how it works."

    Dieser Müllanfall der Tests ließe sich durchaus minimieren, es gibt da auch Tests, die besser sind und welche, die schlechter sind. DAS wäre mal ein Kriterium.

    Mein Test heute:

    1. Eine Plastikpackung mit Aufreißkerbe. Darin:

    2. Eine farbig gedruckte Anleitung in fünf Sprachen

    3. Eine Testkassette und

    4. eine Plastikverpackung dafür

    5. Ein Tupfer und

    6. eine Plastikverpackung dafür

    7. Eine Tülle mit Pufferlösung mit

    8. einem großen Schraubverschluss zum Eintunken des Tupfers und

    9. ein kleiner Verschluss zum Tropfen auf die Kassette

    Ergebnis unter dem Strich: Ein weiteres negatives Testergebnis und ein Riesenhaufen Plastikmüll.

    Kann man das nicht optimieren?

  • hach wie süß !



    und irgendwie informativ, der Artikel.

  • Ich würde darauf wetten, dass die große Mehrheit der COVID-Tests einfach existierende Gehäuse und Beschriftungsschemata aus anderen Schnelltests übernehmen. Schnelltests wurden ja nicht erst aufgrund der Epidemie erfunden, sondern werden seit Jahrzehnten in Kliniken etc. eingesetzt, nur eben nicht so öffentlich sichtbar.

    • @TheBox:

      Vor allem nicht in diesen enormen Mengen von Millionen und Millionen für den Alltagsgebrauch.

  • Also für "S" hätte ich drei Kandidaten. In absteigender Reihenfolge der Plausibilität: "sample", "swab", "source".

    Ich würde stark auf "sample" tippen.

    • @tomás zerolo:

      Trifft völlig zu.

      • @sachmah:

        nicht 'specimen'?

    • @tomás zerolo:

      Ja, Test, Control, Sample. T, C, S.

    • @tomás zerolo:

      Ja, an "sample" hab ich auch gedacht.