Absturz der Kryptowährung $LIBRA: Argentiniens Präsident Milei lässt Kryptowährung crashen
Anleger haben in wenigen Stunden bis zu 107 Millionen Dollar verloren. Anwälte verklagen den libertären Präsidenten Milei wegen Betrugs.
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Kaum war der Post online, ging der Wert des $LIBRA Token durch die Decke. Nicht wenige seiner 3,8 Millionen Follower hielten es für eine klare Kaufempfehlung des Präsidenten. Dabei zirkulierten schon kurz nach Mileis Post Hinweise auf ein wenig seriöses Event. So war einigen Kryptoexperten rasch aufgefallen, dass die Domäne der Projekt-Website am selben Tag eingerichtet und die angebotenen Token gerade mal drei Minuten vor dem Posting des Präsidenten erstellt worden waren.
Darüber hinaus wurden offensichtlich über 80 Prozent der sich rasant im Umlauf befindlichen Token von nur fünf digitalen Geldbörsen kontrolliert. Eine Konzentration, die für Kryptowährungen völlig ungewöhnlich ist, so die Experten. Auch der Mangel an Informationen über die zugrunde liegenden Betreiber wurde kritisiert. Mehrfach wurde die Frage gestellt, ob Mileis Account nicht von einer Bande von Kryptokriminellen gehackt worden waren, um einen mutmaßlich betrügerischen Post einzustellen.
Als schließlich nach einer Stunde der Abzug von 90 Millionen Dollar aus den wenigen digitalen Geldbörsen gemeldet wurde, brach der Wert des $LIBRA Token zusammen. Für das Ende des Runs sorgte Milei dann selbst, als er seinen Jubelpost nach weiteren vier Stunden schließlich löschte. Er sei nicht gehackt worden, der Post sei von ihm gewesen, aber er habe „die Details des Projekts nicht gekannt“ und nun beschlossenen, es nicht weiter zu unterstützen, schrieb er.
Vorwürfe gegen Milei
Daraufhin löste sich der letzte Rest des Wertes des Tokens in Luft auf. Es wird geschätzt, dass rund 44.000 Anleger in den etwas mehr als fünf Stunden bis zu 107 Millionen Dollar verloren haben. Da nicht klar ist, wo die Millionen jetzt sind, wird wild spekuliert: Hat etwa Milei mit einigen Insidern den Reibach gemacht?
Während der Präsident eine umfassende Untersuchung durch das staatliche Antikorruptionsbüro ankündigte, ob sich jemand aus seiner Regierung bereicherte, wurde seine Unwissenheit infrage gestellt. „Javier Milei hat Libra Token anfangs unterstützt und aktiv auf Social-Media-Plattformen, einschließlich X und Instagram, beworben“, erklärte Hayden Davis, der sich als „Berater von Milei“ und Controller bei $LIBRA Token bezeichnet. „Seine Mitarbeiter hatten mir ihre öffentliche Unterstützung bei der Einführung zugesichert und mir versichert, dass ihre Unterstützung während des gesamten Prozesses fortbestehen würde“, so Davis weiter in einem auf Instagram eingestellten Video. Noch ist vieles kryptisch. Bekannt ist aber, dass sich Davis und Milei Ende Januar im Präsidentenpalast getroffen hatten. Am Sonntag haben argentinische Anwälte Klage gegen Milei wegen Betrugs eingereicht.
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