Abschiebung von Ibrahim M.: Ungewohnt transparent
Die zweite Abschiebung des Straftäters und Ex-Mongols-Chefs Ibrahim M. durften die Medien eng begleiten. Offenbar wollten die Behörden gut dastehen.
Diesmal begleitete Innenminister Horst Seehofer die Abschiebung medial und die Verteidigungsministerin, und CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer bemerkte nach erfolgter zweiter Abschiebung: „Es ist ganz wichtig, dass er wieder da ist, wo er hingehört, nämlich nicht nach Deutschland.“
Die Sprecherin des Bremer Innensenators teilte mit, dass Ibrahim M. für seine erste Abschiebung nun eine Rechnung über 65.000 Euro erhalten würde und für die zweite Abschiebung etwa die Hälfte. Auch über solche Kostenansprüche erfahren wir sonst nichts – zwar sind sie gesetzlich erlaubt, in der Regel wird darüber aber geschwiegen, da es keine Zustelladresse für solche Rechnungen gibt.
Freizügig haben die bremischen Behörden auch das Vorstrafenregister von Ibrahim M. öffentlich gemacht: Von 1989 bis 2014 sei er 19 Mal rechtskräftig in Deutschland verurteilt worden, unter anderem wegen Raubes, schweren Diebstahls, Hehlerei und bandenmäßigen Drogenhandels. Er war einmal Chef des mittlerweile verbotenen Rockerclubs Mongols MC.
Während einer Anhörung von Ibrahim M. durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) am 7. November war die Wohnung durchsucht worden, in der er sich vor seiner ersten Abschiebung aufgehalten hatte: Waffen und scharfe Munition fanden sich da, wie die Polizei mitteilte.
Strafanzeige wegen Beleidigung hat die Bremer Polizei derweil gegen einen Libanesen gestellt, der Ibrahim M. mit einem Messer in der Tasche im Abschiebegewahrsam besuchen wollte. Der Spiegel durfte offenbar das polizeiliche Protokoll lesen. „Ich ficke dich“, „Wichser“, „Du Nazi“ soll der Besucher geschimpft und mit Bandenkrieg gedroht haben: „Ihr fühlt euch nur stark, weil wir hier drin sind. Kommt mit auf die Straße. Ich habe 1.000 Leute, die euch fertigmachen.“
Diesmal, so wollten die deutschen Behörden offenbar über die Medien klarmachen, haben sie gewonnen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana