Abriegelung der Stadt Xian: Null-Covid in China
Die Regierung in Peking verfolgt eine rigorose Politik gegen die Pandemie. China geht auf Abstand zum Rest der Welt.
D ass China aufgrund von ein paar Dutzend Infektionen Millionenmetropolen abriegelt, löst in vielen Teilen der westlichen Welt nur Befremden aus. Doch voreilige Urteile über den radikalen, aber konsistenten Viruskampf der Volksrepublik sind fehl am Platz: Das Land hat schließlich 1,4 Milliarden Einwohner und verfügt in vielen Provinzen nur über ein rudimentäres Gesundheitssystem.
Angesichts dieser Besonderheiten ist klar, dass die Rückkehr zur Normalität und einer „Koexistenz mit dem Virus“ ungleich schwerer fällt als etwa in Deutschland. Dennoch dürfen die Nebenwirkungen der Null-Covid-Politik nicht unterschätzt werden. China ist zwar überaus gesund durch die letzten zwei Jahre gekommen, gleichzeitig jedoch auch extrem isoliert: Der Austausch mit dem Ausland ist auf ein Minimum reduziert werden – kulturell, akademisch, wirtschaftlich und nicht zuletzt auch politisch.
All dies dürfte weite Teilen der Bevölkerung wenig stören und für die paranoide Regierung, die sich im kommenden Jahr für Xis dritte Amtszeit rüstet, sogar ein willkommener Nebeneffekt der Pandemie sein. Weniger Ausländer bedeuten für Peking auch weniger Sorgen um die soziale Stabilität. Langfristig wird das Land jedoch den Blick immer weiter nach innen richten – und sich sprichwörtlich von der Außenwelt entfremden.
Seit Omikron fehlt zudem eine Exitstrategie, das Licht am Ende des Tunnels. Denn die heimischen Vakzine sichern keinen Immunschutz gegen die neue Virusvariante. Gleichzeitig wird die Regierung aus politischen Gründen keine ausländischen Impfstoffe importieren. Insofern wird das seit zwei Jahren abgeschlossene Land seinen Isolationskurs auf unbestimmte Zeit fortsetzen.
Zaghafte Lockerungen der Quarantänebestimmungen ab Ende 2022 sind da noch optimistische Wunschszenarien. Als realistischer gilt hingegen das vierte Quartal 2023 – vorausgesetzt bis dahin macht nicht noch eine weitere Variante wieder einen Strich durch die Rechnung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Bestürzung und erste Details über den Tatverdächtigen
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen