Abi-Desaster an Privatschule: CSUler „stiehlt sich aus der Affäre“

Der bayerische Landtag hat sich mit den miserablen Abis an einer Schweinfurter Fachoberschule befasst. Ein interner Bericht belastet CSU-Kultusminister Spaenle.

Schulzeit ist Kreidezeit. Bild: dpa

BERLIN taz | Die Schweinfurter Fachoberschule hat viele nicht geeignete Abiturkandidaten aufgenommen, es gab erhebliche Fehlzeiten, und der Lehrereinsatz war mangelhaft. Das sind zusammengefasst die Ergebnisse eines schnellen Berichts über das katastrophale Abitur an der privaten Schweinfurter Fachoberschule, der der taz vorliegt. An der Schule waren alle 27 Abiturienten durch das schriftliche Abitur gefallen. Gestern befasste sich der bayerische Landtag mit dem Fall.

Die schnelle Vorlage des 12-seitigen Berichts war wenig überraschend, da der bayerischen Schulbehörden seit Oktober 2012 viele Probleme bekannt waren. Wie berichtet, hatten Abgeordnete, Lehrer und Eltern die bayerische Staatsregierung mit Beschwerden über die Fachoberschule überhäuft. Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) lag ein Dossier vor, Innenstaatssekretär Gerhard Eck (CSU) bekam Hinweise, und Spaenles Ministerialbeauftragter wies im November 2012 eine Vater entnervt darauf hin, dass er an dem Fall dran sei.

„Der Kultusminister stiehlt sich aus der Affäre“, sagte SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher der taz. „Es gibt einen Boom an Privatschulen in Bayern; wenn das so ist, dann muss der verantwortliche Minister sie auch im Auge haben.“

Der jetzt vorgelegte Bericht wirft umso dringlicher die Frage auf, warum die Staatsregierung auf das erste Beschwerdeschreiben des Freie-Wähler-Abgeordneten Günther Felbinger dem Risikokandidaten Fachoberschule in Schweinfurt nicht half. Der Bericht führt aus, dass in Bayern ein Drittel der Schüler von privaten genehmigten Fachoberschulen durchs Abitur fällt.

Nach Informationen der taz sind vor allem die Ergebnisse der privaten Fachoberschulen im ersten Jahr katastrophal: Dort fallen mindestens die Häfte der Kandidaten durch, berichteten Lehrer der taz.

Der Abgeordnete Felbinger hatte vermutet, dass die neue Schweinfurter Fachoberschule ihre Klassen mit Schülern füllte, die formell gar nicht die Voraussetzungen für die FOS besitzen. Das hat nun auch das Ministerium gemerkt: „Nur 12 der 27 Schüler hatten im Zeugnis über den mittleren Schulabschluss die Eignung für die Fachoberschule“, heißt es in Spaenles Bericht ans Parlament. Spaenle selbst war bei der Sitzung am Donnerstag nicht anwesend.

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