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Abgeschottetes Urlaubsparadies BiarritzStrand dicht, G7 kommt

Am Wochenende tagt der G7-Gipfel in Frankreich. Der Badeort Biarritz hat sich mitten in der touristischen Hochsaison in eine Festung verwandelt.

Polizisten bei einem romantischen Spaziergang an der Biarritzer Strandpromenade Foto: Jerome Gilles/NurPhoto

Paris taz | Eines muss man den französischen Polizeibehörden lassen: Sie haben – erst recht in den Auseinandersetzungen mit den Gilets jaunes – ein außerordentliches Know-how in Sachen Sicherheitsvorkehrungen und Bekämpfung von Widerstandsbewegungen entwickelt. Der Schutz der prominenten Gäste aus den reichsten Ländern der Welt, die in dieser Woche zum G7-Gipfel in Biarritz an der südlichen Atlantikküste anreisen, ist oberste Priorität der Staatsführung.

Für einige Tage wird der berühmte Badeort in eine belagerte Festung verwandelt. Das Zentrum ist völlig mit Straßensperren und Personenkontrollen blockiert, nur die „Happy few“, deren Erkennungskarten sie als Delegationsmitglieder, akkreditierte Medienleute oder Beschäftigte der Organisation und Logistik ausweisen, werden durchgelassen.

Die zahlreichen Luxusläden der Innenstadt sind exklusiv den G7-Gästen vorbehalten

Das Hôtel du Palais mit seinen 92 Zimmern und 50 Suiten ist als Bunker für die Unterbringung der hochgestellten Gipfelteilnehmer reserviert. Das Luxushotel, in dem seit mehr als hundert Jahren stets gekrönte und ungekrönte Prominente für ihren Badeurlaub absteigen, wurde für dieses politische „Jetset-Treffen“ eigens renoviert. Kostenpunkt: 60 Millionen Euro.

Die Touristen in den sonst im Monat August ausgebuchten Hotels mussten abreisen. Der Strand, das eigentliche Emblem der Stadt Biarritz, ist für das Publikum gesperrt. Die zahlreichen Luxusläden der Innenstadt sind exklusiv den G7-Gästen vorbehalten. Andere Geschäfte müssen dagegen kurzerhand schließen, das Personal hat einen mehrtägigen Urlaub, muss aber beispielsweise im Fall von Restaurants deswegen auch auf Trinkgelder oder Prämien für die Arbeit am Wochenende verzichten.

Teuer und lukrativ?

Diese Restriktionen während der Hochsaison des Fremdenverkehrs sind für die meisten Unternehmen und ihre Beschäftigten ein Ärgernis. Dasselbe gilt für die Einwohner der Quartiere rund um das Gipfelgeschehen. Die Einteilung in mehrere Zone mit je unterschiedlichen Zugangsberechtigungen ist für sie so kompliziert, dass die Stadtbehörden rund fünfzig Informationsabende zur Erklärung organisieren mussten.

Immerhin hat der Bürgermeister Michel Veunac versichert, die Kosten für den Anlass und die drakonischen Sicherheitsmaßnahmen würden vollständig vom Staat bezahlt. Für Biarritz solle aber dank der G7-Werbung viel Geld hängenbleiben.

Wie viele Polizeibeamte, unterstützt von Militärs, dafür im Einsatz sind, bleibt ein Geheimnis des Innenministeriums. Schon bei einem Besuch in der Vorbereitungsphase des G7-Gipfels unter dem diesjährigen französischem Vorsitz hatte Präsident Emmanuel Macron versichert, was für die Sicherheit geplant werde, sei „ex­trem aufwändig und einzigartig“.

Als Motiv dafür nannte er gewalttätige Proteste, mit denen er mit einem fast fatalistischen Unterton rechnet: „Wir wissen jetzt schon, dass sich verschiedene zur Gewalt entschlossene Gruppen aus Frankreich und Europa [dazu] verabredet haben. Das ist leider jedes Mal so bei diesen Anlässen des G7 oder G20.“

Der Gegengipfel, dessen OrganisatorInnen den gewaltfreien Charakter des mehrtägigen Alternativtreffens und für Sonntag vorgesehenen Kundgebung unterstreichen, wurde vorsorglich in die rund 30 Kilometer entfernten Ortschaften Hendaye, Irun und Urrugne im Baskenland verbannt. Das zumindest ist eine Erleichterung für manche Geschäftsleute in Biarritz, die Ausschreitungen wie bei den Gelbwesten-Demos befürchtet hatten.

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6 Kommentare

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  • Seit Freitag war nicht nur Biarritz selbst abgesperrt. Auch die weit entfernte Bahnlinie von Bayonne nach St. Jean Pied de Porte war gesperrt, fuer viele der Ausgangspunkt zum Jakobsweg. Auf dem Jakobsweg selbst ebenfalls Polizeimotorraeder, Militaerjeeps und Arme mit gezueckten Waffen.

    In Biarritz selbst war am Donnerstag der Strand noch zugaenglich, aber die meisten Busse unterbrochen, fuhren erst zwei km ausserhalb los. Infos dazu gab es keine. Der Busbahnhof war zum Polizeiparkplatz umfunktioniert worden, keinerlei Hinweise, die normalen Aushaenge waren entfernt (wie lange es wohl dauert, bis sie wieder da sind??).

    • @meerwind7:

      Korrektur: Armee auf dem Jakobsweg. Im franzoseischen Teil, aber die Sperrung koennte sich noch Wochen spaeter auf der Strecke auswirken.

      Das Touri-Office in Biarritz war jedenfalls am Do. voellig ueberfordert, hunderte Auskunfssuchende zu betreuen.

      Auf dem Wasser auch am Donnerstag lange vor dem Gipfel schon diverse Militaerschiffe und Jetski-Formationen.l

      Und eine 60 Mio Modsrnisierung wird ja auch nicht von den Staatsgeasten bezahlt, sondern auf die Hotelpreise aufgeschlagen. Das luxusmodernisierte Schloss Elmau hat jetzt auch ganz andere Preise als vorher. Der Strand bzw. die Berge werden dadurch auch nicht schoener.

  • Biarritz, d.h. Anglet, ist praktisch zweite Heimat für mich. Ich stelle mir gerade vor, wie es da am kommenden Montag aussähe, wenn sich die Polizisten einfach ein schönes August-Wochenende machen würden.

    Für mich gehen die Maßnahmen daher in Ordnung.

  • Seltsamer Zungenschlag, sich so je nach Thema und Beliebigkeit stets auf die Seite der Schwachen zu schlagen:



    Polit-Jet set---gewählte Politiker!



    Hotelgäste ausquartiert---pech, da das wohl sonst auch die ganz Armen sind in Biarritz?



    Luxus shops blieben offen--die Nicht-Luxus-shops so der Subtext müssen schließen. Sagt auch, dass ansonsten in den Luxus-shops die Armen kaufen können; jetzt aber nicht mehr?



    Touristen mussten abreisen? --- also völlig überraschend rausgeworfen?



    Restriktionen für Unternehmen ein Ärgernis---klar sind sonst alles Hilfsorganisationen dort in Biarritz...



    usw.usf.

  • Tja, Macron -- et al. (ja, Scholz, Dich meine ich auch!).

    Ihr tut aber auch alles, damit wir Euch hassen können.

    Macht nur weiter so. Diskreditiert jede Kritik als gewalttätig, das hat sich beim G20 Hamburg so gut bewährt. Und dann winseln, wenn's zu "gilets jaunes" kommt.

    Ach, und Scholz: sollte Dich die SPD auf den Teller heben, so ist sie für mich ganz durch. Ich schwankte noch, nach Schröder habe ich ein wenig Zeit gebraucht.

  • Der Pomp, der wieder einmal für die Repräsentanten der Mächtigen getrieben wird, würde wahrscheinlich sogar le Roi-Soleil neidisch machen. Nächster Schritt wäre die "Evakuierung" nicht nur ganzer Stadtviertel, sondern ganzer Städte.



    In Hamburg hat der rotgrüne Senat beim G20 Gipfel schon vorsorglich Masseninternierungslager eingerichtet. Das war der Beginn einer neuen Form der Auslegung von Demokratie. Macron ist schon ein Stück weiter, er lässt am Tagungsort keine Demonstrationen mehr zu und macht aus 30km entfernten Orten vom Tagungsort Biarritz quasi große Internierungslager mit Demonstrationsfreiheit.