Demonstrationen gegen G7: Dutzende Festnahmen bei Biarritz
Der bis dahin friedliche Samstag der G7-Proteste endete mit Ausschreitungen: 68 G7-Gegner*innen sind festgenommen worden, 38 sitzen noch in U-Haft.
Bayonne/Hendaye AFP/dpa | Am Rande des G7-Gipfels im französischen Biarritz sind 68 Menschen vorübergehend festgenommen worden. 38 der Verdächtigen seien in Untersuchungshaft genommen worden, meldete die Präfektur des Departements Pyrénées-Atlantiques am Samstagabend.
Dabei gehe es um Vorwürfe wie Verstoß gegen das Vermummungsverbot, Steinewürfe und geplanten Vandalismus. Dieses Gewahrsam dient unter anderem dazu, Verdächtige zu befragen und ihre Äußerungen zu überprüfen. Er kann von 24 auf bis zu 48 Stunden verlängert werden.
Bei einer unangemeldeten Demonstration gegen den G7-Gipfel war es zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen. Gipfelgegner*innen versuchten am Abend in Bayonne nahe Biarritz, Absperrungen zu überwinden, Steine wurden geworfen. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein. Verletzt wurde nach Behördenangaben niemand.
Die einzige genehmigte Demonstration im Umfeld des G7-Gipfels war zuvor friedlich verlaufen. Tausende Gipfelgegner*innen zogen vom südfranzösischen Hendaye ins nahegelegene Irún im spanischen Baskenland. Nach Angaben der Veranstalter nahmen an dem Protestzug 15.000 Menschen teil, die Polizei sprach von 9000 Teilnehmern.
Auf Twitter teilten die Veranstalter*innen des friedlichen Protestes mit, dass sie aufgrund der massiven Polizeipräsenz in der Region am Sonntag auf ursprünglich geplante Aktionen an sieben Orten rund um Biarritz verzichten würden.
17.000 Sicherheitskräfte
Allein in Biarritz sind am Wochenende 13.200 Sicherheitskräfte im Dienst, in ganz Frankreich sind es 17.000. Auch in den Orten des Gegengipfels standen schon im Vorfeld an fast jedem Kreisverkehr Polizist*innen, die Fahrzeuge kontrollieren und das Geschehen bewachen sollten. Bereits am Freitag war es zu Zusammenstößen gekommen, während derer mehrere Menschen verletzt und einige Gipfelgegner*innen festgenommen wurden.
Unabhängig davon wurden drei junge Deutsche zu Haftstrafen von zwei bis drei Monaten verurteilt. Ein Gericht in Bayonne sprach die drei Männer im Alter zwischen 18 und 22 Jahren wegen der Planung von Gewalttaten schuldig. Sie waren am Mittwoch festgenommen worden, nachdem Polizist*innen in ihrem Auto eine Tränengasgranate, Sturmhauben, einen Eispickel sowie laut Staatsanwaltschaft Dokumente „der extremen Linken“ gefunden hatte.
Am Nachmittag sollen mehrere afrikanische Präsident*innen zum Kreis der G7-Mitglieder hinzustoßen und über Entwicklungsfragen diskutieren. Dabei soll es auch um eine deutsch-französische Initiative zur Stabilisierung der unruhigen Sahelzone gehen, die Bundeskanzlerin Merkel (CDU) vor der Presse erläutern will. Am Rande sollen weitere bilaterale Treffen stattfinden – unter anderem eine Begegnung von Trump mit dem neuen britischen Premierminister Johnson am Morgen.
Leser*innenkommentare
91491 (Profil gelöscht)
Gast
Ja wenn es gegen die den bösen Putin und die bösen Chinesen demonstriert wird , sind sich die deutschen TV und Printmedien einig. Aber in Biarritz und Hamburg sind nur Linke Chaoten und schlimmeres unterwegs .
Also nix neues .
Ansonsten schliesse ich mich gerne meinem Vorredner an.
RosaLux
Liebe Taz,
eigentlich lese ich taz genau aus dem Grund, nicht nur dpa-Meldungen und Polizeiberichte unreflektiert wieder gekäut zu bekommen, sondern auch eine kritisch-reflektierte Auseinandersetzung zu erhalten. Dieser Artikel hat mich dermaßen enttäuscht und zugleich aufgeregt, dass ich mich tatsächlich angemeldet habe um einen Kommentar zu schreiben - sonst nicht so meine Art.
Der G7 Gipfel und vor allem die Festnahmen der drei jungen Menschen aus Nürnberg (wenn man telepolis liest, kann man wesentlich mehr erfahren - da wurde nämlich sogar recherchiert!) ist in einer absolut fatalen Betrachtungsweise dargestellt: kein Wort über die ausgeschaltete Rechtsstaatlichkeit z.B. durch sog. Schnellverfahren, dass sie keinen Zugang zu ihrem Anwalt bekommen haben, der vom dortigen legal-Team gestellt wurde, das Abschotten von der Öffentlichkeit, von Eltern und Angehörigen, die zu den jungen Menschen nach wie vor keinen Kontakt haben können... und auch mal wenigestens in Frage zu stellen, ob die "Tränengaskartusche" doch einfach nur ein Pfefferspray ist.
Darüber hinaus, kein Wort zur Militarisierung ganzer Regionen, Notstandsgesetzen, die in reguläres Gesetz gegossen wurden etc.
Fazit: Katastrophe! Wenn ihr da bei LeserInnen wieder etwas gut machen wollt, setzt euch noch mal hin, schließt euch mit telepolis kurz, recherchiert selbst und fangt noch mal neu an bevor ihr weiterhin die Propaganda französischer Repressionsbehörden gegen den so notwendigen Protest betreibt!!!
MfG