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Abbau von MineralienSchäden ins Ausland ausgelagert

Der Abbau wichtiger Mineralien für die Energiewende verursacht gravierende Schäden. Deren Folgen überlassen Deutschland und die EU oft Drittstaaten.

Das Jadar-Tal in Serbien Foto: Marko Djurica/reuters

Berlin taz | Mineralien wie Kupfer, Nickel oder Lithium, die entscheidend für die europäische Energiewende sind, werden unter Inkaufnahme massiver Umweltschäden abgebaut. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Demnach profitieren von dem Abbau westliche Konzerne, die die Rohstoffe weiterverarbeiten. Von verschmutzten Flüssen oder gerodeten Wäldern betroffene Gemeinschaften würden dabei in der Regel kaum berücksichtigt oder entschädigt.

Die Studie beleuchtet anhand von sechs Fällen die Ressourcenausbeutung von Drittländern unter deutscher und europäischer Beteiligung. Eine der Regionen ist das westserbische Jadar-Tal, das von kleinbäuerlicher Produktion geprägt ist. Die taz berichetete bereits über den dort geplanten Abbau von Lithium. Laut der Studie dient dieser dazu, mehr europäische Unabhängigkeit von China zu erlangen.

So stuft der „Critical Raw Materials Act“ der EU Lithium als kritische Ressource für die europäische Sicherheit, Wirtschaft und grüne Transformation ein. Um das Mineral, das für die Produktion von Batterien für E-Autos gebraucht wird, zu gewinnen, müsse Grundwasser aus den Minen abgepumpt werden. Dieses sei jedoch mit Lithium, Bor und weiteren potentiellen Giftstoffen angereichert, was erhebliche Gefahren für eines der wichtigsten Wasser­reservoirs in Serbien bedeute.

Bereits seit mehreren Jahren protestieren verschiedene Initiativen gegen die geplante Lithiummine. Obwohl europäische Regulierungen vorsehen, mögliche Umweltschäden in ihrer Gesamtheit zu begutachten, reiche der zuständige Konzerne, Rio Tinto, wiederholt unvollständige Entwürfe ein, kritisierte Bojana Novaković von der serbischen Organisation Marš sa Drine. Die Aktivistin wirft der EU-Kommission vor, in Verhandlungen mit Serbien sowie Rio Tinto eine serbische EU-Mitgliedschaft als Anreiz für die Akzeptanz der Mine in Aussicht gestellt zu haben. Bis Redaktionsschluss äußerte sich die Kommission nicht dazu.

Die Stu­di­en­au­to­r*in­nen fordern, die Konzerne strenger zu regulieren. Alle Fallbeispiele würden zeigen, dass europäische und deutsche Nachhaltigkeitsziele nicht mit Wirtschaftswachstum vereinbar seien.

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8 Kommentare

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  • 3/25 in der taz



    Zu Protesten in Serbien



    "taz: Wie könnten die Proteste weitergehen? Kann der Druck aufrechterhalten werden?

    Cvijić: Mittlerweile kann keine Kommunalversammlung in ganz Serbien mehr ohne Polizeischutz abgehalten werden. Das Regime verfault von innen und hat keinerlei politische Legitimität mehr. Der Wendepunkt ist überschritten, diese Proteste werden nicht abflauen. Das Regime weiß das inzwischen und wird versuchen, Gewalt einzusetzen."

    taz.de/Analyse-zu-...-Serbien/!6073522/

    Die EU und die Mutterländer der Konzerne halten sich zurück und die Füße still.

  • Also das Mining und die Verarbeitung von seltenen Erden wurde in den 80er und 90er Jahren z. B. Von den USA / Kalifornien nach China verlagert, weil durch die verlangten Umweltauflagen in den USA unwirtschaftlich geworden und von der dortigen Bevölkerung unerwünscht.

    Jetzt wieder nur “den Westen” und “die Industrie” zu beschuldigen erscheint mir etwas billig. Kann man auch so sehen: die Leute die früher gegen den Bergbau in Ihrem Land protestiert haben wollen heute ein günstiges grünes Elektroauto fahren, sehen aber keinen Zusammenhang…

  • Die alternativen Energien wirken immer wieder als wären sie keine echte Alternative

  • Viele ganz ähnliche Artikel habe ich auch zu den Sauereien, die bei der Kohleförderung, Erdölförderung, z.B. in Ostafrika durch Shell, und beim Fracking in der „Natural Gas“ Förderung passieren. Per Satellit hat man neulich gemessen, dass aus den unversiegelten Fracking-Löchern ein Vielfaches an Methan entweicht, als von den Konzernen angegeben. Methan ist fast 30 mal schädlicher als CO2. Von den Giftstoffen, die im Trinkwasser landen etc. ganz zu schweigen.

    Bitte, liebe Redakteure und Redakteurinnen, lasst es nicht immer so aussehen, als seien die erneuerbaren Energien dreckig und schuld an den kriminellen Abbaumethoden.

    Das übergeordnete Thema hier ist eigentlich der Leistungs- und Profitmaximierungswahn der politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsträger, Shareholder und Investoren. Dieser gebietet ihnen „rational“ zu handeln, d.h. kurzfristige Profite zu maximieren und Folgekosten zu sozialisieren bzw. späteren Generationen aufzubürden. Es geht um die grundsätzliche Frage, wie wir in Zukunft wirtschaften wollen und die Politik vom Einfluss der Wirtschaftslobbies entkoppeln, damit sie Entscheidungen treffen kann, die für die nächsten sieben Generationen gut sind.

    • @nothingness:

      Daumen hoch, das sehe ich genau so.

  • Da macht sich es jemand zu einfach. In den Drittstaaten gibt es auch Regierungen, die Umweltgesetze festlegen können , und dann würde der Preis steigen, vielleicht sind in einigen Ländern die Regierung ein der Meinung, lieber weniger Schutz und dafür mehr Einnahmen , um erst einmal genug Lebensmittel für die Bevölkerung zu kaufen etc. Wer das nicht glaubt sollte sich mal Simbabwe anschauen, hier redet man von Turboinflation, da. Ohne Umsatz von Rohstoffen verhungert die Bevölkerung der ehemaligen Getreidekammer der Welt. Da ist Umweltschutz das geringste Problem

  • Es wird aber bei uns auch schon gesucht, z.b. hier:



    www.hna.de/lokales...nnen-93785846.html

    Das NIMBY ist unser Problem.

  • Ja, klar sind wir im Outsourcing von Umweltschäden Profis. Wir haben ja schließlich keine Lust, in Deutschland Kupfer oder Uran im Tagebau abzubauen, was am billigsten wäre. Und es ist auch keineswegs so, dass es bei uns gar keine Bodenschätze gäbe. Wir haben eine riesige Kupferlagerstädte in der Lausitz, haben im Rheingraben Lithium gefunden und fördern Erdöl in Südhessen. Von den Uranvorkommen in Deutschland will ich gar nicht erst anfangen.



    Ich bin aber sicher, dass sich die dort Ansässigen mit allen Mitteln gegen größere landschaftsverändernde Abbauinitiativen wehren würden, genau, wie sie sich gegen Hochspannungsleitungen, gegen Bahngleise und Windräder, gegen Wolkenkratzer, gegen Gentrifizierung, aber leider zu selten gegen Straßenbauaktivitäten wehren.