ARD verlängert Politshow-Verträge: Talken, talken, talken
Die Sendungen von Frank Plasberg, Anne Will und Sandra Maischberger bleiben uns noch erhalten. Könnten ihre Produktionsfirmen nicht fusionieren?
E in Kassiber kam im neutralen Umschlag, darin die so kurze wie kryptische Botschaft „Anne Frank Will Plasberg Sandra Maischbergern“, dazu die Datumsangabe „Dezember 2023“. Also wurde die Enigma entstaubt und der Satz mit jeder Geheimsprache aus Yps mit Gimmick abgeglichen. Fehlanzeige. Erst beim zweiten Hinsehen entpuppte sich der Umschlag als neueste Ausgabe des Fachdienstes Medienkorrespondenz: Die ARD will die Verträge mit den drei Polittalker*innen um drei Jahre verlängern. Wär doch gelacht, James Bond rettet schließlich immer noch die Welt vor dem Bösen. Wobei da ja immerhin ab und an die Darsteller*innen wechseln. Frank P. aus Remscheid hat dagegen bald 20. Dienstjubiläum und die beiden Frauen sind auch schon mehr als ein Jahrzehnt dabei. Jetzt geht’s also wieder in die Verlängerung.
Was der Spaß kostet, geht wie immer niemanden was an beziehungsweise immerhin die Gremien der großen ARD-Anstalten. Sie müssen bei Millionenbeträgen zustimmen. Damit keine Missverständnisse entstehen: Die kriegen das nicht alles nur fürs Moderieren, sondern liefern das Programm sendefertig an die ARD, die – vereinfacht gesagt – dann nur noch aufs Knöpfchen drücken muss. Das dürfte im nächsten Durchgang dann wohl noch ein bisschen mehr kosten. So ist der Lauf der Welt.
„Und wo sind da die Synergieeffekte und wollte die ARD nicht eigentlich sparen?“, fragt die Mitbewohnerin. Schließlich wird in allen Anstalten freudig die Hymne auf ein schonungsloses „Wir schnallen die Gürtel enger“ vorbereitet. Doch hier geht es ja um den Kern des Auftrags. Politikvermittlung. Das darf was kosten. Aber könnten die sich nicht wenigstens zur „WMP-Talk AG“ zusammenschließen und dann mit einer Firma alle drei machen? Kommen doch eh immer Peter Altmaier und Olaf Scholz.
Womit wir bei Dunja Hayali wären. Okay, sie ist beim ZDF und hat da auch einen Talk. Der läuft einmal im Monat, in Sommerpausen öfter. Aber sie geht nebenbei noch raus als Reporterin. Auch dahin, wo es wehttut. Dialog auf der Straße. Am vergangenen Wochenende musste sie den Dreh bei den Coronademos wegen Pöbeleien und Angriffen abbrechen. Das ist traurig, aber nicht der Untergang des Abendwiemorgenlandes. Sondern etwas, wogegen man klare Kante zeigen muss.
Wie eben Hayali: Sie hat das Ganze auf Instagram gepostet. Und gesagt: „In einem Land, in dem die Meinungsfreiheit so ein hohes Gut ist, darf und muss jeder seine Sorgen und Ängste äußern können, ohne gleich in die rechte Nazi-Ecke gestellt zu werden. Aber wenn wer sich rassistisch äußert, ist verdammt nochmal ein Rassist.“ Das ist so hart wie fair. Und eigentlich genau das, was auch die Anne will. Vielleicht, nein ganz bestimmt ist das der Fall Hayali auch ein Thema für die Polittalks. Sogar ganz synergetisch bei ARD und ZDF.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen