ARD-Polizeiruf aus Rostock: Drei Plots sind nicht zu viel
Oft interessiert der eigentliche Fall im deutschen TV-Krimi weniger als das persönliche Verhältnis der Ermittler. In Rostock ist das nur bedingt so.
Der Rostock-„Polizeiruf“ ist der bessere „Tatort“. Wenn die „Polizeiruf“-Reihe immer noch für manche im Schatten des prominenten großen Serienbruders steht – zumindest was das Rostocker Ermittlerduo König (Anneke Kim Sarnau) und Bukow (Charly Hübner) angeht, tut sie das zu Unrecht.
Drei Ebenen hat der Rostock-Krimi inzwischen, und alle funktionieren: Da ist einmal die Beziehungskiste zwischen Bukow und König. Dass sie einander nicht nur im Schnapssuff zugetan sind, wie in einer der vergangenen Folgen, ist irgendwie klar. Trotzdem bleiben die beiden noch immer beim „Sie“, obwohl es offensichtlich ist, dass es nicht mehr viel Distanz zwischen ihnen gibt.
Was auch mit der zweiten Story zu tun hat, die sich seit einigen Episoden schon durch die Rostock-Reihe zieht: Kommissarin König hat bei einem früheren Fall Beweise gefälscht und damit einen Mörder ins Gefängnis gebracht – er hatte gestanden, aber um das dem Gericht auch beweisen zu können, musste sie nachhelfen. Jetzt sitzt der Mörder zwar im Knast, aber König in der moralischen Klemme.
Und der Verurteilte rückt ihr zunehmend auf die Pelle, ruft sie auf dem Handy an, will sie sehen. Nur Bukow weiß davon, der deshalb auch mit drinhängt. Das schweißt zusammen, und die Rostocker haben ja ohnehin so eine leicht kriminelle Anarchoattitüde, die bei Hübner und Sarnau ganz cool rüberkommt.
Und dann ist da, als dritter Erzählstrang, auch immer noch der aktuelle Fall. Der fällt bei manchen Krimis, wo das Duo ähnlich gut funktioniert wie in Rostock, manchmal im Vergleich zu den anderen Erzählebenen ab. Das ist in Rostock nicht anders. Aber dieses Mal (Regie: Christian von Castelberg; Drehbuch: Markus Busch) bleibt man ganz gern dabei.
„Polizeiruf: Söhne Rostocks“, So., 20.15 Uhr, ARD.
Da ist der so reiche wie unsympathische Schnösel Michael Norden (Tilman Strauß), der mit einer Zeitarbeitsfirma das große Geld verdient hat – aber offenbar noch nicht genug, denn er verzockt sich bei der Wette auf ein Termingeschäft (alle, die nicht wissen, was das ist, bekommen das von Uwe Preuss alias Polizei-Oberchef Röder im Dienste des öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrags ganz fein erklärt). Dann gibt’s Tote, Drogen und eine tragische Mutter-Vater-Sohn-Story noch obendrauf.
Zu viel auf einmal? Och nö. Na ja, vielleicht ein bisschen. Aber das verzeiht man den Rostockern. Sie haben einfach so viele andere spannende Probleme!
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