95. Oscar-Verleihung: „Everything Everywhere“ gewinnt
Der Science-Fiction-Film holt sieben Oscars. Das deutsche Weltkriegsdrama „Im Westen nichts Neues“ wird bester internationaler Film und erhält insgesamt vier Oscars.
Der von Kritikern hochgelobte Publikums-Hit „Everything Everywhere“ war mit elf Nominierungen als Top-Favorit in das Oscar-Rennen gegangen, dicht gefolgt von „Im Westen nichts Neues“ mit neun Nominierungen. Der Film der Regisseure Daniel Kwan und Daniel Scheinert, eine wilde Mischung aus Science Fiction, Komödie, Satire und Kampffilm, gewann bei den 95. Academy Awards dann unter anderem in der Königskategorie bester Film sowie den Oscar für die beste Regie.
Die aus Malaysia stammende Michelle Yeoh, die in dem Film als Chefin eines Waschsalons plötzlich in ein Multiversum aus Parallelwelten katapultiert wird, gewann als erste asiatische Schauspielerin den Oscar für die beste Hauptdarstellerin. Jamie Lee Curtis wurde als beste Nebendarstellerin geehrt und gewann damit den ersten Oscar ihrer Karriere, Ke Huy Quan wurde als bester Nebendarsteller ausgezeichnet. Weitere goldene Statuen gewann „Everything Everywhere“ für das beste Originaldrehbuch und den besten Schnitt.
„Danke an die (Oscar-)Akademie, hier wird Geschichte geschrieben“, sagte Yeoh in ihrer Dankesrede im Dolby Theatre in Hollywood. „Ladies, lasst euch von niemandem sagen, dass eure besten Zeiten hinter euch sind“, fügte die 60-Jährige hinzu. Den Oscar als bester Hauptdarsteller gewann Brendan Fraser für seine Darstellung eines stark übergewichtigen Lehrers in dem Drama „The Whale“.
Vier Oscars für „Im Westen nichts Neues“
Mit vier Oscars war „Im Westen nichts Neues“ nach „Everything Everywhere“ der Film mit den meisten Auszeichnungen. Die Netflix-Produktion verpasste zwar die Chance, als erster deutscher Beitrag der Geschichte den Hauptpreis für den besten Film zu gewinnen. Die Neuverfilmung des gleichnamigen Antikriegsromans von Erich Maria Remarque gewann aber mehr Oscars als je ein deutscher Film zuvor.
„Im Westen nichts Neues“ wurde als bester internationaler Film, für die beste Kamera, das beste Szenenbild und die beste Filmmusik ausgezeichnet. „Das bedeutet uns so viel“, sagte Regisseur Berger, als er den Auslands-Oscar entgegennahm.
Mit dem Drama über deutsche Soldaten im Ersten Weltkrieg gewann zum vierten Mal ein deutscher Beitrag den Oscar für den besten internationalen Film. Bislang gewonnen hatten den Auslands-Oscar die Romanverfilmung „Die Blechtrommel“ von Volker Schlöndorff im Jahr 1980, das Emigranten-Drama „Nirgendwo in Afrika“ von Caroline Link im Jahr 2003 sowie das Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ von Florian Henckel von Donnersmarck im Jahr 2007.
Bei der diesjährigen Oscar-Gala traten unter anderem die Sängerinnen Lady Gaga und Rihanna auf. Lenny Kravitz sang, als an verstorbene Filmschaffende erinnert wurde.
Durch die Preisverleihung führte der Late-Night-Show-Moderator Jimmy Kimmel – und der ging wie erwartet ohne Umschweife auf den großen Aufreger der vergangenen Oscar-Verleihung ein: den Angriff von Schauspielstar Will Smith auf den Komiker Chris Rock. „Wenn irgendjemand in diesem Theater während der Show eine Gewalttat verübt – dann gewinnt er den Oscar für den besten Hauptdarsteller und darf eine 19-minütige Rede halten“, witzelte Kimmel.
Smith hatte Rock im vergangenen Jahr mitten auf der Bühne eine harte Ohrfeige verpasst, nachdem der Komiker einen Witz über Smiths unter Haarausfall leidende Ehefrau Jada Pinkett Smith gemacht hatte. Der Hollywood-Star wurde kurz darauf mit dem Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle in dem Tennis-Film „King Richard“ ausgezeichnet und durfte trotz seiner Attacke seine Dankesrede halten. Er wurde später für zehn Jahre von allen Oscar-Veranstaltungen verbannt.
Zwei goldene Himbeeren für Tom Hanks
Tom Hanks hat für seine Rolle in der Filmbiografie „Elvis“ gleich zwei Goldene Himbeeren bekommen: Wie die Veranstalter der „Razzies“ am Samstag mitteilten, erhielt Hanks für seine Darstellung des Managers von Rock'n'Roll-Legende Elvis Presley nicht nur die Goldene Himbeere als schlechtester Nebendarsteller, sondern auch als Teil des schlechtesten Leinwandpaares.
Als schlechtestes Leinwandpaar waren bei den Anti-Oscars Hanks „und sein latex-überzogenes Gesicht“ nominiert. Die Veranstalter hoben neben seinem aufwändigen Make-up auch seinen „lächerlichen Akzent“ in der Rolle von Elvis-Manager Colonel Tom Parker hervor.
Zumindest die Goldene Himbeere für den schlechtesten Schauspieler ist Hanks aber erspart geblieben: Sein Auftritt als Meister Gepetto im Disney-Remake von „Pinocchio“ als Realfilm war der Jury zufolge weniger schlimm als die Schauspielleistung von Jared Leto im Superheldenfilm „Morbius“. Zum schlechtesten Film des Jahres wurde die Marilyn-Monroe-Filmbiografie „Blond“ gekürt.
Die Goldenen Himbeeren werden traditionell am Tag vor der Oscar-Gala vergeben. Die Preisträgerinnen und Preisträger erscheinen allerdings fast nie persönlich, um ihre Schmäh-Trophäen abzuholen.
In diesem Jahr haben sich die Veranstalter übrigens auch selbst eine Goldene Himbeere verliehen, weil sie die zwölfjährige Ryan Kiera Armstrong für ihre Rolle im Science-Fiction-Thriller „Firestarter“ in der Kategorie schlechteste Schauspielerin nominiert hatten. Nach massiver Kritik an der Verhöhnung eines Kindes zogen die Veranstalter die Nominierung zurück – und verpassten den Negativpreis in dieser Kategorie nun sich selbst.
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