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70. Geburtstag von Iris BerbenAlter!

Seit 40 Jahren muss Schauspielerin Iris Berben über ihr Alter reden. Auch jetzt wieder. Langsam sollte Schluss damit sein.

Iris Berben 2009 in „Es kommt der Tag“ Foto: Patrick Tauss/WuesteFilmOst/SWR

Iris Berben hat auf ein bestimmtes Thema keine Lust mehr: „Ich kann mich eigentlich gar nicht mehr erinnern, nicht dauernd auf mein Alter angesprochen zu werden“, und dass ihr diese Frage „irgendwann aus dem Arsch rauskam“, sagte sie letzte Woche in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung anlässlich ihres 70. Geburtstags. „Wann ging das los, dass Sie in Interviews permanent über Alter reden müssen?“, hatte die SZ dialektisch-clever gefragt, um damit gleichzeitig Berbens Widerwillen gegen das Sujet und das dann anscheinend doch medienimmanente Interesse daran einzufangen.

Das Ganze ist umso erstaunlicher, weil ebendiese SZ es besser wissen müsste: Anlässlich Berbens 65. Geburtstag hatte sie vor fünf Jahren schon einmal sämtliche, mehr oder minder offen altersdiskriminierenden, subtil auf „Fuckability“ abzielenden Wie-fühlt-man-sich-denn-als-soooo-alte-Frau-Fragen aufgelistet, die Berben in ihrer ­Karriere als Schauspielerin von deutschen Medien gestellt wurden (nach Eigenaussage das erste Mal mit 30).

Aber Moment: Machen wir somit, huch, gerade denselben Fehler, indem wir indirekt Iris Berbens Alter (beziehungsweise ihre Unlust auf das Thema) diskutieren, anstatt ihre Fähig­keiten als Schauspielerin? Oder springen wir für sie in die ­Bresche und verteidigen sie gegen Lookism, Ageism und ­Sexismus?

Das eine schließt das andere nicht aus. Zum Geburtstag sollte man eindeutig das Alter des oder der Jubilar*in ansprechen dürfen, allein schon wegen der Kuchenkerzenanzahl, oder bei der Überlegung, Schnaps zu schenken. Zu fragen, ob das Alter „ein Problem“ sei, ob man (das werden ausschließlich Frauen gefragt) Angst habe, die „erotische Ausstrahlung“ zu verlieren, oder im Interview ein ungeliebtes Thema mit der Formulierung einzuleiten, wie lange das Thema denn schon ungeliebt sei, das ist allerdings billig.

Alles Gute!

Und es wird auch nicht besser, wenn im Hintergrund ein „Sieht gut aus – für ihr Alter!“ lauert, das impliziert, dass mit steigendem Alter zwingend die Attraktivität abnimmt. Was besagtes SZ-Interview zumindest in der Schwebe lässt, indem die Interviewerin zugibt, sie habe „Angst vor Sex im Alter“, seit sie „Andreas Dresens,Wolke 9' gesehen“ habe.

Befindlichkeitsfragen à la „Wie alt fühlen Sie sich?“ (aus dem SZ-Interview) funktionieren ebenfalls schwerlich als Trick, denn Fühlfragen gehören zur leidigen Familie der tendenziösen Berichterstattung, genauso wie das markus-lanzige „Was macht das mit Ihnen?“ oder das Sportler*innen-Geplänkel „Wie fühlt man sich dabei?“: Beide entstammen der Interviewschule, für die „Emotionen einfangen“ Priorität hat, und die außer Acht lässt, dass für ein wirklich emotionales Gespräch eine gewisse Intimität und ein Interesse auf beiden Seiten vorhanden sein müssen. Aber auch das ist ambivalent: Natürlich sind Iris Berbens Aussagen interessant, wenn sie ehrlich und authentisch wirken, dabei helfen Emotionen. Wie man’s macht, scheint es verkehrt zu sein.

Um nicht in dieselbe Falle zu tappen, hier noch ein herzliches, aber sachliches, von Alter, Aussehen und Gender völlig unabhängiges Lob an Iris Berben, die Schauspielerin: In Susanne Schneiders Drama „Es kommt der Tag“ spielte Berben 2009 eine ehemalige Terroristin im Untergrund, die unerwartet Besuch bekommt. Ihre leibliche Tochter, die sie als Kleinkind zur Adoption freigegeben hatte, steht plötzlich auf der Matte des französischen Weinguts, auf das sich Berbens Charakter zurückgezogen hatte. Berben spielt den Mutter-Tochter-Konflikt mit ernster, aufrichtiger Dringlichkeit. Wir wünschen ihr zum Geburtstag, dass noch viele solcher Rollen anstehen. Und dass nie, nie, nie mehr jemand „Alt, aber oho!“ sagt, oder, noch schlimmer (aber auch lustig): „Wenn alte Scheunen brennen …“

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9 Kommentare

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  • Frau Berben ist jünger als viele Zwanzigjährige. Ich bewundere sie als Schauspielerin. Sie sieht toll aus mit ihren 50 Jahren, oder wie, oder was?

  • Abgesehen davon, dass Frauen sowieso eher nach ihrem Alter beurteilt werden als Männer, wird Frau Berben m.E. auch deshalb nach ihrem Alter gefragt, weil sie so 'jung' aussieht. Und ein Grund ist, weil sie immer wieder und schon lange, 'etwas' an ihrem Gesicht hat machen lassen (ich kenne mich damit ein wenig aus). Aus diesem Grund sehe ich sie nicht als positives Beispiel für Frauen hinsichtlich Alterns.

  • Männliche Schauspieler werden auch an ihrem Alter gemessen. Und Iris Berben: ... wir lieben Sie, auch wegen ihres Aussehens, trotz oder wegen des Alters. Wer anderes behauptet, hat muss schon sehr verklemmt sein.

  • "(...) ob das Alter „ein Problem“ sei, ob man (das werden ausschließlich Frauen gefragt) Angst habe (...)" (Jenni Zykla)



    Wie kommt denn die Autorin bloß auf die Idee dass Männern solche Fragen nicht gestellt werden? Selbstverständlich werden einem älteren Mann solche Fragen auch gestellt. Und zwar vornehmlich von Damen und nicht nur an Geburtstagen.



    Ob es sich dabei tatsächlich um Empathie handelt weiß ich nicht zu sagen. Manchmal beschleicht mich der Verdacht es handle sich sowieso eher um die Projektion der eigenen Befindlichkeiten. Die fragenden Damen sind nämlich meist ja auch nicht viel jünger.



    Solange es sich aber dabei nicht um jene lästigen Versuche einer "fürsorglichen Belagerung" handelt, kann es mir Wurst sein. Auf BesucherInnen denen die Beileidskarte ins Gesicht geschrieben steht kann Mann getrost verzichten.

  • Auch Männer, gerade zu Geburtstagen und gerade bei etwas höherem Alter, werden in Interviews indirekt auf ihr Alter angesprochen, z.B.

    "wenn sie auf ihre Karriere Zurückblicken..",



    "Ihr erster Film.." "Seit ihrem Durchbruch mit.." oder aber auch



    "warum spielen sie mit 86 eigentlich immer noch den Virilen Playboy, nur ohne eigene Zähne?"

    Fragen aufs Werk bleiben wohl weiterhin den Männern vorbehalten..

  • Tja - “ "Wovon man nicht sprechen kann, darüber muß man schweigen."

    Anyway. Happy Birdsday Iris Berben

    • @Lowandorder:

      Wie immer wieder gerne gut auf den Punkt gebracht.



      Dem schliesse ich mich gerne schweigend an.



      Glückwunsch Iris Berben

    • @Lowandorder:

      Warm hier kein bumm und zisch für Iris ...!?!

      • @Rufus:

        Nur zu.

        Wollte mich nicht vordrängeln - Gell.