piwik no script img

50 Jahre WoodstockWoodstock feiern ist nicht politisch

Jan Feddersen
Kommentar von Jan Feddersen

Es ist an der Zeit, „Woodstock“ nicht mehr zu zelebrieren. 50 Jahre später sollte man daraus besser politisch kluge Schlüsse ziehen.

Souvenirs gefällig? Zumindest dafür ist Woodstock noch gut Foto: dpa

E s ist 50 Jahre her, wow. Aber der eigentliche Jahrestag des Ereignisses kann erst Ende nächster Woche gefeiert werden. „Woodstock“ – gemeint ist ein Flecken im US-Bundesstaat New York, bei gewöhnlichem Verkehr von Manhattan aus in zwei Stunden zu erreichen. Eine angehügelte Riesenwiese, amphitheaterähnlich, die die Bühne abgab für das berühmteste Musikfestival der Popgeschichte.

Sicher, es gab in den USA vorher und nachher andere Festivals mit Hunderttausenden Besuchern und Besucherinnen, aber keines genoss eine Aufmerksamkeit wie dieses. Vier Tage in einem vom Wetter her gemischten Sommer, Wolkenbrüche inklusive.

Berühmt, ja zur Legende wurde dieses „Woodstock“ erst durch seine Medialisierung: Es waren Kameraleute zugegen, es gab also danach Material für einen Film. Ein Jahr später war dieser dann in den Kinos zu bestaunen – auch in den europäischen. Dass es das, was „Woodstock“ genannt wird, gab, ist somit eine Konstruktion: Die Organisatoren hatten eben vorzügliche Kontakte in die Redaktionen von TV-Sendern und Zeitungen.

Nimmt man diese Legende ernst, akzeptiert, dass sie wie alle Überlieferungen von Ereignissen auch Märchenhaftes enthält, muss man dennoch genau hinschauen, was auf dem Material von „Woodstock“ zu sehen war – und was fehlt. Man sieht: zu 99 Prozent junge Menschen mit weißer Hautfarbe. Man erkennt leicht, wie mittelschichtig ihre Prägung sein muss, wohlgenährt, glücklich erschöpft guckend, lebenszugewandt.

taz am wochenende

Dieser Text stammt aus der taz am wochenende. Immer ab Samstag am Kiosk, im eKiosk oder gleich im praktischen Wochenendabo. Und bei Facebook und Twitter.

Man erkennt auch: ein Chaos, weil es schon am zweiten Festivaltag nicht mehr möglich war, ohne Helikopter das Gelände noch zu erreichen. Man sieht das Glück in den Mienen der Besucher*innen, sich nach den vielen Regenschauern in einem Feld zu aalen und zu rutschen. Kindergeburtstag forever!

Was wir sehen und was fehlt

Man erkennt die Lust an der Unordnung und der Pannenhaftigkeit des Projekts. Und wir hören die Musik von Künstler*innen, die damals mehr oder weniger Underground waren, aber durch ihre Plattenfirmen plötzlich mit „Woodstock“ zu den heißesten Acts der Hippie- und Protestszenen wurden, Janis Joplin, Joe Cocker, Creedence Clearwater Revival, Country Joe McDonald, Melanie – und natürlich die unverwüstliche Joan Baez, die Troubadourin der US-amerikanischen Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg und überhaupt alle Kriege der Militärs ihres Landes. Sie war, man muss es so schlicht sagen, die Musikerin, die immer dann auf die Bühne geschickt wurde, wenn es vom Line-up mal wieder hakte: Joan Baez war so tapfer und diszipliniert, sie sprang immer ein.

Und die Bilder zeigen auf den zweiten Blick auch, was auf ihnen fehlt: afroamerikanisches Publikum, das seinen Kampf gegen Rassismus seit Langem focht, aber für einen Zwischen-den-Trimestern-Trip nach Upstate New York keine Zeit hatte. Ebenso Menschen aus jenen Schichten, aus denen überwiegend die Soldaten für Vietnam rekrutiert wurden. Männer, die weder über das kulturelle noch über das finanzielle Kapital verfügten, sich vom Krieg in Asien freizukaufen – oder zu desertieren, etwa nach Kanada oder Europa.

Es war ein bisschen so, wie es auch die Bilder von den meisten Friday-for-Future-Protesten heute zeigen: Die ihre Ansprüche auf eine neue Welt anmeldenden jungen Menschen sind klassenmäßig privilegiert – jene, die vor 50 Jahren lohnarbeitende Jobs hatten, waren für „Woodstock“ so wenig zu gewinnen wie in diesen Wochen etwa jene, die auf Berufsschulen gehen und freitags keine Zeit haben.

Sommertraining in Selbstermächtigung

Der „Summer of Freedom“, wie der TV-Sender Arte seit Wochen seine Filme und Dokumentationen zu jener Zeit betitelt, war ein Freiheitsprojekt, das nur davon erzählt, wie der Nachwuchs des weißen Mainstreammittelschichtsamerikas zu einem Teil eines ikonischen Ereignisses wurde und sich darin als zukunftsträchtige Wesen erkannte. „Woodstock“ – das war für das weiße Establishment in den USA ein ästhetischer Angriff durch eine „Counterculture“, die bis 1969 in der Tat als zu verpönende Gegenkultur galt, mit der das Amerika der ordentlichen Bürger*innen nichts zu schaffen haben wollte.

Sex? Durfte, musste, sollte sein

Die Erzählung dieses Wochenendes brachte die grüne Welt der Ökologisierung zu einer Kraft, von der sie vorher nicht ahnte, dass sie mal populär werden würde. Robert Habeck und Annalena Baer­bock, so gesehen, haben in Country Joe McDonald und Joan Baez ihre Vorfahren: vom schmuddel-gegenkulturellen Underground zum klimawandelkritischen Mainstream.

„Woodstock“ – das war ein Sommertraining in Selbstermächtigung, das von einem einzigen Credo lebte: „Wir sind die Coolen.“ An jenem Wochenende wurde im Massenmaßstab durch eine Hippieküchenkommune Ökoessen zubereitet, körnermatschig, aber hungerstillend (wobei: Janis Joplin ließ sich per Luftkurier Nahrung aus einem Delishop kommen, sie hatte eben ihr Starbewusstsein, warum auch nicht).

Hier waren auch neue Formen des geschlechterdemokratischen Miteinanders wenigstens in Sicht, Sex, Drugs & Hippie ’n’ Roll gehörten dazu. Im prüden Amerika wagten sich Tausende nun, ganz und gar nackt schwimmen zu gehen – in den Augen der tonangebenden weißen Mehrheit damals eine Art Sodom & Gomorrha im Massenmaßstab. Man nannte sie später die „Blumenkinder“ – und verkannte, traut man nur einem Bruchteil der Zeitzeugenberichte, die Experimentierlust gerade am Körperlichen, leider auch im Hinblick auf die Vergötterung von Drogen, weichen und harten.

Sex? Durfte, musste, sollte sein. (Berichte von damals zeugen indes auch davon, wie teils rücksichtslos die Festivalbesucher miteinander umgingen – Love und Peace und Understanding scheint doch nicht so leicht mit Leben zu füllen zu sein.)

Mother Earth

„Woodstock“ war, wenn man so will, auch das erste Klimawandelkritikfestival – der Bezugsrahmen der politischen und kulturellen Äußerungen war nicht mehr eine „Arbeiterklasse“ (wie in Teilen der bundesdeutschen 68er-Bewegung), sondern die „Welt“ schlechthin, mother earth. Wer dabei war, gehörte faktisch zum Kern einer neuen ökobewussten Welt – und schwärmte ob der neuen Perspektiven von einer „Woodstock World“.

Ganz schön was los: Bethel, USA, am 16. August 1969 Foto: ap

So ließe sich das fein feiern, wie eine selige Erinnerung an die guten Tage der Counterculture – ein medial heftig befeuertes Schlesiertreffen für die Ökoerlösung. Ebenso wäre zu preisen, dass die Hippies im konservativen Teil des Bundesstaats New Yorks (und Vermonts, wo heute Bernie Sanders die Kultfigur ist) zu kolonisieren begannen, sich am Hudson River ansiedelten und in den Wäldern der sanften Hügel der reaktionären Bauernschaft zeigten, dass man es auch anders als redneckhaft kann.

Aber das wäre zu viel der Ehre: In „Woodstock“ ist auch eine Kulturelite zur Welt gekommen, die eben kaum sehen wollte, dass ihre politischen Kämpfe vor allem solche der liberalen, linken Weißen waren, der kommenden Topchecker, der Immerschoneingeweihten, der Besserwisser, der Visionären, der kulturell Privilegierten, der Durchsetzungsfähigen, der Ambitonierten. Auf der Strecke ließen sie all jene, für die sie zu sprechen beanspruchten (People of Colour, so würde man heute sagen, aber überhaupt die Working Class People).

Deshalb wird es Zeit, „Woodstock“ nicht mehr zu feiern, sondern daraus politisch kluge Schlüsse zu ziehen. Nicht auf nostalgische Seligkeit sich zu verlegen, aufs Sentimentale ob der zerronnenen und doch irgendwie weiterlebenden Hoffnungen zu verzichten – und mal zu gucken, was an der Klassenfrage auch in kultureller Hinsicht neu zu definieren wäre. Musikfestivals wie „Woodstock“ kann es keine mehr geben, sie wären nur schale Reenactments.

Deshalb: Vergesst Woodstock – wenn es wirklich um eine andere Politik gehen sollte, etwa mithilfe der Fridays for Future, wäre es schön, es wären nicht nur die privilegierten Nachwuchskader, die den Ton angeben.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Jan Feddersen
Redakteur für besondere Aufgaben
Einst: Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin,und des taz Talks, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders des Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. RB Leipzig-Fan, aktuell auch noch Bayer-Leverkusen-affin. Und er ist seit 2011 mit dem in Hamburg lebenden Historiker Rainer Nicolaysen in einer Eingetragenen Lebenspartnerschaft, seit 2018 mit ihm verheiratet. Lebensmotto: Da geht noch was!
Mehr zum Thema

42 Kommentare

 / 
  • Wie gross ist der Qualitätsunterschied dieses hintergründigen Beitrages zum heutigen bezüglich Woodstock! Das einzige "Besondere" waren die anwesenden kameras und der Wille all dies radikal zu vermarkten, slebst die "antikapitalistische" Hippiekultur ist nur ein konstruiertes Produkt von Kapitalisten.

  • Mit feiern hab ich's eh nicht so, aber wer kluge Schlüsse ziehen will, der sollte ein Ereignis wie Woodstock dann schon richtig einordnen. Bevor ich mich nur wiederhole - have a little look here:

    taz.de/50-Jahre-na...bb_message_3831842

  • @jangeddersen"und die unverwüstliche Joan Baez, die Trobadourin der amerikanischen Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg (...). Sie war, man muss es so schlicht sagen, die Musikerin, die immer dann auf die Bühne geschickt wurde, wenn es vom Line-Up mal wieder hakte: Joan Baez war so tapfer und diszipliniert, sie sprang immer ein."



    "Tapfeŕ", was ist das denn das für ein Wort? "Der tapfere kleine Junge ist im Regen bis nach Hause gelaufen." So ein "tapfer"?



    Joan Baez war nicht tapfer, sie war und ist eine zutiefst politisch denkende und agierende Powerfrau, die man nicht "auf die Bühne geschickt" hat, sondern die auf die Bühne gegangen ist und diese - gerade auch in Woodstock - für ihre politischen Inhalte genutzt hat. Und zu ihren Inhalten gehörten nicht nur der Protest gegen den Vietnsmkrieg, sondern auch die Bürgerechtsbewegung und der Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen. In den Südstaaten hat sie nur dort gesungen, wo es keine Rassentrennung gab, sie hat auch auf Veranstaltungen der Bürherechtsbewegung gesungen und für ihre Antivietnamkriegsaktivitäten ist sie ins Gefängnis gegangen. Das war schon ein bisschen mehr als "Ein bisschen Frieden". Bis zu ihrer Abschiedstour Anfang diesen Jahres hat sie noch selbst Songs geschrieben, den letzten über einen rassistischen Terroranschlag gegen Schwarze in den USA.



    Mit dem Wort "tapfer"kann man Leute gönnerhaft klein und süß machen, einer Joan Baez wird das nicht gerecht.

    • @Kolyma:

      der Artikel unterschlägt das Joan Baez auf der Bühne erst über ihren aus politischen Gründen inhaftierten Mann gesprochen hat und dafür von der Menge ausgebuht wurde.

    • @Kolyma:

      & Däh&Zisch - Mailtütenfrisch -

      "@KOLYMA: Das musste gesagt werden! "We shall overcome!" ("I have a dream!") Woodstock war ein Hochamt, eine Messe, eine Bergpredigt, eine Speisung der Unendlichen, die Ausschüttung des Heiligen Geistes. - Ein Fastenbrechen, eine Wallfahrt nach Mekka. - Ein Rituelles Bad im verschlammten Ganges. - Ein Lichterfest - Ein Menschheitstraum - In etwa so, wie jeder ESC."

      Oh je. Dess - laß ich mal so steh.

    • @Kolyma:

      Liggers - anschließe mich.

      Aber so schwätze Leutz daher - die selber noch keinen müden Hering vom Teller gezogen haben.



      &



      Gummibärchen - immer ganz vorne weg. Gellewelle. Na - Si’cher dat.



      Dat wüßt ich ever. Da mähtste nix.



      Normal.

  • Deswegen heißt es auch "feiern"...

  • Es ueberrascht nicht, dass eine linke Redaktion versucht, DAS musikalische Grossevent der 1960er Jahre ueberwiegend politisch zu beurteilen und in Woodstock etwa auch die den aufkeimendende Oekobewegung bis hin zum Klima- und Gretahype sehen zu wollen. Dabei lasest Jan Feddersen leider unter den Tisch fallen, dass das links-liberale Publikum - obwohl weiß - im Wesentlichen anti-Establishment war, waehrend Greta, Habeck und Baerbock laengst zu fuehrenden Teilen des Establishments avanciert sind.

    • @Nicolai Nikitin:

      ach nee - "anti-Establishment", das kann alles sein. Mittlerweile eher rechts-außen besetzt.

      • @Monika Frommel :

        Ok, ich habe verstanden. Wenn die (vermeintlich) Linken im Teil des Establishments sind, darf man sie nicht mehr kritisieren.

  • Hoppla, da hat Herr Feddersen aber mal einen wunden Punkt getroffen, und die VeteranInnen und Bewegten von einst und ihre gefühlten JüngerInnen jaulen auf, weil da einer, der sonst den ESC kommentiert, sich anmaßt, am blümeranten bunten Lack des Love-Mobils zu kratzen. (Die Nostalgie ist immer wahr, sie ist so schön, nicht angreifbar…)

    Jedenfalls: Dass die „Bewegung“ stringent bis heute sozialpolitisch und ökonomisch blind (eigentlich: ignorant) war und ist, ist ein Befund, über den es sich auszutauschen lohnt – insbesondere das fehlende Sensorium des grün-alternativen Milieus für die Belange der weniger Begüterten. Das ist nicht reaktionär, sondern angesichts der neuen „Sozialbewegungen“ wie AfD, FN, Lega oder PiS dringend notwendig. Und auch das: Nicht wenige „Blumenkinder(kinder)“ von einst sitzen heute im Silicon Valley und krempeln mit ihren totalitär-digitalen Weltverbesserungsfantasien unser Leben um – und pfeifen auf Regeln (aka Gesetze) und Demokratie. Und, sorry „Folks“, auch wenn’s weh tut: Das Woodstock von Beginn an perfekt orchestrierte Kommerzkacke war, ist ja nun auch nix Neues.

    • @Kreisler:

      Sorry - aber die Platte ist so derart Abgenudelt & Gegessen.



      Da kriegen nicht nur Kraushaar & JAF JAF et al. - doch längst schon Rente drauf & die Bartwickelmaschine im Keller hat längst wie diese Apologeten im eigenen Saft - nen schweren fetten



      Lagerschaden. Vom Dach erst gar nicht zu reden.

      In die Tonne & ab dafür. 👹



      (Vom Taube vernichte im Park - mal ganz ab. Newahr. Normal;)

      • @Lowandorder:

        Ich schließe mich an: ganz ausgeleierte Kassette.



        Antwort an Kreisler:



        KREISLER@"Nicht wenige "Blumenkinder"von einst sitzen heute im Silicon Valley und krempeln mit ihren digital-totalitären Weltverbesserungsfantasien unser Leben um.(...).



        Ich weiß nicht, wie gut Sie rechnen können, aber die meisten "Blumenkinder"von damals sitzen eher im Altenheim als im Silicon Valley und beim Digitalen sind sie froh, wenn sie halbwegs ihr Smartphone bedienen können.

        Aber wenn Sie Lega und Afd u.ä. als neue Sozialbewegung bezeichnen, dann haben Sie es auch mit dem Lesen nicht so, zumindest haben Sie deren Parteiprogramme nicht gelesen.

        • @Kolyma:

          Ja, lesen hilft und rechnen kann ich auch: Deshalb schrieb ich auch "Blumenkinder(kinder)", auch weil zuvor im Forum auf genau jene Silicon-Valley-Hippies wohlwollend Bezug genommen wurde.

          Neidisch bin ich ein wenig, dass Sie das Lega-Programm im Original lesen können. Dass die AfD eine neoliberale Programmatik hat, geschenkt. Ihre Wähler und die der anderen genannten Ableger juckt das dennoch herzlich wenig.

          Nochmal zu Woodstock: Ich bin wirklich baff, wie empfindlich hier manche reagieren, wenn man am Mythos kratzt, zumal jene, die den Mythos medial erst geschaffen haben, die Bedeutung von Woodstock relativieren:

          I think that without the film, the concert would not be more than a footnote to the social and cultural history of the 1960s - represented by a still photo in a picture book, a line or two in the history books.

          www.commondreams.o...woodstock-festival

  • Das Fehlen der Schwarzen im Publikum ist wohl weniger auf Zeitmangel zurückzuführen, sondern darauf, dass dort einfach nicht die Bands und Künstler aufgetreten sind, auf die junge Schwarze damals abgefahren sind. Hendrix war zwar schwarz, hat aber Musik gemacht, die überwiegend Weisse angezogen hat. Die Hippie-Bewegung war zum Großteil auch eine Bewegung der weißen Mittelschicht. Diese Leute waren auf der Suche nach alternativen Lebensformen und wollten vom gesellschaftlichen Zentrum ausbrechen. Die Schwarzen wollten vom Rand her kommend eher da hinein, aber dabei in ihrem eigenen ethnischen Milieu bleiben. Also warum mit den Whities abhängen, die ganz andere Ziele haben und aus ganz anderen Milieus kommen?

    Das weisse Blue Collar-Publikum konnte auch wenig mit Joan Baez und den Hippie-Studenten anfangen. Ich weiß nicht, was die 1969 gehört hatten, aber zehn Jahre später fand man solche Typen auf den großen Festivals mit Aerosmith und Ted Nugent.

  • & Däh&Zisch - Mailtütenfrisch -

    “Woodschock -

    It's the music, Stupid!







    "Good Morning Maniacs!" Grace Slick yeah! www.youtube.com/watch?v=2EdLasOrG6c



    und "with a little help from my friends..." Joe Cocker - Der Urschrei der Rockgeschichte. www.youtube.com/watch?v=tfLyK2DVVUU







    "we all were stoned!" (C. Santana)







    "Auf der Strecke ließen sie all jene, für die sie zu sprechen beanspruchten (People of Colour, so würde man heute sagen, aber überhaupt die Working Class People)." Ist das belegt?



    "Deshalb wird es Zeit, „Woodstock“ nicht mehr zu feiern, sondern daraus politisch kluge Schlüsse zu ziehen."



    Ich will weiterhin alles feiern, woraus ich (politisch) kluge Schlüsse ziehen kann...“

    Yes. That’s true.

    • 7G
      76530 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      Zustimmung.

      Auch wenn ein buchstabierender Country Joe in der Aufzählung fehlt.

      Wer über Woodstock reden möchte, findet sicherlich passendere Orte als die titanicisierende taz im Allgemeinen und JF im Speziellen.

      Was ich nicht verstanden habe: wer wurde da gesteinigt? :-)

      • @76530 (Profil gelöscht):

        Na der des Anstoßes. Gelle.



        (Also wirklich;)

  • "Deshalb wird es Zeit, „Woodstock“ nicht mehr zu feiern, sondern daraus politisch kluge Schlüsse zu ziehen."

    Feiern war da aber geiler. Gefeiert wurde das "Ende der Spiessigkeit" mit Love and Peace und Sex & Drugs and Rock´n Roll. Dieser Generation entstammen die Leute des Silicon Valley die heute unser Leben bestimmen - wie Steven Jobs, Bill Gates und co.

    Es war eine offensive Bewegung für irgendetwas....mal schauen was passiert.

    Politisch kluge Schlüsse zu zieht man da eher bei der "Friday for Future" Bewegung - die ist konkret und dringend notwendig.

  • Abwesenheit afroamerikanischen Publikums Woodstock 1969 zu beklagen aber Jimmy Hensdrix Präsenz zu vergessen, das fängt nicht gut an. Was soll das Abwracken vom Woodstock Festival 1969?

    Woodstock 1969 war weltweit, war in Westberlin, Westdeutschland ein Großereignis in Kinos mit gerade eröffneten Cinemascop Großleinwänden, Kino Bahnhof Zoo, Hamburg Grindel Kino Theater, atmosphärisch Lagerfeuer im Global Village. Herangewachsene im Gefühl von gesellschaftlichen Nachkriegs- , Vorkriegsverhältnissen Ost, West, Nord, Süd ausgewildert als Kanonenfutter überfällig zu sein, feierten sich als Peergroup, wurden von Medien weltweit besser als durch "Bonnie & Clyde" als Zielgruppe ins Licht der Öffentlichkeit gehoben.

    Sich vom Vietnamkrieg glückhaft durch das gerade obszön eingeführte LOS- Verfahren befreit zu wissen, oder wanted ereilt zu sein, Vietnamkrieg Fronturlaub von Uniformen zu machen, freizukaufen – oder zumindest innerlich ein Weekend zu desertieren, um dann nach Woodstock real etwa nach Kanada oder Europa, Westberlin kommandiert mit Ticket nach Vietnam unterwegs, dort mithilfe Anti Vietnamkriegsgegner, APO, SDS, Autonomen, Studentenbewegter zu desertieren, in WGs unterzutauchen, wer weiss das schon so genau außer Jan Feddersen, der weiß es vor allem besser? Schade um das Thema.

    • @Joachim Petrick:

      Mein Klassenlehrer hätte vor 50 Jahren diesen Feddersen Kommentar folgendermaßen bewertet:



      THEMA VERFEHLT ! Ungenügend

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    .



    Das Vibrato von Grace ging vielleicht nie tiefer in die Markknochen als an jenem Morgen



    www.youtube.com/watch?v=R_raXzIRgsA



    Auch eine Kunst, einen längeren Artikel über Woodstock zu schreiben, aber das was musikalisch vor sich ging nicht mal ein ganz klein bissel anzuritzen.



    Ok, es sollte über das Politische gesprochen werden. Vielleicht können wir uns dabei auf eines einigen: Politik ging gerade dort nicht durch den Kopf. Noch saß die in anderen Körperteilen und mit denen wurde eben eher nicht gedacht.



    Was interessant wäre zu erfahren - Wer wusste davon und entschied sich bewusst, nicht hin zu fahren. Genauer gefragt: ließen Schwarze es mit Absicht links liegen?

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Danke. Ja - so könnt‘s gehen.

      Jenseits des tumb affirmativen! Gell.



      Kenne das gut. Diese Ge Schwätz ig keit



      Jenseits musikalischer - menschlicher - tatsächlicher innerer Berührtheit.

      Kenne so Lück von der Szene. Können stundenlang über WichtigWichtig - schwer bedeutsam einen vom Pferd faseln - Sind in Wahrheit aber amusikalische - aphone - apolitische Klemmis. Ja. Bitter - & Noch dazu - Sie - derb indolent - komplett schmerzfrei - Merkens - Nicht einmal! Null - Zéro.

  • Es ist an der Zeit den ESC nicht mehr zu zelebrieren. Er ist und war noch nie politisch.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Ein riesen Sack voller schräger ahistorischer Deutungen und Vergleiche und ein mächtiges raumzeitgekrümmtes Lineal, mit dem sie eine gerade Linie von Habeck zu Country Joe und von Baez zu Annalena ziehen.



    Diesmal haben Sie sich selbst übertroffen!

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Ja wie ^?^'raumzeitgekrümmtes Lineal'

      Das sind die Zehennägel. •

      • 6G
        61321 (Profil gelöscht)
        @Lowandorder:

        .



        Ich schneide meine deswegen immer besonders kurz

  • Naja - er nu wieder. Generation Gummibärchen. So what! 👻 👻 👻

    Ok. Scheiß drauf. Jimi hau rein. “…& I‘m from Mars “ (Rock Dreams) 😈



    Jimi Hendrix The Star Spangled Banner American Anthem Live at Woodstock 1969



    m.youtube.com/watch?v=TKAwPA14Ni4



    m.youtube.com/watch?v=PbwUH_eJ2fk



    jimi hendrix - voodoo child



    m.youtube.com/watch?v=xPx-cL2t9TE

    & …darf nicht fehlen - 😎 -



    Santana - Soul Sacrifice 1969



    m.youtube.com/watch?v=AqZceAQSJvc



    & the whole shit -



    m.youtube.com/watch?v=FvlU3019oeo

    & & & - all these whole holy holy ghosts too

    kurz - Feddersen bloggt seit 2005 für den NDR auf eurovision.de zum



    Eurovision Song Contest (ESC) - zu dem er mehrere Bücher verfaßte.

    Na Mahlzeit

  • Eine ziemlich hinterhältige Methode, Ereignisse von gestern mit den Maßstäben von heute zu bewerten, zumal Woodstock, besser gesagt der Mythos Woodstock, von Konservativen immer mit Argwohn betrachtet wurde. Woodstock wäre heute schon deshalb nicht mehr möglich, weil der Mainstream mit Friedensthemen nichts am Hut hat. Und außerdem ist die damalige Aufbruchstimmung bei Menschen aller Hautfarben heute so nicht denkbar. Für Menschen, die heute z.B. um die Zwanzig sind, ist mit deren Erfahrung womöglich nicht nachvollziehbar, dass es zumindest einmal ca. zwei Jahrzehnte gab ohne Grauschleier, der das Denken nicht vernebelte und Vorurteile aufbrach.

    • @Rolf B.:

      Ich lasse mir mein Woodstock nicht nehmen. Die heutige Besserwisserei und Arroganz geht mir gehörig auf den Geist.

    • @Rolf B.:

      Sehr schön gesagt, besonders das mit dem Grauschleier...

    • 8G
      88181 (Profil gelöscht)
      @Rolf B.:

      Also anscheinend habe ich da einen anderen Artikel gelesen.

      Es geht doch gerade darum, dass Woodstock eine weiße Mittelschichtsveranstaltung war und dass auf der Bühne ein paar Schwarze waren, im Publikum allerdings ungefähr Null.

      Als die Hippies zu "White Rabbit" tanzten, wurden führende Mitglieder der Black Panther ermordet.

      Das hat die Whities nicht so interessiert.

      Freie Liebe und Drogen waren wichtiger.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Sicher war am Sommer 1969 einiges nicht ideal.



        Ich wurde damals eingeschult und musste mich mit der Gewalt der "normalen Gesellschaft" in Westdeutschland auseinandersetzen bzw. meine Reaktion darauf in das Erwachsenenalter verschieben.



        Als ich ein paar Jahre älter war, waren die Hippies eine sehr wichtige Fluchtmöglichkeit und haben bei allen Unzulänglichkeiten eine Tür zur Selbstorganisation und politischer Selbstinformation geöffnet. Und die Musik war auch ganz nett.



        Die Whities können übrigens nichts dafür, dass sie Whieties sind und ggf. nicht sofort an die Mörder der Black Panther herankamen, um diese zu stoppen.

      • @88181 (Profil gelöscht):

        Ich erlaube mir, LOWANDORDER zu zitieren, der mich nicht falsch verstanden hat:

        "Es geht - worauf Rolf B. hingewiesen hat - um eine dreiste - ideologisch verbrämte - letztlich reaktionäre -

        Reduktion.



        Ausgerechnet eines albernen - sattsam bekannten Vogels - dem so ein - sorry -

        Gesülze - Gewürge - wie ESC - ein öh musikalisches - ja gar kulturelles Anliegen ist. Gaahrp."

      • @88181 (Profil gelöscht):

        anscheinend - ich glaub - nur scheinbar

        “„Seit ihrem Auftauchen sind die klassischen jugendlichen Subkulturen im Guten wie im Schlechten stets Vorboten sozialer und gesellschaftlicher Umbrüche gewesen“



        Zitat nach Reinhard Jellen, in Marxistische Blätter, Nr. 1 - 2006; 44. Jahrgang.

        &

        Ansonsten - Alles von uns aller - Gelle.



        Mr. ESC - Nö. Wolf Haberer hat da die Zehennägel doch kundig gestutzt.



        Schonn. Gellewelle.

        kurz - Try it again - alter Insulaner.



        &



        Masel tov

        • 8G
          88181 (Profil gelöscht)
          @Lowandorder:

          Das ist ja richtig.

          Dennoch reproduzierte Woodstock die rassistische Spaltung der amerikanischen Gesellschaft.

          Bei Woodstock II 1994 sind schon mehr schwarze Acts dabei. Die Dominanz des Rap in der Popmusik fängt an sich abzuzeichnen.

          Heute kommt nicht mal Helene Fischer ohne HipHop-Elemente aus.

          Und ich disse, kaum das ich aufgestanden bin, den Zeitungshändler an der Ecke. Yo.

          • @88181 (Profil gelöscht):

            Uppsala.

            Das ist so schön richtig falsch. Herrlich.



            &



            Sie wissen das ja nur zu genau.



            &



            Kloppen sich‘n 🥚 drauf.



            Was grad Mr JAF JAF Am Wandern hat!



            Aber voll.

            Danke. That - makes the difference. •

            • 8G
              88181 (Profil gelöscht)
              @Lowandorder:

              Also gut:

              "Und die Bilder zeigen auf den zweiten Blick auch, was auf ihnen fehlt: afroamerikanisches Publikum, das seinen Kampf gegen Rassismus seit Langem focht, aber für einen Zwischen-den-Trimestern-Trip nach Upstate New York keine Zeit hatte. Ebenso Menschen aus jenen Schichten, aus denen überwiegend die Soldaten für Vietnam rekrutiert wurden. Männer, die weder über das kulturelle noch über das finanzielle Kapital verfügten, sich vom Krieg in Asien freizukaufen – oder zu desertieren, etwa nach Kanada oder Europa."

              Ich kann nicht erkennen, was daran falsch ist.

              • @88181 (Profil gelöscht):

                Nix. Nur is das halt allang nicht alles.

                Wenn ich die Perle auch zum Kotzen finde - “Heute kommt nicht mal Helene Fischer ohne HipHop-Elemente aus.“

                Es geht - worauf Rolf B. hingewiesen hat - um eine dreiste - ideologisch verbrämte - letztlich reaktionäre -



                Reduktion.

                Ausgerechnet eines albernen - sattsam bekannten Vogels - dem so ein - sorry -



                Gesülze - Gewürge - wie ESC - ein öh musikalisches - ja gar kulturelles Anliegen ist. Gaahrp.



                &



                Mit Verlaub - aber soviel - doch doch!



                Nasser Hut mit steinalter Krempe - ist echt selten.

                Ende des Vorstehenden

                • 8G
                  88181 (Profil gelöscht)
                  @Lowandorder:

                  Vielleicht bin ich einfach zu tolerant.

    • @Rolf B.:

      …anschließe mich.

      kurz - Wie peinlich is das denn. 👹