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30 Jahre Haft für Messerangriff in ParisMordversuch aus Rache

Ein Pakistaner wollte sich für die „blasphemischen“ Mohammed-Karikaturen von Charlie Hebdo rächen, irrte sich aber in der Adresse.

Ein Zeichnung aus dem Gerichtssaal – der Angeklagte Zaheer Mahmood (2.v.r.) Foto: Benoit Peyruco/afp

Paris taz | Mit einem Fleischermesser bewaffnet begab sich der Pakistaner Zaheer Mahmood am 25. September 2020 von seiner Wohnung in einem Pariser Vorort in den 11. Stadtbezirk vor das Gebäude an der Rue Nicolas Appert. Aufgrund seiner Recherchen sollte sich hier die Redaktion der Satirezeitung Charlie Hebdo befinden. Was Mahmood nicht wusste: Diese war nach dem mörderischen Terroranschlag der Brüder Kouachi am 7. Januar 2015 an einen geheim gehaltenen Ort umgezogen.

Zaheer Mahmood wollte die blasphemischen Spötter in Paris nach der erneuten Veröffentlichung der Karikaturen des Propheten bestrafen. Darum attackierte er zwei junge Leute, die gerade zum Rauchen vor dem vermeintlichen Redaktions-Gebäude standen. Die beiden waren allerdings nicht für Charlie Hebdo, sondern für eine Presseagentur an dieser „falschen“ Adresse tätig. Sie wurden beim für sie völlig unvermuteten Angriff schwer verletzt.

Bei der Gerichtsverhandlung wurden Aufnahmen dieser brutalen Szene gezeigt, die eine Überwachungskamera aufgezeichnet hatte. Der Attentäter wurde nach kurzer Flucht unweit des Tatortes festgenommen. Zu Hause hatte er ein Bekennervideo aufgezeichnet, das an seinen Motiven keinen Zweifel ließ. Für ihn gehöre Blasphemie mit dem Tod bestraft, wie in seiner Heimat Pakistan, wo er nach Angaben seines Anwalts unter dem Einfluss eines extremistischen Predigers und Führers einer radikalen Partei stand.

Mahmood war 2 Jahre vor seinem terroristischen Angriff nach Frankreich gekommen. Beim Prozess sprach er Urdu und musste übersetzt werden. Er sagte, Auslöser für seine Tat sei die erneute Veröffentlichung der Mohammed-Karikaturen gewesen, die damals in Pakistan Anlass für antifranzösische Demonstrationen gewesen sei.

Traumatische Erinnerungen an den Angriff von 2015

Für die Kol­le­g*in­nen der beiden Opfer und die Nach­ba­r*in­nen an der Rue Nicolas Appert war es wie ein traumatischer Rückfall in den Schock des 7. Januar 2015, an dem insgesamt 11 Menschen, darunter 8 von Charlie Hebdo, ermordet wurden. „Es war (für mich), wie wenn der Blitz zwei Mal am selben Ort eingeschlagen hätte“, sagte ein Zeuge vor dem Pariser Sondergericht für Terrorverbrechen, das nun am Donnerstagabend nach dreiwöchigen Verhandlungen das Urteil gefällt hat.

Zaheer Mahmood, der in seinem Schlusswort bei Prozessende Worte der Reue suchte und bei den Opfern um Vergebung bat, wurde gemäß Strafantrag wegen seines terroristischen Mordversuchs und schwerer Körperverletzung zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Seine 5 mitangeklagten pakistanischen Landsleute, von denen einige zur Tatzeit minderjährig waren, zu 3 bis 12 Jahren Haft.

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2 Kommentare

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  • Man könnte meinen, die Karrikaturen müssten dringend auch mal in Pakistan gezeigt werden.

  • Was heißt hier eigentlich "rächen"? Das mag er dem jeweiligen Spagettimonster überlassen, im Dies- oder Jenseits. Mein ist die Rache, sprach der HErr.