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+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++Kyjiw lobt „Panzer-Doppelwumms“

Die Ukraine wünscht sich „ein mächtiges Panzer-Bündnis“ und die Lieferung von mehr Kampfpanzern. Russland bezeichnet die Freigabe von Leopard 2 als Provokation.

„Der Bedarf ist größer“, sagte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski am Dienstagabend Foto: Valentyn Ogirenko/Reuters

Vize-Außenminister Melnyk: Panzer-Lieferung ist „historisch“

Der ukrainische Vize-Außenminister und ehemalige Botschafter in Deutschland Andrij Melnyk hat die deutsche Entscheidung für die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern als historisch gewürdigt. Auch wenn sie mit Verspätung erfolge, sei sie „ohne jeden Zweifel ein wahrer Durchbruch sowie ein Gamechanger für die Ukraine auf dem Schlachtfeld“, sagte Melnyk der Deutschen Presse-Agentur. „Das wird in die Geschichte eingehen.“ Dass Scholz scheinbar sogar dabei geholfen habe, die USA von der Lieferung ihrer M1-Abrams-Panzer zu überzeugen, sei sogar „ein Panzer-Doppelwumms“, sagte Melnyk.

„Es gibt zwar noch keine offizielle Bestätigung seitens der Bundesregierung, aber ich habe gar keine Zweifel, dass diese frohe Botschaft wahr ist, weil keine andere Entscheidung möglich war“, sagte Melnyk. Nach einem unbestätigten Bericht des Wall Street Journal erwägen auch die USA die Lieferung ihrer Abrams-Kampfpanzer.

Nun sei es notwendig, dass Deutschland „ein mächtiges Panzer-Bündnis“ schmiedet, sagte Melnyk. „Es ist ein Wettlauf gegen die Zeit“, betonte der frühere Botschafter in Berlin. „Deutschland sollte alle Bremsklötze wegwerfen und eine Führungsrolle in dieser Leo-Koalition übernehmen, damit unsere Soldaten in den nächsten Wochen ausgebildet und die Hunderten Kampfpanzer bis Anfang Frühjahr an die ukrainischen Streitkräfte übergeben werden.“ (dpa)

Selenski reagiert zurückhaltend auf die mögliche Lieferung

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hat mit Blick auf Berichte über eine Freigabe von Kampfpanzerlieferungen an sein Land den hohen Bedarf an Kampffahrzeugen unterstrichen. „Es geht nicht um fünf oder zehn oder 15 Panzer“, erklärte Selenski am Dienstagabend in seiner regelmäßigen Videobotschaft. „Der Bedarf ist größer.“ (ap)

Norwegen plant auch Lieferung von Leopard 2

Auch Norwegen erwägt Medienberichten zufolge die Lieferung von Leopard-2-Panzern aus deutscher Produktion an die Ukraine. Es gehe um vier oder acht der Kampfpanzer, berichtet die Zeitung Dagens Naeringsliv. Insgesamt verfüge Norwegen, das auch eine Außengrenze zu Russland hat, über 36 Leoparden. Eine Entscheidung zur Lieferung sei aber noch nicht gefallen, berichtet auch das Blatt Aftenposten. (rtr)

Nato-Mitglieder sollten mehr als Zwei Prozent ausgeben

Der Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg rechnet damit, dass die Mitgliedstaaten der Allianz das Zwei-Prozent-Ausgabenziel nach oben schrauben werden. „Ich gehe davon aus, dass es ein neues Ziel bei Verteidigungsausgaben geben wird, wenn wir uns im Juli dieses Jahres zum Nato-Gipfel in Vilnius treffen“, sagt Stoltenberg der Zeitung Welt. „Das Zwei-Prozent-Ziel galt zunächst für ein Jahrzehnt, also bis 2024. Wir müssen es jetzt also aktualisieren.“ Er könne noch nicht sagen, worauf die Mitgliedstaaten sich konkret einigen würden. „Aber ich gehe davon aus, dass es sich um ein ehrgeizigeres Ziel als bisher handeln wird, weil jeder sieht, dass wir mehr investieren müssen.“ Er sei sich sicher, dass beim Gipfel in Litauen eine Einigung erzielt werde. (rtr)

Fregatte hat Test mit Hyperschallraketen durchgeführt

Das russische Verteidigungsministerium teilt mit, die Fregatte „Admiral Gorschkow“ habe ihre Schlagkraft im Atlantik getestet. Sie habe mit Hilfe einer Computersimulation einen Test mit Hyperschallraketen vom Typ Zirkon abgehalten, die eine Reichweite von 900 Kilometern hätten. In der Mitteilung steht allerdings nicht, dass die Fregatte eine Rakete abgefeuert hat. Das Ministerium hatte vor zwei Wochen erklärt, das Kriegsschiff halte Übungen im Nordmeer ab. Es sei mit Zirkon-Raketen ausgerüstet, die eine neunfache Schallgeschwindigkeit erreichen könnten und eine Reichweite von mehr als 1.000 Kilometern hätten. (rtr)

Russland bezeichnet Panzer-Lieferung als Provokation

Eine Lieferung von Kampfpanzern der USA an die Ukraine stellt nach den Worten des russischen Botschafters in den Vereinigten Staaten eine „weitere eklatante Provokation“ des Konflikts dar. „Wenn die Vereinigten Staaten beschließen, Panzer zu liefern, dann kann man einen solchen Schritt definitiv nicht mit dem Argument der „Verteidigungswaffen“ rechtfertigen. Dies wäre eine weitere eklatante Provokation gegen die Russische Föderation“, heißt es in einer Stellungnahme des russischen Botschafters Anatoli Antonow auf Telegram. Es sei offensichtlich, dass die Regierung in Washington gezielt auf eine strategische Niederlage Russlands hinwirke. (rtr)

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8 Kommentare

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  • Ein trauriger Tag. Und eine große Chance, dass die Eskalation weitergeht, denn es gibt kein Zurück mehr. Verschiedene neue Forderungen sind ja schon überall zu hören (Flugzeuge, Divisionen...).

  • Na dann ist ja alles gut nach dem Panzer- Doppelwumms, zumindest für die meisten Medien.

    Wie das alles enden wird weiß keiner aber dass der Krieg mit gutem Willen verhindert werden hätte können, da bin ich mir sicher.

    • @AndreasHofer:

      Den hätte nur der kleine Vladi verhindern können, indem er nicht dem Größenwahn anheim gefallen wäre. Da er aber als neuer Zar in die Geschichte eingehen wollte, hätte guter Wille bei anderen nichts geändert. Die Mär von der Angst vor der NATO ist längst gelutscht. Der Impirialist will erobern, nicht verhandeln. Wobei er vermutlich auch mit einer geschenkten Ukraine zufrieden gewesen wäre...um sich dann an das nächste Land zu wagen.



      Nur der Angreifer ist hier verantwortlich, nicht der Verteidiger oder die, die ihn unterstützen. Der Krieg wäre sofort vorbei, wenn sich Russland nach Russland trollt und die Ukraine verlässt. Und sind sie nicht willig...

      Es ist schon drollig, wie weltfremd man sein kann, wenn man immer noch glaubt, dass wäre nicht allein Putins Schuld...

      Niemand mag Krieg, aber wenn er schon mal da ist, muss man ihn auch schnell beenden.

  • Was mich ärgert



    Kaum bekommen sie das O.K. für die Leopard 2, kommen schon die ersten Rufe nach Kampfflugzeugen. Putin ist im Unrecht, Putin soll nicht gewinnen, aber wollen wir den Krieg durch permanente Aufrüstung bis ins Endlose eskalieren lassen. Senden wir bald auch Raketen und Tornados, damit "Putin nicht gewinnen kann".



    Wie weit gehen wir für "Putins Niederlage", riskieren wir auch den 3.ten Weltkrieg dafür?



    Heute sagen wir natürlich nein, aber "nein" hat Scholz zu den Panzern vor einer Woche auch noch gesagt und liefert jetzt.



    Ich fürchte, dass es bald unkontrollierbar aus dem Ruder laufen wird.



    Was nutzt uns eine klare Schuldzuweisung, wenn nachher Europa in Schutt und Asche liegt?

    • @Rudi Hamm:

      Ich stimme Ihnen voll zu!

      Niemand hat ein Interesse an einem dritten Weltkrieg. Jedoch ist das Austasten der Grenzen bei der eine Eskalation beginnt sehr schwierig.

      Ich halte es im Nachhinein für einen Fehler, dass man alle Abrüstungsverträge (bis auf SALT) aus dem kalten Krieg auslaufen lassen hat oder kündigte. Gerade ABM war eine Katastrophe und zu Bukarest 08 braucht man wohl auch nicht mehr viel sagen. Natürlich ist Putin im Unrecht! Und ja der Krieg ist ein großes Verbrechen! Aber wen hilft das!? Wir stehen so nah vor einem dritten Weltkrieg wie seit 1981 nicht mehr! Was wir brauchen ist mehr Diplomatie - nicht weniger! Wir haben doch gesehen wohin die letzten Jahre uns geführt haben!

  • Die direkte Konfrontation Nato-Russland wird nunmehr immer wahrscheinlicher!



    Es ist doch klar, dass Russland Gegenmaßnahmen ergreifen wird.



    Hoffentlich gehr das für uns als nunmehr Kriegspartei schadensfrei aus.....



    Schade ist auch, dass unsere Sofakrieger hierrüber nicht reden wollen......

    • @KielerSprotte:

      Das ist zu kompliziert! Viele Menschen haben halt einfach (verständlicherweise) das Bedürfnis nach einem einfachen Weltbild...

    • @KielerSprotte:

      Diese Konfrontation ist immer noch so unwahrscheinlich wie vor einem Monat oder einem Jahr. Russland hat konventionell keine Chance gegen die NATO. Das ist ein Fakt. Ja, sie haben Nukes, aber auch die Russen sind nicht doof genug, die einzusetzen. Bei Putin bin ich nicht sicher, aber die folgenden Ränge möchten sicher nicht sterben. Ein Atomkrieg hat keine Gewinner und konventionell verliert Russland. Daher braucht man den leeren Drohungen auch nicht glauben.



      Es gibt auch keine Gegenmaßnahmen, die Russland nun aus dem Sack zaubern könnte. Die haben nicht mehr, als sie jetzt schon am Start haben. Mehr Kanonenfutter vielleicht, aber deren Waffen und Geräte sind maxed out.



      Wir sind auch keine Kriegspartei, denn dazu braucht es zuerst mal eines Geständnisses Russlands, dass es überhaupt ein Krieg ist. Und nur weil man Gerät liefert, ist man noch kein Teilnehmer.