+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Zehntausende protestieren in Israel
Neun Monate nach dem Hamas-Massaker protestieren in Israel erneut Zehntausende für einen Geisel-Deal. Doch die Verhandlungen verlaufen zäh.
Israels Botschafter sieht keine diplomatische Lösung mit Hisbollah
Der israelische Botschafter in Deutschland, Ron Prosor, erwartet nach eigenen Worten keine diplomatische Lösung im Konflikt mit der radikalislamischen Hisbollah-Miliz im Libanon. „Der Iran will, dass dieser Krieg weitergeht“, sagte Prosor den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Der Einsatz israelischer Bodentruppen im Libanon sei nur vermeidbar, wenn die Hisbollah sich hinter den Litani-Fluss zurückziehe, der parallel zur 30 Kilometer entfernten Grenze zu Israel verläuft.
Israel versuche, dies durch Diplomatie zu erreichen, sagte Prosor. „Es scheint aber so, als würde es jeden Tag mehr eskalieren.“ Die israelischen Streitkräfte seien trotz des laufenden Gaza-Kriegs bereit für einen weiteren Krieg, sagte Prosor: „Wir haben die richtigen Streitkräfte an den richtigen Stellen, um Israel gegen die Hisbollah verteidigen zu können.“
Israel müsse „diesen Krieg gewinnen und die Infrastrukturen von Hamas und Hisbollah beseitigen, damit wir wieder in Frieden leben können“, sagte der Botschafter. Andernfalls werde Israel keine Ruhe in der Zukunft haben. „Wenn wir es tun, müssen wir es jetzt tun. Die Bevölkerung steht dahinter“, zeigte sich Prosor überzeugt. Die Hisbollah beschieße Israel seit dem 8. Oktober täglich, 80.000 Israelis seien Flüchtlinge im eigenen Land. „Kein demokratischer Staat kann so etwas hinnehmen.“ Die Hisbollah habe den Libanon als Geisel genommen und die dortige Bevölkerung unter ihre Gewalt gebracht. „Wir müssen alles tun, um sie und uns von der Bedrohung der Hisbollah zu befreien.“ (afp)
Zehntausende protestieren in Tel Aviv für Geisel-Deal
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu gerät neun Monate nach dem Massaker der islamistischen Hamas in seinem Land immer mehr unter Druck. Bei landesweiten Protesten am Samstagabend forderten Zehntausende von Menschen, den wieder in Gang gekommenen indirekten Verhandlungen über die Freilassung der Geiseln und eine Waffenruhe im Gazastreifen endlich zum Erfolg zu verhelfen. „Abkommen jetzt!“, skandierten sie in Tel Aviv. Die Hamas und andere Terrorgruppen hatten am 7. Oktober – also vor genau neun Monaten – Israel überfallen, 1200 Menschen ermordet und 250 weitere verschleppt.
Zum Auftakt eines von Protestgruppen geplanten „Tages der Störung“ versammelten sich Aktivisten am Morgen nahe der Grenze zum Gazastreifen, um schwarze und gelbe Luftballons steigen zu lassen, berichtete die „Times of Israel“. Die Farbe Gelb dient als Symbol für das Schicksal der Geiseln. Die Ballons waren an Schildern angebracht, die die Gemeinden repräsentieren, die am 7. Oktober überfallen worden waren. Nach israelischer Schätzung befinden sich noch rund 120 Geiseln in der Gewalt der Entführer, viele dürften aber nicht mehr am Leben sein. (dpa)
16 Menschen bei Luftangriff im Gazastreifen getötet
Bei einem Israel zugeschriebenen Luftangriff auf eine Flüchtlingsunterkunft im mittleren Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben 16 Menschen getötet worden. Rund 75 weitere Palästinenser seien verletzt worden, teilte das von der islamistischen Hamas kontrollierte Medienbüro mit.
Bei dem aus der Luft getroffenen Gebäude im Flüchtlingsviertel Nuseirat handelte es sich den Angaben zufolge um eine ehemalige Schule des UN-Flüchtlingshilfswerks UNRWA, die seit Ausbruch des Gaza-Kriegs als Unterkunft für rund 7000 geflohene Menschen diente. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Das israelische Militär teilte wenig später mit, dass es mehrere Kämpfer der Hamas im Areal der UNRWA-Schule angegriffen habe. Das Objekt habe den Terroristen als Versteck und Operationsbasis für Attacken auf das israelische Militär gedient. Im Vorfeld des Angriffs habe das Militär zahlreiche Schritte unternommen, um das Risiko für Zivilisten zu minimieren. Auch diese Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen. (dpa)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja