+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Zwei Tanklaster pro Tag
Israel genehmigt für humanitäre Zwecke begrenzt die Einfuhr von Treibstoff aus Ägypten in den Gazastreifen. Die Vorräte im Al-Schifa-Klinik neigen sich dem Ende.
Kriegskabinett reagiert auf Empfehlung von Militärs
Israels Kriegskabinett gibt nach Angaben eines Regierungsvertreters grünes Licht für täglich zwei Lkw-Ladungen Treibstoff in den Gazastreifen. Damit solle dazu beigetragen werden, den Bedarf der UN-Hilfsorganisationen zu decken. Nach UN-Angaben kamen am Freitag den zweiten Tag in Folge überhaupt keine Hilfen über den ägyptischen Grenzübergang Rafah mehr an.
Die Entscheidung zur Erteilung der Genehmigungen sei auf Bitten der US-Regierung erfolgt. Die UN-Hilfslieferungen in den Gazastreifen waren zuvor abermals ausgesetzt worden. Als Grund wurden die Treibstoffknappheit und der Zusammenbruch der Kommunikationsmöglichkeiten über Handy, Telefon und Internet genannt. Die Lkw-Lieferungen ließen sich so nicht koordinieren, hieß es. (dpa/rtr/afp)
Vorräte in Al-Schifa-Klinik gehen zu Ende
Im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza-Stadt gehen nach Angaben eines Arztes die Vorräte an Nahrungsmitteln und Wasser aus. Die vom israelischen Militär bereitgestellten Hilfsgüter seien „sehr sehr minimal“, sagt Ahmed El Mochallalati der Nachrichtenagentur Reuters am Telefon. Israelische Soldaten durchsuchten den Gebäude-Komplex nach wie vor, hätten aber „nichts gefunden“. Neugeborene seien seit dem Vordringen der Soldaten in die Klinik nicht gestorben. Israel wirft der radikal-islamischen Palästinenser-Gruppe Hamas vor, unter dem Gebäudekomplex eine Kommandozentrale und Verbindungstunnel eingerichtet zu haben. Die Hamas bestreitet dies. (rtr)
WHO fordert tägliche Evakuierungen von Patienten aus Gazastreifen nach Ägypten
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zur Entlastung der Krankenhäuser im Gazastreifen tägliche Evakuierungen von Patienten nach Ägypten gefordert. Der Leiter des WHO-Büros in den besetzten palästinensischen Gebieten, Richard Peeperkorn, rief am Freitag zu einem Mechanismus auf, um die Evakuierung der dringendsten Fälle zu erleichtern. Seinen Angaben zufolge müssten jeden Tag 50 bis 60 Patienten nach Ägypten gebracht werden.
In einer Mitteilung rief die WHO zu „täglichen, ungehinderten und sicheren medizinischen Evakuierungen von schwer verletzten und kranken Patienten nach Ägypten“ auf. Demnach sind 47 von 72 medizinischen Grundversorgungszentren im Gazastreifen außer Betrieb. 25 von 36 Krankenhäuser seien nicht betriebsfähig, die restlichen würden nur unter Schwierigkeiten arbeiten.
„Es ist klar, dass das nicht ausreicht, um den andauernden Bedarf aufgrund der Kampfhandlungen zu decken“, sagte Peeperkorn. Vor dem Krieg zwischen Israel und der islamistischen Hamas gab es seinen Angaben zufolge rund 3500 Krankenhausbetten, nun seien es etwa 1400. Der Bedarf liege nach WHO-Schätzungen hingegen bei 5000 Betten. (afp)
WHO: 70.000 Fälle akuter Atemwegsinfektionen
Die Weltgesundheitsorganisation WHO zeigt sich alarmiert wegen der Ausbreitung von Krankheiten im Gazastreifen. Man sei deswegen „extrem besorgt“, sagt der WHO-Gesandte für die Palästinensischen Gebiete, Richard Peeperkorn. In dem dicht besiedelten Küstengebiet seien mehr als 70.000 Fälle von akuten Atemwegsinfektionen und über 44.000 Fälle von Durchfall registriert worden seien. Die Zahlen seien deutlich höher als erwartet. (rtr)
Hilfslieferungen abermals ausgesetzt
Hilfslieferungen der Vereinten Nationen in den Gazastreifen sind am Freitag abermals ausgesetzt worden. Als Grund wurden die Treibstoffknappheit und der Zusammenbruch der Kommunikationsmöglichkeiten über Handy, Telefon oder Internet genannt. Die Direktorin der Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP), Cindy McCain, erklärt, eine Versorgung mit Nahrungsmitteln und Wasser gebe es in Gaza praktisch nicht. Nur ein Bruchteil dessen, was benötigt werde, gelange über die Grenzen in das Gebiet. Da der Winter schnell näher rücke, die Notunterkünfte unsicher und überfüllt seien und es an sauberem Wasser mangele, sei die Zivilbevölkerung unmittelbar von Hunger bedroht. (rtr)
Israel fordert erneut zum Verlassen mehrerer Stadtviertel in Gaza auf
Israels Armee hat erneut Bewohner in mehreren Stadtvierteln Gazas zur Evakuierung aufgefordert. Bis 16.00 Uhr Ortszeit (15.00 Uhr MEZ) sollten die drei Wohngebiete „unverzüglich“ verlassen werden, schrieb ein Sprecher der Armee am Freitag auf Arabisch auf der Plattform X, vormals Twitter. Zudem kündigte er im Süden des Gazastreifens für mehrere Stunden eine „taktische Pause“ westlich der Stadt Rafah für „humanitäre Zwecke“ an. In der Gegend liegt auch der Grenzübergang nach Ägypten.
Israel ruft die Zivilbevölkerung in der Stadt Gaza und im Norden seit Wochen dazu auf, sich „zu ihrer eigenen Sicherheit“ in den Süden des abgeriegelten Küstenstreifens zu begeben. Doch auch im südlichen Teil des Gazastreifens kam es mehrfach zu israelischen Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee soll es sich dabei ausschließlich um gezielte Attacken auf Mitglieder der islamistischen Hamas handeln. Die Angaben waren zunächst nicht unabhängig zu überprüfen. (dpa)
Kommunikationsnetze im Gazastreifen weiter unterbrochen
Der Zusammenbruch der Kommunikationsnetze im Gazastreifen dauerte am Freitag weiter an. Palästinensische Medien im Westjordanland berichteten am Morgen von erheblichen Problemen, Bewohner des Küstenstreifens zu erreichen. Anrufe gingen nicht durch, Nachrichten würden nicht zugestellt.
Das im Westjordanland ansässige palästinensische Unternehmen Paltel hatte am Abend zuvor den Zusammenbruch seiner Netze gemeldet. Auch die Organisation Netblocks, die für die Beobachtung von Internetsperren bekannt ist, bestätigte auf der Plattform X die Unterbrechung der Internetverbindungen. Grund soll fehlender Treibstoff für die Stromerzeugung der Kommunikationsinfrastruktur sein. Am Freitag gab es zunächst keinen neuen Stand. Das UN-Nothilfebüro OCHA erklärte am Freitagmorgen mit Blick auf den Zusammenbruch: „Humanitäre Organisationen und Rettungsdienste haben gewarnt, dass Blackouts die Sicherheit von Zivilisten und die Bereitstellung lebensrettender Unterstützung gefährden.“
Paltel und das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) hatten bereits in den vergangenen Tagen vor einem Totalausfall der Telekommunikation gewarnt. Seit Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober sind die Kommunikationsnetze in dem abgeriegelten Küstengebiet mehrfach ausgefallen. Verbindungen nach außen waren dabei nur noch mit Satellitenhandys und mitunter von hohen Gebäuden im Süden des Gazastreifens mit israelischen Sim-Karten möglich. (dpa)
Netanjahu über das zivile Opfer in Gaza
Angesichts zunehmender Kritik an Israels Militäreinsatz im Gazastreifen hat Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einmal mehr bekräftigt, dass sein Land alles zur Vermeidung von Opfern unter der Zivilbevölkerung tue. „Aber leider sind wir nicht erfolgreich“, räumte er in einem Interview des US-Fernsehsenders CBS News ein. Die Schuld daran gab er der radikal-islamischen Hamas. Jeder Tod eines Zivilisten sei eine Tragödie.
„Und es sollte keine geben, denn wir tun alles, was wir können, um die Zivilisten aus der Gefahrenzone zu bringen, während die Hamas alles tut, um sie dort zu halten.“ Israel versuche, seinen Einsatz gegen die Palästinenser-Organisation mit so wenigen zivilen Opfern wie möglich zu beenden. „Darum werfen wir Flugblätter ab und rufen die Menschen auf ihren Handys an. “Wir sagen: ‚Geht.‘ Und viele sind gegangen.“ (rtr)
Militante Palästinenser bei Militäreinsatz im Westjordanland getötet
Bei einem israelischen Militäreinsatz in Dschenin im Westjordanland sind mehrere militante Palästinenser getötet worden. Drei Menschen seien bei einem israelischen Luftangriff ums Leben gekommen, teilte das Gesundheitsministerium in Ramallah am Freitag mit. 15 weitere seien bei dem mehrstündigen Militäreinsatz verletzt worden. Bei den Toten handelt es sich palästinensischen Berichten zufolge um Mitglieder der Dschenin-Brigaden, die der Terrororganisation Islamischer Dschihad nahestehen. Israels Militär wiederum sprach von „mindestens fünf getöteten Terroristen“.
Eine bewaffnete „Terrorzelle“ sei bei dem Einsatz aus der Luft angegriffen worden, teilte die Armee mit. Zudem sei auf Angreifer geschossen worden, die Sprengsätze geworfen sowie auf die Soldaten geschossen hätten, hieß es. Acht Verdächtige seien festgenommen sowie Waffen und Munition beschlagnahmt worden, hieß es weiter.
Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursierten, war eine Schneise der Verwüstung nach dem Einsatz zu sehen. Mindestens eine Straße wurde demnach vom Militär aufgerissen. Nach israelischen Angaben sollen zuvor Bewohner Sprengsätze unter und neben der Straße platziert haben. (dpa/afp)
Historiker: Hamas wurde von Israels Regierung aktiv unterstützt
Der israelische Holocaust-Forscher Yehuda Bauer sieht im islamischen Antisemitismus aktuell die gefährlichste Form der Judenfeindlichkeit. „Islamismus und islamistischer Antisemitismus sind wirklich das Gefährlichste, mit dem wir uns auseinandersetzen müssen“, sagte der frühere Direktor des Zentrums für Holocaust-Forschung der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem der „Berliner Zeitung“ (Freitag). Der Antisemitismus sei teilweise traditionell und uralt, teilweise das Resultat des Nahost-Konfliktes.
Der Historiker warnt vor Vergleichen des terroristischen Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober mit dem Holocaust: „Ein zweiter Holocaust ist es natürlich nicht. Diese halbgebackenen Vergleiche haben mit der Realität nichts zu tun. Die Entwicklung zum Holocaust war ganz anders, und die Situation heute ist eine völlig andere.“
Die heutige Welt sei anders als die von 1943. „Der hauptsächliche Unterschied ist die Existenz eines, wenn auch problematischen, jüdischen Staates“, sagte der 1926 in Prag geborene Bauer. Den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu bezeichnet er dabei als „eine Katastrophe“: „Die Hamas in Gaza wurde von seiner Regierung aktiv unterstützt, mit barem Geld, von Katar geliefert.“
Der Hamas-Überfall sei für ihn nicht ganz überraschend gekommen. Die Hamas wolle die Juden, und besonders die Juden Israels, mit allen nur möglichen Mitteln vernichten und habe das auch schriftlich belegt: „Was den jetzigen Krieg gegen Hamas anbelangt, so sehe ich momentan keine andere Wahl“, sagte der Autor des 2015 erschienenen Buches „Wir Juden – ein widerspenstiges Volk“. (epd)
Weitere Leiche von Geisel nahe Krankenhaus gefunden
Israels Militär hat in der Nähe des Schifa-Krankenhauses im Gazastreifen nach eigenen Angaben eine weitere Leiche einer Hamas-Geisel geborgen. Die Leiche der am 7. Oktober von Hamas-Terroristen im Grenzgebiet entführten jungen Soldatin sei in einem Gebäude nahe dem größten Krankenhaus in der Stadt Gaza gefunden worden, erklärte ein Militärsprecher am Freitag auf der Plattform X, vormals Twitter. Noa Marcianos Leiche sei am Donnerstagabend von Experten in Israel identifiziert worden. Eine Todesursache wurde zunächst nicht mitgeteilt. Das Militär hatte bereits am Donnerstag in einem Nachbargebäude des Krankenhauses die Leiche einer 65-jährigen Geisel entdeckt.
Israels Armee hatte den Tod der 19-jährigen Soldatin Marciano bereits am Dienstag vermeldet. Zu dem Zeitpunkt war unklar geblieben, woher das Militär die Information über den Tod der Frau hatte und ob ihre Leiche in der Obhut der Armee war. Es war das erste Mal, dass Israel einen zuvor von der Hamas behaupteten Todesfall unter den Geiseln bestätigte.
Der bewaffnete Arm der islamistischen Hamas, die Kassam-Brigaden, hatte zuvor über Telegram ein Video der Frau veröffentlicht. Dabei war sie unter anderem mit schwersten Verletzungen zu sehen. Die Terrororganisation behauptete, die Soldatin sei am 9. November bei einem israelischen Luftangriff im Gazastreifen getötet worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden. (dpa)
Suche nach Hamas-Verstecken in Gaza intensiviert
Die israelische Armee hat am Freitag ihre Suche nach mutmaßlichen Hamas-Verstecken im Gazastreifen intensiviert. „Wir konzentrieren uns auf das, was unter der Erde liegt, einschließlich der Krankenhäuser“, sagte der israelische Armeesprecher Daniel Hagari am Donnerstagabend. Die radikalislamische Hamas erklärte, Israel habe mehrere Abteilungen des Al-Schifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza zerstört.
Israels Armeesprecher erklärte, Soldaten hätten „den Eingang zu einem Tunnel im Al-Schifa-Krankenhaus entdeckt und Militäringenieure sind derzeit dabei, die Infrastruktur vor Ort auszugraben“. Die Soldaten würden „Gebäude für Gebäude“ jede Etage durchsuchen. Die Armee hatte das größte Krankenhaus im Gazastreifen bereits am Mittwoch gestürmt.
Israel wirft der Hamas vor, unter Krankenhäusern im Gazastreifen Waffenverstecke und Kommandozentralen eingerichtet zu haben – Angaben, die von den USA unterstützt und von der Hamas zurückgewiesen werden.
Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärte, dass in der Al-Schifa-Klinik auch Geiseln festgehalten worden sein könnten. „Wir hatten konkrete Hinweise, dass sie im Schifa-Krankenhaus festgehalten wurden, was einer der Gründe ist, warum wir das Krankenhaus betreten haben“, sagte Netanjahu den „CBS Evening News“. „Wenn sie dort waren, wurden sie herausgeholt“.
Am Donnerstag wurde in der Nähe des Klinikgebäudes die Leiche einer von der Hamas verschleppten Geisel entdeckt. „Jehudit (Weiss) wurde von den Terroristen im Gazastreifen ermordet, und wir haben es nicht geschafft, sie rechtzeitig zu erreichen“, sagte Armeesprecher Hagari im israelischen Fernsehen. (dpa/ap)
Israels Militär liefert Wasser und Essen für Schifa-Klinik
Israels Militär hat dem Schifa-Krankenhaus im Gazastreifen nach eigenen Angaben mehr als 4000 Liter Trinkwasser und 1500 Essensrationen geliefert. Das teilte das Militär am Freitag auf der Plattform X, vormals Twitter, mit. Fotos zeigten einen Lastwagen mit Wasserflaschen und das Abladen einer Palette durch einen Gabelstapler. Die Informationen des Militärs ließen sich zunächst nicht unabhängig bestätigen.
Israels Militär hatte am frühen Mittwochmorgen berichtet, Soldaten seien in das größte Krankenhaus in der Stadt Gaza eingedrungen. Der Einsatz schien am Freitag weiter anzudauern – ungeachtet internationaler Proteste gegen den Militäreinsatz in einem Krankenhaus. Israel wirft der islamistischen Hamas vor, die Klinik als Terrorstützpunkt zu missbrauchen. (dpa)
Soldat und Attentäter bei Anschlag getötet
Bei einem Anschlag an einer israelischen Militärsperre südlich von Jerusalem sind nach Militärangaben am Donnerstag ein Soldat und drei Angreifer getötet worden. Militärsprecher Daniel Hagari bestätigte damit am Donnerstagabend vorige Informationen von Polizei und israelischen Medien, die sich auf den Rettungsdienst beriefen. Der bewaffnete Arm der islamistischen Hamas im Gazastreifen, die Kassam-Brigaden, bekannte sich zu dem Anschlag.
Die Angreifer hatten an dem Checkpoint des Militärs das Feuer eröffnet. Hagari zufolge hatten die Attentäter aus Hebron im Westjordanland Pläne, einen größeren Anschlag zu verüben. Medienberichten zufolge wollten sie nach Jerusalem gelangen.
Seit Beginn des Kriegs im Gazastreifen verschärfte sich auch die Lage im Westjordanland. Seit Jahresbeginn kamen den Behörden zufolge über 380 Palästinenser bei israelischen Militäreinsätzen im Westjordanland, Konfrontationen oder eigenen Anschlägen ums Leben. Es ist Menschenrechtlern zufolge die höchste Zahl seit mehr als 15 Jahren. (dpa)
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