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Repression gegen US-UniversitätenTrump-Regierung stoppt Vergabe von Studentenvisa

Die amerikanische Regierung setzt im Streit mit den Universitäten zum nächsten Schlag an: US-Botschaften weltweit geben keine Studentenvisa mehr aus.

Eine Demonstration mit dem Namen „Harvard Stand United“ wirbt für Unterstützung der ausländischen Studierenden, 27. Mai

WASHINGTON taz | Die US-Regierung hat im Konflikt mit amerikanischen Hochschulen zum nächsten Schlag ausgeholt. Wie US-Medien berichten, hat das Außenministerium in einem Schreiben an US-Botschaften weltweit erklärt, dass diese ab sofort keine neuen Termine für Studentenvisumsanträge mehr vergeben sollen.

Grund für die vorläufige Pause ist laut dem Schreiben die geplante Ausweitung der Sicherheitsprüfung und Personenkontrolle. Diese soll in Zukunft einen noch genaueren Blick auf Kommentare und Posts der Antragstellenden im Internet werfen.

In dem Schreiben, welches von US-Außenminister Marco Rubio unterzeichnet wurde, heißt es, dass das Ministerium aktuell „eine Überprüfung der aktuellen Prozesse vornehme“. Dabei werde es in Zukunft neue Richtlinien geben, die eine erweiterte Untersuchung von Social-Media-Profilen der Antragsstellenden vorsieht. Wie lange die Antragspause gilt, ist nicht bekannt.

Reaktion auf Nahostkonflikt

Die Ausweitung der Sicherheitsprüfung wird als Reaktion auf die Studentenproteste zum Krieg zwischen der Hamas und Israel verstanden. Im vergangenen Jahr kam es an vielen amerikanischen Universitäten und Hochschulen zu großen Protestbewegungen, die vor allem das militärische Vorgehen von Israel im Gazastreifen kritisierten. Nicht alle diese Proteste blieben friedlich.

An mehreren Universitäten gab es Ausschreitungen zwischen Demonstranten und der Polizei. Es kam zu Verletzungen und Sachschäften. Und auch in diesem Jahr wurden Studenten an mehreren Hochschulen wie der Columbia University in New York wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruch verhaftet.

Angriffe durch US-Präsident Trump

Die US-Regierung von Präsident Donald Trump hat die pro-palästinensische Protestbewegung an den Hochschulen stark kritisiert. Trump bezeichnete die Demonstranten während einer Wahlkampfveranstaltung im vergangenen Jahr als „durchgeknallte Spinner“. Er erklärte auch ohne Beweis, dass linke Gruppen hinter den Protesten stecken würden.

„Ich fordere jeden Hochschulpräsidenten auf, die Protestlager sofort zu entfernen. […] Besiegen Sie die Radikalen und holen Sie sich unsere Hochschulen für alle normalen Studierenden zurück“, erklärte Trump im Mai 2024.

Die Trump-Regierung sieht in vielen in Hochschulen, vor allem in den Eliteuniversitäten wie Harvard oder Columbia, eine Hochburg des linken Gedankenguts. Hinzu kommt spätestens seit der Protestbewegung im vergangenen Jahr die Kritik, dass diese und andere Hochschulen nicht genug unternehmen, jüdische Studierende zu schützen und Antisemitismus zu bekämpfen.

Festnahmen und Repression gegen Eliteuniversitäten

Seit Trumps Amtsantritt im Januar wurde bereits mehrere Studierende, die eine vermeintliche Führungsrolle in den Anti-Israel-Protesten hatten, festgenommen. Die meisten sind nach richterlichen Beschlüssen wieder auf freiem Fuß. Die Regierung soll manchen von ihnen jedoch das Aufenthaltsvisum entzogen haben.

Nachdem sich die renommierte Harvard University geweigert hatte, die persönlichen Daten von ausländischen Studenten an die Regierung auszuhändigen, eskalierte die Situation zwischen der Ivy-League-Uni und der Trump-Regierung. Momentan durchläuft ein Rechtsstreit über den Entzug sämtlicher Fördergelder das Justizsystem.

„Ich kenne die Motive [der Regierung] nicht genau, aber ich weiß, dass es Leute gibt, die einen Kulturkampf führen. Ich weiß nicht, ob das die Regierung antreibt“, erklärte Harvards Präsident Alan Garber in Interview mit National Public Radio.

Eine vom US-Heimatschutzministerium ausgesprochene Verordnung, die es Harvard verboten hätte, neue ausländische Studenten für das Studium zuzulassen, wurde von einem Richter aufgehoben.

Ausländische Studierende auch Einnahmequelle

Im Fall von Harvard machen ausländische Studenten etwas mehr als ein Viertel der gesamten Studentenschaft aus. Für viele US-Universitäten sind internationale Studenten mehr als nur eine Bereicherung in Sachen Diversität und kultureller Vielfalt. Sie sind oft auch eine wichtige Einnahmequelle.

Laut einem Bericht des Institute of International Education waren während dem Schuljahr 2023/24 über 1,1 Millionen ausländische Studenten an US-Hochschulen eingeschrieben. Sollte die neue Verordnung des US-Außenministeriums, Studentenvisumsanträge vorerst nicht zu bearbeiten, für längere Zeit bestehen bleiben, könnte dies zu wirtschaftlichen Problemen führen.

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6 Kommentare

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  • Wir wollen keine ausländische Intelligenz und die eigene vertreiben wir. Bei uns zählt nur noch die künstliche oder die von König Donald dem ...

  • Steve Bannon, ehemaliger Chefstratege von Donald Trump, hat den Kernpunkt von Trumps Strategie mit dem Ausdruck „flood the zone with shit“ beschrieben.

    Diese Taktik zielt darauf ab, die Medienlandschaft mit einer Flut von Informationen, Kontroversen und Desinformationen zu überfluten, um die Aufmerksamkeit zu zerstreuen und die öffentliche Wahrnehmung zu beeinflussen.

    So einfach ist das.

  • Großartig! Je weniger ausländische Studenten, je weniger docs und post-docs, kurz: Je weniger böse Ausländer, umso schneller verabschiedet sich Trumpistan aus der Spitzen-Forschung.



    Achja, und "winkewinke" Spitzenwissenschaftlr können wir gebrauchen ...

  • Trump-Logik



    Was will ein dummer Präsident mit einem schlauen Volk?



    Da er nicht mehr schlauer wird, muss das Volk halt dümmer werden.

  • Jede Bewegung schafft eine Gegenbewegung. Blöd halt für 'die Spitze' der Bewegung, wenn es die Regierung ist, die die Gegenbewegung anführt. Und superscheiße, wenn diese Regierung sehr weit rechtspopulistisch agiert.



    Wir schauen mal 10 Jahre gedanklich weiter.... und hoffen auf eine Gegenbewegung auf die Gegenbewegung.

  • Ohne ausländische Studierende wird es mit der Wissenschaft in den USA in Windeseile bergab gehen.

    Nur mal so zur Erinnerung, vor 1933 und noch bis zum Krieg war Deutsch international eine weit verbreitete Wissenschaftssprache, sehr viel Mathematik wurde davor in Deutsch international veröffentlicht. Bis heute hat sich die deutsche Wissenschaft im Grunde nicht von der Zäsur des dritten Reichs erholt.

    Der Schaden in den USA dürfte Trumps abtreten (ob politisch oder biologisch) lange überdauern.