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Deutsche NahostpolitikDeutschland muss Israel mit Sanktionen drohen

Stefan Reinecke
Kommentar von Stefan Reinecke

Der Gaza-Krieg radikalisiert sich. Jetzt reicht es nicht mehr, wenn sich Deutschland nur besorgt über das Sterben der Palästinenser zeigt.

Rauch steigt nach israelischen Angriffen aus einem Zeltlager für vertriebene Palästinenser in Khan Younis auf, 19. Mai 2025 Foto: Hatem Khaled/reuters

D ie deutsche Nahostpolitik bewegt sich seit Jahrzehnten in den gleichen Bahnen. Deutschland versorgt Israel mit Waffen und politischem Schutz – und Palästina mit Geld. Dieser Doppelkurs, der immer zwischen Pragmatismus und Bigotterie schillerte, ist am Ende. Angesichts der Radikalisierung des Gaza­kriegs und der massiven Vertreibungen im Westjordanland durch jüdische Siedler wird diese Haltung zur Realpolitik im Stadium des ­Irrealen. Man klammert sich an Gewissheiten, die mit jedem verjagten Palästinenser im Westjordanland und jedem toten Zivilisten in Gaza pulverisiert werden.

In Deutschland beruft man sich mit zerfurchter Stirn auf die NS-Geschichte, die Pflichten mit sich bringe. Man könne nicht anders. In mutigen Momenten fordert Kanzler Friedrich Merz den israelischen Premier Benjamin Netanjahu dazu auf, angesichts der von Israel inszenierten Hungersnot in Gaza Hilfslieferungen zu erlauben. Das macht in Jerusalem gewiss Eindruck.

Die israelische Armee begeht Kriegsverbrechen. Sie hat Tausende von Unschuldigen getötet – und wird das jetzt mit noch mehr Feuerkraft, Bomben, Toten fortsetzen. Netanjahu hat den Waffenstillstand gebrochen. Das Ziel ist nicht mehr, die Hamas auszuradieren. Das Ziel ist, „Gaza vollständig zu zerstören“, so der rechtsradikale Finanzminister Bezalel Smotrich. Die Netanjahu-Regierung will den Palästinensern das Leben zur Hölle machen und Hunderttausende zur Flucht zwingen. Israel arbeitet unverblümt an einer ethnischen Säuberung. Was muss noch passieren, ehe man im Kanzleramt begreift, dass es nicht mehr reicht, sich nur „besorgt“ wegen des Sterbens in Gaza zu zeigen?

Verpflichtet die NS-Geschichte wirklich dazu, wie es Steinmeier tat, Netanjahu lächelnd die Hand zu drücken und ihn, wie Merz es tun will, wider internationales Recht, nach Berlin einzuladen? Verpflichtet die NS-Geschichte dazu, in der EU alle Versuche zu bekämpfen, Israel sanft unter Druck zu setzen? Dazu, einer Armee Waffen zu liefern, die Verbrechen in einem mittlerweile illegitimen Krieg begeht, der die nächste Gewalteskalation wahrscheinlicher und alles schlimmer macht?

Brüssel zeigt Netanjahu die Instrumente

Israel ist dabei, sich von einem zionistischen in einen national­religiösen Staat zu verwandeln. Die oft beschworene Freundschaft mit Israel bedeutet nicht, diesen (selbst)zerstörerischen Trip mit mahnenden, aber verlässlich folgenlosen Worten zu begleiten.

Denn dieser maßlose Krieg korrumpiert auch die militärisch weit überlegene Macht. Der Gazakrieg frisst sich wie Rost in die israelische Demokratie. Er brutalisiert die Gesellschaft. Eines der wenigen hoffnungsvollen Zeichen ist, dass sich Reservisten weigern, in Gaza zu kämpfen – zu wenige, aber immerhin. Es ist ein Indiz, dass es in der vor lauter Gewalt taumelnden Gesellschaft noch moralische Ressourcen gibt.

Freundschaft bedeutet angesichts dieses blutigen Desasters, mit Augenmaß Druck aufzubauen. Es bewegt sich etwas im Westen – spät und langsam. Europa ist Israels wichtigster Handelspartner, die EU will nun das Assoziierungs­abkommen überprüfen. Brüssel zeigt Netanjahu damit die Instrumente. Auch wenn offen ist, ob sie zum Einsatz kommen. Dies ist mehr als der unverbindliche Appell in Richtung Israel, auf den man sich in Berlin verständigt hat – es ist eine Drohung. Auch Frankreich, Großbritannien und Kanada stellen, ähnlich wie die EU, Taten in Aussicht. Wenn Israel den „völlig unverhältnismäßigen“ Krieg in Gaza nicht stoppe, werde man zu „gezielten Sanktionen“ greifen. Sogar der britische Premier Keir Starmer hat das unterschrieben. Merz nicht.

Berlin hat die Wahl: Wenn Israel den Krieg mit Hunger und Bomben fortsetzt, dann kann, dann muss auch die Bundesregierung eindeutig reagieren. Also keine Waffenlieferungen mehr, kein privilegierter Handel mit der EU, Anerkennung Palästinas. Damit würde man der demokratischen Opposition in Israel signalisieren: Wir unterstützen euch. Womöglich könnte dies sogar den Kräften in der Netanjahu-Regierung, die nicht rechtsextrem sind, innenpolitisch eine Brücke bauen: Man hätte den Krieg ja fortgesetzt, aber leider waren die internationalen Kosten zu hoch.

Sanktionen sind kein Zauberstab. Aber in diesem Fall sind konditionierte Drohungen weit erfolgversprechender als die achselzuckende Ratlosigkeit, die lauen Appelle, die müden Verweise auf die deutsche Staatsräson. Die Alternative ist, dass Merz an der Seite der „Lichtgestalten“ Donald Trump, Viktor Orbán und Javier Milei zur schrumpfenden Schar der bedingungslosen Unterstützer Israels zählt. Wenn das die Conclusio der Vergangenheitsbewältigung ist, auf die man hierzulande so stolz ist – dann ist etwas fundamental falsch gelaufen.

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Stefan Reinecke
Korrespondent Parlamentsbüro
Stefan Reinecke arbeitet im Parlamentsbüro der taz mit den Schwerpunkten SPD und Linkspartei.
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34 Kommentare

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  • Wenn erst nach 19 Monate Vernichtungskrieg ( "Standing Together") der "deutsche Michel" aufwacht und nun das humanitäre Völkerrecht einfordert, würde Heinrich Heine wohl ausrufen: " Und denk ich an Deutschland in der Nacht...."

  • Immer wieder dieselbe Falschbehauptung, Netanjahu habe den Waffenstillstand gebrochen. Es gab keinen Waffenstillstand, der hätte gebrochen werden können.

  • Können Sie die „Waffen“ spezifizieren, die Deutschland an Israel liefert?



    Ich kann mir kaum vorstellen, dass Deutschland neben der Ukraine-Unterstützung substantiell in der Lage ist, Waffen zu liefern, die Israel auch einsetzen kann.

  • Es geht nur Beides zusammen. Der Druck auf Israel wird erhöht werden und gleichzeitig muss Netanjahus Truppe ihr bestes Argument genommen werden: Die Fähigkeit der Hamas sich immer noch als gestaltende Macht mit Geiseln im gesamten Gebiet verstecken zu können. Dieser „gordische Knoten“ ist nur lösbar, wenn Amerikaner, Europäer und Araber gleichzeitig ihren Druck auf die Akteure massiv erhöhen - und endlich bereit sind vor Ort in Gaza operative Verantwortung zu übernehmen. Die UNO wird das nicht übernehmen können, von den existierenden palästinensischen Politstrukturen ganz zu schweigen.

  • Einen Tag nachdem der Film Put Your Soul on Your Hand and Walk über die junge palestinensische Kriegsfotografin Fatma Hassona für das Filmfestival in Cannes nominiert worden war, wurde die Künstlerin mitsamt ihrer ganzen Familie (neun Familienmitglieder) in ihrem Haus in Gaza von einer israelischen Bombe getötet.

    “Wenn ich sterbe, möchte ich einen lauten Tod”, sagte Fatma Hassona.

    Interview mit der Filmemacherin Sepideh Farsi, die die sich fragt, ob es sich aufgrund der Filmnominierung in Cannes um eine gezielte Tötung von Fatma Hassona gehandelt haben könnte, deren Bilder vielleicht einmal im Deutschen Bundestag gezeigt werden, um das Leiden aber auch den Stolz und die Freunde der Bewohner von Gaza zu dokumentieren.

    Das Versagen des deutschen Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers der Politik der israelischen Regierung in Gaza und auch im Westjordanland Einhalt zu gebieten, wird dann Geschichte sein.

    www.youtube.com/watch?v=tk2mGkl4alc

  • Dass die antisemitische RAF und die NPD bis auf wenige Jahre fast zeitgleich entstanden ist kein Zufall.

    Sowohl links als auch rechts kann vom Judenhass nicht lassen.

    Mein zum größten Teil linksliberales Umfeld ist weitgehend clean. Dennoch bemerke ich bei manchen Leuten versteckten Antisemitismus. Ich guck mir das genau an. Die meisten würden es weit von sich weisen antisemitisch zu sein, doch unten drunten wirkt das über 1800 alte kollektive Unterbewusste des Westens (in den arabischen Ländern sind es 1300 Jahre). In diesen Leuten funktionieren weiterhin die uralten Stereotypen von Juden.

    Selbsthilfegruppen für Antisemiten könnten vielleicht helfen. Gruppenanalysen wie bei den Anonymen Alkoholikern.

    Deutschland hat sechs Millionen Juden umgebracht, davon 1,5 Millionen Kinder. Global waren weitere sieben Millionen Judenmorde in Planung. "Die Endlösung der Judenfrage".

    Deutschland ist absolut das letzte Land auf dieser Welt was auch nur eine Sekunde die Klappe aufmachen darf, was Israel angeht.

    Israel kämpft um sein Überleben. Und wir sind auf Jahrhunderte verpflichtet dem Land dabei zu helfen.

    Wir sind Holocaust. Nicht die aktuellen Generationen. Aber das Land.

  • Vielleicht wird es langsam Zeit, dass die BRD mehr „Republik Haifa“ wagt – also eine Gesellschaft, die Vielfalt, Gleichberechtigung und friedliches Miteinander nicht nur fordert, sondern wirklich lebt. Eine Republik, die Brücken baut statt Mauern, in der unterschiedliche Kulturen und Identitäten als Stärke gefeiert werden und in der Solidarität und Respekt die Grundlage des Zusammenlebens sind.

    So wie Haifa als multikulturelle Stadt in Israel ein Beispiel für gelingendes Zusammenleben unterschiedlicher Gruppen ist, könnten wir auch hierzulande mutiger neue Wege gehen – für eine offene, inklusive und gerechte Gesellschaft, die niemanden ausschließt.

  • Dieser Text liest sich für mich wie ein Glaubensappell, der alle Leser auffordert, dem Bösen, das er an die Wand malt, zu entsagen. Allein: mir persönlich fehlt der Glaube an und für sich. Ich plädiere vielmehr dafür, sich bei diesem Thema zurückzuhalten und möglichst zu schweigen.

  • Sollte Sie darauf erinnert das vor 2011 war das Verhältnis zwischen Deutschland und Syrien nicht freundschaftlich, aber funktional. Deutschland kritisierte zwar Menschenrechtsverletzungen, sah Syrien aber als strategischen Akteur in der Region. Vor dem Krieg exportierte Deutschland **Chemieanlagen und Industrieausrüstung**, darunter auch für die Düngemittelindustrie.



    - Einige dieser Lieferungen könnten **Dual-Use-Charakter** gehabt haben. Mit dem Ausbruch des Bürgerkriegs 2011 brach diese pragmatische Haltung zusammen.

  • Immerhin etwas…

    „Wir wollen einfach nur (hier) leben!“ wird ein Vater aus Gaza andernorts zitiert, „… einfach nur leben…“

    Damit übernimmt er die Position der Israelis und Juden seit Israels Staatsgründung; ja man darf dem Wortlaut entnehmen, dass er exakt so empfindet wie Millionen Israelis seither, denn die wollten und wollen ohne Attentat und Raketenbeschuss „einfach nur (dort) leben, einfach nur leben…“

    Damit zeigt er ein tief empfundenes Verständnis für Israels Position, nur schade: soo spät! Hätte man Israels Bewohner „einfach nur leben lassen“, wäre viel Leid verhindert worden.

  • "In Deutschland beruft man sich mit zerfurchter Stirn auf die NS-Geschichte, die Pflichten mit sich bringe"

    Und aus den Trümmern dieser Geschichte entstand das Fundament für eine völkerrechtszentrierte Weltordnung deren oberstes Prinzip ist, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.

    Dieses Prinzip zu verteidigen ist die Pflicht die Deutschland aus der NS Geschichte auferlegt wurde. Sie steht an erster Stelle, ist universell gültig und nicht an Staaten oder Nationen gebunden.

    Eine historische Verpflichtung besteht auch nicht daraus einen Staat und seine Regierung zu unterstützen, die Hunger als Kriegswaffe einsetzen und ethnische Säuberungen planen.

    Da die innerdeutschen Debatten darüber sich im eigentlichen Sinne auch lediglich um die eigenen Befindlichkeiten drehen, verwundert es nicht, dass Konsequenzen ausbleiben.

    Einen Kurswechsel in Form von Sanktionen oder Anerkennung Palästinas wird es mit dieser deutschen Regierung nicht geben. Das ist allgemein bekannt und deswegen wird Deutschland in dieser Frage nicht nur von den Europäern aussenvorgelassen. Die Glaubwürdigkeit ist längst dahin.

    • @Sam Spade:

      Da die Pflicht nicht an Staaten und Nationen gebunden ist: Warum sollte welcher Staat Palästina anerkannt werden? Mit welcher Verfassung, welcher Verfasstheit und welchem politischen Personal, welchem Staatsziel?

  • "In Deutschland beruft man sich mit zerfurchter Stirn auf die NS-Geschichte, die Pflichten mit sich bringe."

    Wenn wir etwas aus der NS-Gescichte gelernt haben sollten, dann doch wohl, dass man nicht aus ideologischen (besser: idiotischen) Gründen ein rechtsextremes Unrechtsregime unterstützen sollte.



    Ich habe den Eindruck, dass die deutsche Politik rein gar nichts aus der NS-Zeit gelernt hat. Diese These beweist sich leider auch daran, dass sie offenbar rein gar nicht verstanden hat, wie so etwas entsteht. Deswegen schaut sie auch mit offenem Mund zu, wie es bei uns gerade wieder losgeht.



    Von einer cdsU erwarte ich so etwas gar nicht. Wenn man selbst sehr weit rechts blinkt, sieht man dort keine Gefahr. Aber das auch eine sPD offenbar keine Ahnung hat, was passiert, ist desaströs.

  • Deutschland muss Israel mit Sanktionen drohen?



    Tja, schade, Staatsräson. Und außerdem Netanjahu-Besuch.

  • Danke für den Kommentar. Unterschreibe ich sofort. Nur leider wird das unsere Herrschaften wenig beeindrucken. Staatsräson geht denen über alles ...

  • Danke für den Artikel.

  • Ich glaube nicht an Frieden zwischen Israel und den Palästinensern. Darauf hoffte ich seit Jahrzehnten und wurde immer enttäuscht. Heute glaube ich nicht mehr daran, dass es je Frieden einen wirklichen geben wird.

  • Ich hab ja auch gegen die Nazis gekämpft. Also nein, "hätte" mein ich jetzt.



    Aber als ich auf die Welt kam, waren die schon alle tot.

    Wir dürfen die Vergangenheit und die Gräueltaten der Nazis nie vergessen oder gar verharmlosen.



    Wir müssen alles daran setzen dass es nie wieder zu solchen Gräueltaten kommt.

    Ob Hier oder anderswo.

  • Ok Ok - mal als Folie zum Gegenlesen! Newahr



    Deniz Yücel



    taz.de/Kolumne-Bes...C3%BCcel%2BIsrael/



    “Kolumne Besser



    Der Holocaust, Israel und du



    Deniz Yücel



    Kolumne Besser



    von Deniz Yücel



    Vor lauter nachträglicher Empathie für die ermordeten Juden hast du keine für die lebenden – jedenfalls keine, die ohne ein großes „Aber“ auskäme.



    …Aber du hast es auch nicht leicht. Du weißt, dass deine Vorfahren nicht ganz koscher waren; logisch, du bist ja nicht blöd. Natürlich hast du dich mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt. Du hast um Anne Frank getrauert und mit den Schindlerjuden gefiebert. Du hast eine ansehnliche Sammlung Judaica und ausgewählte Klezmer-Alben im Regal.

    Du weißt zwar nicht exakt, was Opa an der Ostfront gemacht hat (und nicht, ob er vielleicht auch ein bisschen Widerstand war), aber nachdem Opa unter der Erde und das Erbe eingestrichen war und auch sonst kein Parteigenosse mehr herumspukte, hast du die Geschichte deines Dorfs, deines Instituts, deiner Firma, deiner Behörde und deines Fußballklubs aufgearbeitet. In der Aufarbeitung von Geschichte macht dir niemand etwas vor.

    Du hast Jürgen Habermas’ Rat im „Historikerstreit“ befolg

    • @Lowandorder:

      Omri Boehm hat Habermas‘ Diktum, Deutsche seiner Generation sollten in Bezug auf Israel schweigen, widersprochen:

      „Ein Deutscher, der in Bezug auf israelische Politik iSelbstzensur übt - der also den privaten Verpflichtungen treu bleibt , die sich aus der deutschen Vergangenheit ergeben -, weigert sich, den Standpunkt der Aufklärung einzunehmen, sobald er sich mit jüdischen Angelegenheiten beschäftigt. Er weigert sich buchstäblich, selbst zu denken.“

      An anderer Stelle schreibt Boehm:

      „Schweigen ist hier selbst ein Sprechakt, und zwar ein höchst öffentlicher.“

      Damit bezieht er sich auf Habermas‘ Selbstbeschreibung als Privatperson, (und, das ganz nebenbei, als „Angehöriger seiner Generation“), der Boehm ebenfalls widerspricht.

      Aus: Vorwort zur deutschen Ausgabe von Israel - eine Utopie

      www.bic-media.com/...utton=no&spine=yes

  • Dieser Artikel stellt die Frage was noch alles passieren müsse und ob die NS-Vergangenheit Deutschlands Nichteingreifen gegenüber Israel rechtfertigt.



    Eine berechtigte Frage. Aber wo bleibt die Abwägung? Lebt eine gute Diskussion nicht von Argumenten und Gegenargumenten?



    Wieso stellt dieser Artikel denn nicht wenkgstend einmal die Frage, was sich Israel noch alles gefallen lassen soll?



    Isreal wird seit Jahrzehnten aus dem Gazastreifen beschossen. Israel hat seinen Iron Dome nicht ohne Grund🤷‍♂️ Israel wird ebenfalls seit Jahrzehnten durch Selbstmordattentate und Bombenanschläge immer wieder terrorisiert. Israel muss sich seit Jahrzehnten jegliches Daseinsrecht absprechen lassen. Israel soll auch jetzt wieder nachgeben, obwohl seine Zivilbevölkerung arglos überfallen und abgeschlachtet wurde im Oktober 2023 - und obwohl NOCH IMMER zivile Geiseln in den Händen der Hamas sind.



    Ganz ehrlich 🤷‍♂️, was soll sich Israel noch alles gefallen lassen müssen und wie lange noch???



    Dazu hört man von sämtlichen pro palästinensischen Stimmen immer exakt NICHTS.



    Warum?



    Zählt Israels Position nicht?



    Sind israelische Leben tolerabler wenn sie dem Terror zum Opfer fallen als palästinensische?

  • Deutsche Doppelmoral: Flüchtlinge und Territorium – Ein Vergleich mit Israel**

    Deutschland hat in beiden Weltkriegen andere Länder angegriffen, unermessliches Leid verursacht und schließlich die Kriege verloren. Als Konsequenz musste das Land große Gebiete abtreten – etwa Ostpreußen, Schlesien oder das Sudetenland. Millionen Deutsche wurden vertrieben oder flohen, doch sie fanden Aufnahme in Deutschland und wurden integriert. Heute fordert Deutschland weder diese Territorien zurück noch verlangt es finanzielle Entschädigungen von den Ländern, in denen diese Gebiete heute liegen.

    **Doch warum gilt dieser Maßstab nicht für Israel?**

    - **Deutsche Vertriebene vs. Palästinensische Flüchtlinge:**



    Die deutschen Vertriebenen wurden in Deutschland aufgenommen und in die Gesellschaft integriert. Niemand fordert heute eine "Rückkehr" nach Polen oder Tschechien. Im Gegensatz dazu wird von Israel verlangt, palästinensische Flüchtlinge und ihre Nachkommen aufzunehmen – obwohl viele dieser Menschen nie in Israel lebten und ihre "Rückkehr" die Existenz des jüdischen Staates bedrohen würde.

    • @Roman :

      Was ist denn das für ein Schwachsinn? Die Vertriebenen sind deutsche, diese Menschen mussten nicht die Sprache oder Gepflogenheiten lernen.



      Bessere frage, warum nimmt England oder die Türkei die Palästinenser nicht auf? Die waren schließlich die letzten Herrscher des Protektorats Palästina.

    • @Roman :

      Ihnen ist aber schon bewusst, dass es nach dem 2.WK zur Gründung der UN kam und internationales Recht stark ausgebaut wurde und das verbietet nunmal seitdem die Landaneignung durch Krieg. Sonst könnte man ja jetzt auch bei der Ukraine sagen, tja Pech gehabt ein Teil eures Landes gehört jetzt zu Russland. Und dann hat auch nicht der Staat Palästina Israel angegriffen, sondern die Terrororganisation Hamas. Auch da passt ihr Vergleich gar nicht. Zumal ein Vergleich mit Nazideutschland sowieso fast immer hinkt. Die Palästinenser haben nicht 6 Millionen Juden und mehrere Millionen anderer Menschen systematisch vernichtet, von den Millionen Soldaten und Zivilisten die aufgrund dieses Krieges um mehr Land und Macht getötet wurden ganz zu schweigen!



      Zudem hat sich die internationale Staatengemeinschaft darauf geeinigt, das Flüchtlinge solange ihren Status behalten, bis die Situation im Herkunftsland geklärt ist und sie zurück kehren können, das ist nicht nur in Israel so!

    • @Roman :

      Bitte? Hat sich da ein Schreibfehler eingeschlichen? Sollte man hier nicht eher Juden und Palästinenser vertauschen? Denn die Juden, die nie dort lebten, sind in das "Protektorat Palästina" (Kolonialismus der Briten) gekommen. Und spätestens ab der Nakba 1947/49 wurden massiv und mit Gewalt Palästinenser aus ihren Dörfern vertrieben. Aber schon vorher gab es natürlich Aufstände der arabischen Bevölkerung gegen die britischen Kolonialherren:



      de.wikipedia.org/w...uhen_1920_und_1921



      Denn sie hatten keine Lobby, etwas anderes als Gewalt blieb ihnen nicht. Der Kolonialismus der Briten hat sich nach 1949 dann in Form des Siedler-Kolonialismus der Israelis fortgesetzt.



      Wenn wir an der Vertreibung der Juden in der NS-Zeit Schuld sind, dann hätten WIR sie aufnehmen müssen. Die Palästinenser müssen nun seit 80 Jahren dafür bluten und haben ihr Land verloren.



      Und Deutschland hat aus dieser Zeit offenbar rein gar nichts gelernt und unterstützt nun ein genozidales rechtsextremes Regime, statt gerade wegen seiner Vergangenheit den Unterdrückten zu helfen.

    • @Roman :

      Was soll dieser abstruse Vergleich?



      Es sind völlig verschiedene Ausgangslagen, die hier vorliegen bzw. lagen.



      Am eigentlichen Thema bzw. der Kernaussage des Artikels geht das auch meilenweit vorbei.



      Und Doppelmoral? Da frage ich mich wer die hier in beispielhafter Weise vorzeigt....

  • Jedes Einknicken vor der palästinensischen Propagandamaschine bestärkt die Hamas darin, durchzuhalten, die Geiseln weiter festzuhalten und weiter, verschanzt hinter ihrer eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde, Israel zu terrorisieren. Frieden gibt es erst, wenn die Hamas aufgibt.

    • @PeterArt:

      Das Problem haben sie benannt, einzig fehlt mir ein Lösungsansatz von Ihnen.

    • @PeterArt:

      In den letzten Monaten haben Sie nicht wirklich Nachrichten gesehen/gelesen?



      Oder evtl. doch?



      Dann ist ziemlich klar unter welche Propagandamaschine Sie gekommen sind....

    • @PeterArt:

      Genau so ist es, aber das scheint dem Autor nicht klar zu sein. man müsste sich erstmal die relativ komplexe Strategie der Hamas analysieren, die sowohl eigene Taten als auch das sich-verstecken unter der palästinensischen Zvilibevölkerung, die aus den israelischen Angriffen entstehenden Verluste unter letzterer als auch die Reaktionen der arabischen und der humanitär-westlichen "öffentlichen Meinung" mit einplant.



      Am Ende werden die Leute die jetzt Sanktionen fordern hier zu Werkzeugen der Hamas. Unter dem Banner der Menschlichkeit, damit sie sich auch noch gut dabei finden.



      Eine genaue und objektive Analyse der Hamas-Strategie und der sehr verzwickten Lage wäre hier erstmal notwendig um eigene Handlungen zu definieren. Davon sehe ich aber kaum etwas. Hier wird lediglich auf Botschaften der Hamas und Videos aus Gaza reagiert, ohne sich anscheinend über Konsequenzen klar werden zu können. Zuallerletzt: wieviel Sanktionen bringen sehen wir ja gerade am 17. oder 18. oder wievieltem Sanktionspaket gegen Russland.

    • @PeterArt:

      Sie scheinen den Verlautbarungen israelischer Politiker nicht zu glauben. Da irren Sie aber.



      Außerdem ist die Hamas in WJ nicht an der Macht, dennoch wird WJ langsam aber sicher angeeignet. Wie lautet Ihr Vorschlag, dies zu stoppen?

      • @ocs:

        Behandeln wir das doch so, wie auch andere Konflikte, Kriegsverbrechen, Landnahmen und Flüchtlingskrisen: Sudan, Somalia, Jemen, Kongo, Armenien, Myanmar, Tibet.

        Ab und zu einen Artikel lesen, ein paar Euro spenden und den Kopf schütteln.

        Alle sind beteiligt, Orthodoxe Christen, Moslems, Buddhisten, Slawen, Schwarz-Afrikaner, Araber, Chinesen. Mediale Präsenz? Geht so.

        Bei Juden? Feuer aus allen Rohren.

      • @ocs:

        Presse hat über Positive Entwicklungen (begrenzte Entspannung) mit WJ selten erwähnt .



        1. **Sicherheitskooperation**:



        - Trotz Spannungen arbeitet die PA-Sicherheitskräfte in Teilen der Westbank weiter mit Israel zusammen (z. B. gegen Hamas-Aktivitäten).



        - **Beispiel**: Gemeinsame Anti-Terror-Einsätze in Gebieten wie Ramallah.

        2. **Diplomatische Vermittlung**:



        - Die USA und Jordanien drängen auf Deeskalation.



        - **Beispiel**: Geheimgespräche zwischen israelischen und palästinensischen Sicherheitskräften in Amman (Frühjahr 2024).

        3. **Humanitäre Maßnahmen**:



        - Israel erleichterte zeitweise die Arbeitserlaubnisse für Palästinenser (wichtig für Wirtschaft).



        - **Beispiel**: Mehr Genehmigungen für Arbeiter aus der Westbank (trotz Sicherheitschecks).