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Elektronische PatientenakteTempo vor Sicherheit

Kommentar von Svenja Bergt

Die alte Koalition will die ePA noch schnell auf den Weg bringen. Zweifelhaft ist, ob tatsächlich alle Sicherheitslücken gestopft sind.

Soll mit Sicherheitslücken an den Start: die elektronische Patientenakte Foto: Andreas Rentz/getty images

E s sieht aus, als wollte der Gesundheitsminister auf den letzten Metern der geschäftsführenden Koalition noch schnell einen Erfolg vorweisen. Ein paar Tage bevor sich Friedrich Merz zum Kanzler wählen lassen will, soll sie nun bundesweit starten: die elektronische Patientenakte (ePA). Darin werden die Gesundheitsdaten von gesetzlich Versicherten, sofern diese nicht widersprochen haben, patientenbezogen gesammelt. Für Ärz­t:in­nen gibt es spätestens ab Herbst Sanktionen, wenn sie die ePAs ihrer Pa­ti­en­t:in­nen nicht wie vorgesehen befüllen.

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„Die intensive Testung hat gezeigt, dass die Technik einsatzbereit ist“, heißt es in einem Brief des Gesundheitsministers, den das Portal netzpolitik.org veröffentlicht hat. Nun kann man das Wort „einsatzbereit“ unterschiedlich interpretieren.

Immer wieder werfen Firmen Software auf den Markt, die doch nicht so stabil läuft oder sogar Sicherheitslücken hat, die mit etwas mehr Vorlauf leicht behebbar gewesen wären. Bananensoftware wird so etwas genannt – reift bei den Kund:innen. Doch im Unterschied zu dem Obst hilft bei IT-Systemen leider kein Ethylen, damit das Produkt endlich genießbar ist.

Bei der ePA äußern Ex­per­t:in­nen Zweifel daran, dass tatsächlich alle Sicherheitslücken gestopft sind, die zwei For­sche­r:in­nen im Dezember publik gemacht hatten. Es scheint, dass hier Geschwindigkeit vor Sicherheit geht. Und das ist fatal: Schließlich betrifft es Millionen von gesetzlich Versicherten mit ihren Gesundheitsdaten.

Versicherte wissen nicht, was auf sie zukommt

Viele Versicherte sind sich nicht einmal dessen bewusst, dass Ärz­t:in­nen künftig Befunde, Diagnosen und Untersuchungsergebnisse in die digitale Akte stellen, und dass andere Be­handler:innen darauf zugreifen können. Das zeugt entweder von Desinteresse – oder von einem großen Vertrauen in das Gesundheitssystem.

Was passieren kann, zeigt etwa der Blick nach Dänemark: Nach einem Cyberangriff sind hier Anfang Dezember detaillierte Patientendaten veröffentlicht worden. Vertrauen reicht nicht, um so etwas zu verhindern.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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1 Kommentar

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  • Mir ist es egal.



    Jeder kann ja widersprechen, wenn er sich Sorgen macht.



    Fertig.



    Dann hat die Zettelwirtschaft ein Ende. Und meine 3 (!) zerfledderten Impfpässe kommen in die Vitrine.



    Bitte mal irgendwas fertig kriegen. Sonst dauert das noch 10 Jahre.