+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++: Hunderte Tote nach schwerstem Angriff auf Gaza seit Januar
Israel beendet Waffenruhe. Die Hamas meldet über 400 Tote. UN-Generalsekretär Guterres schockiert. Ehemalige Geiseln, UN und andere kritisieren den Angriff.

Inhaltsverzeichnis
- Frankreich verurteilt Israels Angriffe
- Rechtsextremer Polizeiminister kehrt zurück in Israels Regierung
- Ehemalige Geiseln kritisieren den Angriff scharf
- Hamas meldet über 400 Tote
- UN-Hochkommissar für Menschenrechte zeigt sich schockiert
- Guterres schockiert über Israels Luftangriffe auf Gaza-Streifen
- Hamas-Behörde: 326 Tote nach israelischen Angriffen in Gaza
- Hamas meldet 200 Tote nach massivem Angriff auf Gaza
- Weißes Haus macht Hamas für Eskalation verantwortlich
- Schwerste Luftangriffe seit Beginn der Waffenruhe
Frankreich verurteilt Israels Angriffe
Frankreich verurteilt Israels Angriffe auf den Gazastreifen und fordert ein sofortiges Ende der Gewalt. Israel müsse alles tun, um die Sicherheit der Zivilbevölkerung zu schützen, erklärt das Außenministerium in Paris. Zudem müsse die Wasser- und Stromversorgung in dem Küstenstreifen wieder hergestellt werden. Zugleich bekräftigt Frankreich die Forderung nach einer Freilassung der Geiseln, die im Gazastreifen von der Hamas gefangengehalten werden. (rtr)
Rechtsextremer Polizeiminister kehrt zurück in Israels Regierung
Itamar Ben-Gvir und dessen rechtsextreme Partei Otzma Jehudit treten nach den massiven Angriffen Israels auf Hamas-Ziele im Gazastreifen wieder in die israelische Regierung ein. Das teilten Otzma Jehudit sowie die Likud-Partei von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu mit. Der bisherige Polizeiminister und seine Partei waren im Januar aus Protest gegen die Waffenruhe-Vereinbarung mit der Hamas aus Israels Regierung ausgetreten. (dpa)
Oppositionspolitiker: Netanjahu will politisches Überleben sichern
Nach Israels tödlichen Luftangriffen auf Ziele der Hamas im Gazastreifen hat ein israelischer Oppositionspolitiker Regierungschef Benjamin Netanjahu vorgeworfen, aus Eigennutz zu handeln. Netanjahu habe Angst vor Protesten gegen die vom Regierungschef angekündigte Entlassung des Inlandsgeheimdienstchefs Ronen Bar, schrieb Jair Golan auf der Plattform X. „Die Soldaten an der Front und die Entführten im Gazastreifen sind nur Karten in seinem Überlebensspiel.“
Im Laufe des Tages und auch für Mittwoch sind in Israel große Kundgebungen geplant, um gegen die von Netanjahu geplante Entlassung des Schin-Bet-Chefs zu demonstrieren. (dpa)
Ehemalige Geiseln kritisieren den Angriff scharf
Ehemalige Geiseln sowie die Angehörigen der noch im Gazastreifen festgehalten Entführten haben Israels tödliche Luftangriffe auf Ziele der Hamas kritisiert. Ihr Herz sei gebrochen, teilte Emily Damari in einem Beitrag in den sozialen Medien mit. Sie sei enttäuscht über die Wiederaufnahme der Kämpfe in Gaza. Damari wurde im Januar im Rahmen der ersten Phase eines Waffenruhe-Abkommens zwischen Israel und der Hamas freigelassen.
Das Forum der Geisel-Familien warf der israelischen Regierung vor, sich dazu entschieden zu haben, die Geiseln aufzugeben. „Die größten Ängste der Familien, der Geiseln und der israelischen Bürger haben sich bewahrheitet“, hieß es in einer Erklärung. Das Forum kritisierte die Wiederaufnahme der Kämpfe mit der Hamas: „Wir sind entsetzt, wütend und verängstigt.“ Militärischer Druck gefährde die Geiseln sowie auch Soldaten. (dpa)
Hamas meldet über 400 Tote
Die Zahl der Todesopfer bei den israelischen Luftangriffen auf den Gazastreifen ist der dortigen Gesundheitsbehörde zufolge auf über 400 gestiegen. Mindestens 404 Palästinenserinnen und Palästinenser seien getötet worden. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben nicht. (rtr)
UN-Hochkommissar für Menschenrechte zeigt sich schockiert
Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, zeigt sich schockiert über Israels massiven Angriff auf den Gazastreifen. „Ich bin entsetzt über die israelischen Luftangriffe und den Artilleriebeschuss in der vergangenen Nacht im Gazastreifen, bei denen nach Angaben des dortigen Gesundheitsministeriums Hunderte Menschen ums Leben kamen“, erklärt Türk. „Dies wird eine Tragödie nach der anderen hinzufügen.“ Israels Rückgriff auf noch mehr militärische Gewalt werde das Leid der palästinensischen Bevölkerung, die bereits unter katastrophalen Bedingungen leide, nur noch weiter verschärfen. (rtr)
Guterres schockiert über Israels Luftangriffe auf Gaza-Streifen
UN-Generalsekretär António Guterres hat sich schockiert über die neuen israelischen Luftangriffe auf den palästinensischen Gaza-Streifen geäußert. Viele Zivilisten seien bei den Attacken getötet worden, teilten die UN am Dienstag in Genf mit. Guterres rief dazu auf, die vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der Terrorgruppe Hamas einzuhalten. Humanitäre Hilfe müsse ungehindert die Bedürftigen erreichen und die verbleibenden Geiseln sollten bedingungslos freigelassen werden. (epd)
Hamas-Behörde: 326 Tote nach israelischen Angriffen in Gaza
Nach den nächtlichen Luftangriffen Israels gegen die Hamas im Gazastreifen ist die Zahl der Todesopfer nach Angaben der von den Islamisten kontrollierten Gesundheitsbehörde weiter gestiegen. Mindestens 326 Menschen seien ums Leben gekommen, teilte die Behörde mit. Demnach gab es auch Hunderte Verletzte. Die Angaben unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und Kombattanten und lassen sich derzeit nicht unabhängig überprüfen. Zahlreiche Opfer sollen laut der Behörde noch unter Trümmern verschüttet sein. (dpa)
Israelische Armee ruft zu Evakuierung von Grenzgebieten im Gazastreifen auf
Nach ihren heftigsten Angriffen seit dem Beginn einer Waffenruhe hat die israelische Armee die Bevölkerung im Gazastreifen zu einer Evakuierung der Grenzgebiete aufgerufen. Zu ihrer Sicherheit müssten sich die Menschen „zu den bekannten Zufluchtsorten im Westen der Stadt Gaza und in Chan Junis“ begeben, erklärte der Sprecher der israelischen Armee, Avichay Adraee, am Dienstag im Onlinedienst X.
Der Aufruf gelte besonders für vier Regionen im Norden und Süden des Küstengebiets, hieß es weiter. Diese seien „gefährliche Kampfgebiete“. (afp)
Hamas meldet 200 Tote nach massivem Angriff auf Gaza
Israels Militär hat rund zwei Monate nach Beginn der Waffenruhe im Gazastreifen wieder massive Angriffe auf die islamistische Hamas im gesamten Küstenstreifen aufgenommen. Laut dem Medienbüro der Hamas kamen bei den nächtlichen Luftangriffen mehr als 200 Palästinenser ums Leben.
Mitarbeiter des Nasser-Krankenhauses in Chan Yunis, des Al-Aqsa-Krankenhauses im Zentrum des Gazastreifens und des Al-Ahly-Krankenhauses in Gaza-Stadt, die alle durch den Krieg stark beschädigt wurden, erklärten, dass sie insgesamt etwa 85 Tote verzeichnet hätten. Der Palästinensische Rote Halbmond gab an, dass seine Teams 86 Tote bargen und 134 Verwundete behandelten, während weitere Verletzte mit Privatautos in die überfüllten Krankenhäuser gebracht wurden. (dpa/rtr)
Weißes Haus macht Hamas für Eskalation verantwortlich
Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Brian Hughes, sagte der US-Nachrichtenseite „Axios“: „Die Hamas hätte Geiseln freilassen können, um die Waffenruhe zu verlängern, hat sich aber stattdessen für Verweigerung und Krieg entschieden.“ US-Präsident Donald Trump habe Israel grünes Licht für die Wiederaufnahme der Angriffe auf die Hamas gegeben, zitierte das Wall Street Journal einen israelischen Beamten. Israel habe danach die USA über den Beginn der Angriffe vorab informiert.
„Die Hölle wird losbrechen, und alle Terroristen im Nahen Osten – die Huthi, die (libanesische) Hisbollah, die Hamas, vom Iran unterstützte Terrorstellvertreter und der Iran selbst – sollten Präsident Trump sehr ernst nehmen“, zitierten US-Medien die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt. Wie der US-Präsident deutlich gemacht habe, würden „alle jene, die nicht nur Israel, sondern auch die Vereinigten Staaten von Amerika terrorisieren wollen, einen Preis zu zahlen haben“, sagte Leavitt demnach dem US-Sender Fox News. (dpa)
Schwerste Luftangriffe seit Beginn der Waffenruhe
Israel hat in der Nacht zum Dienstag die Waffenruhe mit der Hamas beendet und Angriffe auf den Gazastreifen gestartet. Wie das Büro des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu erklärte, ist das Militär angewiesen worden, „energisch“ gegen die Hamas vorzugehen. „Dies folgt auf die wiederholte Weigerung der Hamas, unsere Geiseln freizulassen, sowie auf ihre Ablehnung aller Vorschläge, die sie vom Gesandten des US-Präsidenten Steve Witkoff und von den Vermittlern erhalten hat“, hieß es in der Erklärung weiter. Israel werde von nun an wieder mit zunehmender militärischer Stärke gegen die Hamas vorgehen.
Ein hochrangiger Vertreter der Hamas beschuldigte Israel, die Waffenruhevereinbarung einseitig aufgehoben zu haben, und fügte hinzu, dass das Schicksal der 59 Geiseln, die noch im Gazastreifen festgehalten würden, nun ungewiss sei.
Es handelte sich um die heftigsten Angriffe seit Beginn der Waffenruhe am 19. Januar. Der palästinensische zivile Rettungsdienst sprach von mindestens 35 Luftangriffen. (rtr)
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