Ukraine-Krieg, Trump und seltene Erden: Donald Trump will Rohstoffe für Beistand gegen Russland
US-Präsident Trump knüpft seine Unterstützung für die Ukraine an die Lieferung von seltenen Erden. Die Idee hat mehrere Haken.
Donald Trump, US-Präsident
Trump möchte den Zugang der USA zu diesen strategischen Ressourcen sichern. „Ich möchte Sicherheit bei den seltenen Erden haben“, erklärte der Republikaner in Washington. „Wir investieren Hunderte Milliarden Dollar. Sie haben großartige seltene Erden.“
Dabei handelt es sich um eine Gruppe von 17 chemischen Elementen, die aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften in vielen modernen Technologien verwendet werden, zum Beispiel für Computerchips. Neu ist die Idee, westliche Hilfe mit Rohstoffen zu bezahlen, nicht.
Bereits im Oktober 2024 hatte Präsident Wolodymyr Selenskyj in seinem „Siegesplan“ einen ähnlichen Gedanken geäußert. Damals erklärte er, dass die Ukraine über Rohstoffe wie Uran, Titan, Lithium und Grafit verfüge, deren Gesamtwert sich auf Billionen von US-Dollar belaufe. Der ukrainische Präsident hob hervor, dass es nicht hinnehmbar sei, wenn ausgerechnet Russland die Kontrolle über diese Ressourcen behalte.
Beryllium, Zirkonium und Tantal
Die Ukraine besitzt erhebliche Vorkommen an seltenen Erden und anderen Rohstoffen, darunter Beryllium, Zirkonium und Tantal sowie ein großes Vorkommen an Phosphaten und seltenen Metallen. Laut Schätzungen von 2023 beträgt der Gesamtwert der Bodenschätze des Landes bis zu 15 Billionen US-Dollar.
Laut Wirtschaftsministerin Julia Swyrydenko verfügt die Ukraine über die größten Lithium- und Titanvorkommen in Europa sowie über bedeutende Vorkommen anderer Rohstoffe. Lithium ist ein entscheidender Bestandteil für die Herstellung verschiedener Produkte, von Smartphones bis zu Kampfjets.
Auch in Deutschland wurde das Potenzial bereits erkannt: Zwar bedecke die Ukraine nur 0,4 Prozent der Erdoberfläche, verfüge aber über rund 5 Prozent der weltweiten Mineralressourcen, zitiert der wissenschaftliche Dienst des Bundestages in einer Ausarbeitung von 2023 die Vorsitzende des ukrainischen Geologenverbandes, Hanna Liventseva. Bei mehreren Rohstoffen rangiere das Land unter den ersten 10 der Welt.
Viele Ressourcen in besetzten Gebieten
Doch die Idee „Rohstoffe gegen US-amerikanische Hilfen“ hat einen Haken. Ein sehr großer Teil der begehrten Güter befindet sich in von Russland besetzten Regionen, den Gebieten Donezk und Luhansk. Russland, so der Sender Suspilne unter Berufung auf die kanadische Firma Secdev, hat ukrainische Gebiete erobert, in denen Energieressourcen, seltene Metalle und Mineralien im Wert von mindestens 12,4 Billionen US-Dollar liegen.
Trotzdem verfüge das Land noch etwa über 20 erkundete Felder mit strategisch wichtigen Rohstoffen wie Lithium, Grafit, Titan und Uran. Durchaus möglich, dass diese Rohstoffe weit unter ihrem Marktwert an die USA verkauft werden.
Die Ukraine hat auch weitere Rohstoffe: Das belagerte Land verfüge möglicherweise nach Russland über die zweitgrößten Erdgasvorkommen in Europa – 1,1 Billionen Kubikmeter nachgewiesene Reserven und bis zu 5,4 Billionen Kubikmeter, wenn wahrscheinliche Vorkommen einbezogen würden, so der wissenschaftliche Dienst. Die Ukraine sei auch eine potenzielle Supermacht bei der Produktion von Industriemetallen.
Sie verfüge über kommerziell relevante Vorkommen von 117 der 120 meistgenutzten Industrieminerale in mehr als 8.700 untersuchten Lagerstätten. Der Gesamtwert der Vorkommen – einschließlich Titan, Eisen, Neon, Nickel, Lithium und anderer wichtiger Ressourcen – könne zwischen 3 und 11,5 Billionen US-Dollar liegen, so der wissenschaftliche Dienst.
International traf der Vorstoß Trumps nur auf wenig Gegenliebe. Weitere Verteidigungshilfen für die Ukraine an Zugriffsrechte auf deren Rohstoffe zu koppeln „wäre sehr egoistisch, sehr selbstbezogen“, sagte der Bundeskanzler nach einem EU-Gipfel in Brüssel. „Es geht darum, dass die Ukraine ihren Wiederaufbau finanzieren kann“, so Scholz. Dafür solle man die Ressourcen des Landes nach dem Krieg nutzen. Andere Staatschefs äußerten sich ähnlich.
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