Vor Donald Trumps Amtseinführung: „Wir sind MAGA-Nation!“
20.000 Menschen passen in die Arena, in der Trump in der US-Hauptstadt eine „Siegesfeier“ abhält. Viel mehr stehen in der Kälte und kommen nicht rein.
„Ich warte hier zusammen mit tausenden Patrioten darauf, unseren Präsidenten zu sehen. Egal ob es regnet oder schneit oder wir stundenlang warten, wir sind MAGA-Nation“, sagte Daniel Colston, ein Finanzplaner aus Virginia.
Ob es Colston gelang, bei der Kundgebung am Nachmittag in der Capital One Arena dabei zu sein, ist nicht bekannt. Trotz stundenlangem Warten – manche waren bereits um 6 Uhr morgens auf den Beinen – wurden viele Trump-Anhänger am Ende abgewiesen. Mit einem Fassungsvermögen von etwas mehr als 20.000 war die Arena schlicht und einfach nicht groß genug.
Der Stimmung unter den Menschen tat dies trotzdem keinen Abbruch. Immer wieder brachen in den verschiedenen Warteschlangen rund um die Arena „USA, USA“-Sprechchöre aus. Auch die Nationalhymne und andere Lieder wurden immer wieder angestimmt, als es anfing zu schneien. Die US-Hauptstadt war am Sonntag fest in republikanischer Hand. Nur vereinzelt waren Anti-Trump-Proteste zu sehen.
Trump auf der Suche nach Superlativen
Viele nahmen das vergebliche Warten mit Galgenhumor. „Wir standen länger in der Schlange, als Tiktok verboten war“, sagte eine unbekannte Person in der Menschenmenge. Es war eine Anspielung auf die Rückkehr der sozialen Videoplattform, die aufgrund einer Ankündigung von Trump am Sonntag nach weniger als 24 Stunden in den USA wieder den Betrieb aufnahm.
Die, die es in die Arena schafften, erlebten eine typische Trump-Kundgebung, in der er versprach, den „Niedergang der USA“ zu stoppen. Er kündige an, gleich am ersten Tag viele Dinge verändern zu wollen. Unter anderem wolle er Dekrete und Verordnungen in den Bereichen Grenzschutz, Energie und Öffentlicher Dienst erlassen.
„Ihr werdet Dekrete und Verordnungen sehen, die euch äußerst glücklich machen werden. Viele davon. […] Jede radikale und dumme Verfügung der Biden-Regierung wird innerhalb weniger Stunden nach meiner Amtseinführung rückgängig gemacht werden“, versprach er seinen Anhängern unter tobendem Applaus.
Der rechte Nachrichtensender Fox News berichtete, dass Trump mindestens 200 Dekrete und Verordnungen am ersten Tag unterzeichnen wolle. Der scheidende US-Präsident Joe Biden verabschiedete 22 Dekrete in seiner ersten Woche im Amt, und das war bereits eine neue Bestmarke in der modernen US-Politik.
Die große Lüge von der gestohlenen Wahl lebt weiter
„Morgen um die Mittagszeit fällt der Vorhang auf vier lange Jahre des amerikanischen Niedergangs und wir beginnen einen brandneuen Tag amerikanischer Stärke und Wohlstands, Würde und Stolzes“, sagte Trump.
Auch werde er viele Menschen, die aufgrund ihrer Teilnahme beim Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 verhaftet und verurteilt wurden, begnadigen. Im gleichen Atemzug wiederholte er die Lüge einer gestohlenen Wahl. Diese haltlose Behauptung einer manipulierten Wahl im Jahr 2020 war der Auslöser für die gewalttätigen Ausschreitungen vor mehr als vier Jahren.
Trump prahlte in seiner Rede auch darüber, dass er bereits vor seinem Amtsantritt einige wichtige Ergebnisse vorweisen könne. Er sprach über den Anstieg im Aktienmarkt, die Rückkehr von Tiktok und das Waffenstillstandsabkommen im Gaza-Krieg.
„Diese Woche haben wir als ersten Schritt hin zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten ein monumentales Waffenstillstandsabkommen erzielt. Und diese Einigung konnte nur durch unseren historischen Sieg im November zustande kommen“, sagte er.
Die Siegeskundgebung war die erste Großveranstaltung in der Capital One Arena. Bereits am Montag soll dort eine abgespeckte Parade nach Trumps Amtseinweihung abgehalten werden. Den Amtseid wird Trump aufgrund von erwarteten arktischen Temperaturen in Washington im US-Kapitol ablegen. Viele der geplanten Veranstaltungen wurden wetterbedingt abgesagt oder verlegt.
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