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Stockender Absatz von E-AutosWoran liegt es?

Fehlende Ladesäulen sind nicht der Grund für schlechte Absatzzahlen von E-Autos, sagt die Energiebranche. Die Stromimporte sind 2024 gestiegen.

Ein weiterer Ausbau der Lade­infrastruktur macht Elektromobilität attraktiver Foto: imago

Berlin taz | Die stockenden Zulassungszahlen bei E-Autos sind nach Auffassung der Energiebranche nicht auf fehlende Ladesäulen zurückzuführen. „Die Probleme liegen woanders“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) Kerstin Andreae am Mittwoch vor Jour­na­lis­t:in­nen in Berlin. „Die Energiebranche liefert.“

Die Ampelregierung hatte sich vorgenommen, bis 2030 insgesamt 15 Millionen zugelassene E-Autos zu erreichen. Bislang sind es rund 1,7 Millionen. Nach einem kurzen Boom gehen die Zulassungen derzeit zurück.

Vor einem Jahr hatte die Bundesregierung die Prämie für den Kauf eines E-Autos gestrichen. Durch die schleppende Nachfrage sind auch die Autobauer in Schwierigkeiten gekommen. Bei den Maßnahmen, die Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und andere Po­li­ti­ke­r:in­nen für einen Anschub der Absatzzahlen gerne anführen, gehört der Ausbau der Lade­infrastruktur.

Doch die ist nach Auffassung der Energiebranche nicht das Problem. Die Zahl der öffentlichen Ladesäulen habe im laufenden Jahr um 25 Prozent zugenommen, sagte Andreae. Zum 1. Januar werden schätzungsweise 160.000 öffentlich zugängliche Stromtankpunkte zur Verfügung stehen. Hinzu kommen die vielen privaten Möglich­keiten zum Aufladen.

Französischen Atomstrom importiert

In diesem Jahr stammen 58 Prozent des Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Quellen, 4 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Allerdings importiert die Bundesrepublik mit 23,5 Milliarden Kilowattstunden Strom 15 Prozent mehr als 2023. Grund dafür sei ausschließlich der Preis, betonte Andreae. „Wir hätten inländisch ausreichend Kapazität gehabt, diese Stromnachfrage zu decken.“ Von dem importierten Strom kamen rund 20 Milliarden Kilowattstunden über französische Grenzen nach Deutschland. Wie viel davon aus Atomkraftwerken stammt, konnte der BDEW nicht sagen. Der Verband geht aber davon aus, dass es ein großer Teil ist.

Die Strompreise in Deutschland sind weiterhin hoch. Andreae sprach sich für eine Senkung der Stromsteuer und einen Zuschuss der Bundesregierung zu den Netzgebühren aus, um eine Senkung zu erreichen.

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12 Kommentare

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  • Ich bleibe dann erstmal beim Hybrid. Die 80 km per Elektrik reichen allemal für die Einkaufsfahrten und Fahrten in der näheren Umgebung.



    Bei längeren Reisen ist es dann mit dem Verbrenner umso entspannter, da ich den Fahrtenverlauf nicht in Abhängigkeit von Reichweite und vorhandenen Ladepunkten planen muss, sondern ganz entspannt die nächste Tankstelle anfahren kann.

  • Ich bin 50 Jahre und es geht uns wirtschaftlich nicht schlecht (und eigentlich auch Neuwagen affin). Allerdings sind wir nicht die typische Konstellation für Dienstwagen.

    Wenn man sich dann das Thema im gesamten anschaut bleiben wir lieber bei unserem 9 Jahre alten Verbrenner (der noch gut funktioniert und auch noch Jahre hält) und unserem 4 Jahre alten VW Bulli (Diesel 7,5 Liter). Wir wären bekloppt diese Wagen als Privatpersonen aktuell zu ersetzen (auch wenn der Sprit 3,00 EUR) kostet. Die Wagen sind relativ neu, die Alternativen unglaublich teuer. Wir warten ab!

    Die Wahrheit ist: Ohne 0,25% Regelung/Dienstwagen und Co. würde kaum ein E-Fahrzeug verkauft.

    • @André Schlebes:

      Sehen Sie sich mal die Preise neuer Verbrenner an!



      Der letzte Satz müsste eigentlich lauten: Ohne Dienstwagen und Co. würde kaum ein neues Auto verkauft. Wird es auch nicht. Der Anteil der Dienstwagen liegt bei 70 %.



      Übrigens: Wenn Sie mit Preise um 3 € / Liter klar kommen, bedeutet das wohl, dass Sie nicht sehr viel fahren. In diesem Fall ist es vorläufig besser, die alten Autos weiter zu benutzten - auch fürs Klima.

  • Im EU-Ladenetzranking des vda liegt Deutschland auf Platz 12



    www.vda.de/de/them...adenetze-eu-europa

  • E Autos sind schlicht und einfach zu teuer.

    • @Stoffel:

      Pauschale Aussagen sind meist pauschal falsch.

  • Der Nutzwert "over all" ist es wohl; über den Zweitwagen auf dem eigenen Grundstück hinaus.



    Dazu kommen die Erfahrungen der "Early Adopter", gerade was den Wiederverkauf aka Restwert angeht. Die Leasingfirmen und die Autovermieter haben das in Summe als erste gemerkt.

  • "Französischen Atomstrom importiert"



    Na, da hatte ja meine Frau guten Grund, als sie darauf bestand, dass auf ihren nagelneuen Sandero sofort der Aufkleber "Atomkraft? Nein danke!" drauf muss.

  • Woran es liegt?



    Zu teuer.



    Beispiel: id.7 von VW.



    Locker über 60.000€ wenn du nur ein paar Konfigurationen willst für tatsächliche 400 Kilometer Reichweite am Ende - WENN du sparsam am Gas bist...



    60.000€ plus x für ne schnöde Familienkutsche. Einen vergleichbaren Verbrenner kriegt man für 30-50% weniger, dafür mit doppelter Reichweite, tanken dauert auch nur 2 Minuten statt 40 Minuten (falls du eine Schnellladesäule findest), etc...



    Die Politik faselt etwas davon das Kleinwagen unter 20.000€ entwickelt werden müssen - da hat keiner den Schuss gehört, völlig weltfremd.



    Das Geld haben die wenigstens Menschen 'übrig'. Und Leasing ist auch keine Option, weil natürlich die Anbieter e-Autos teuerer anbieten, weil kein Mensch weiß was mit den Batterien passiert, wenn die nach 8, 10 egal wie viel Jahren den Geist aufgeben. Kosten? Entsorgung? Egal. Das wird einfach nicht angesprochen - nichts hören, nichts sehen, nichts sagen🙉🙈🙊



    Chinesische e-Autos gäbe es zu vernünftigen Preisen - darum hat man sie mit enormen Strafzöllen belegt...



    Logik pur.



    Wäre e-Mobilität wirklich gewollt würde man sie fördern wie bspw in Norwegen, da sind die Kosten auch in Relation zum Einkommen rational.

  • Jaja, ist ja völlig schleierhaft woran das liegt.

    Fehlende Ladesäulen sind es nicht ?

    Na, dann müssen wir mal weiterforschen:

    Vllt die vergleichsweise hohen Anschaffungskosten ?



    Die schlechte Wiederverkaufbarkeit ?



    Die noch immer bescheidene Reichweite ?



    Die Ladedauer [versus Austauschakku]



    Die instransparenten Preise an den Ladestationen ?



    Die schlechte Planbarkeit von Ladezeiten ?

    keine Ahnung ... aber die Ladesäulen?



    Nein, nein, nein - daran liegt es nicht.

  • Die Ladestationen sind nicht das Problem. Die fangen schon früher an. Wer eine Wallbox will, riskiert einen Hürdenlauf und eine Antragsflut, die abschreckend ist. Auch die Zusatzkosten sind nicht zu verachten neben den 20 % höheren Einstandspreisen. Auf absehbare Zeit ist der Verbrenner die interessantere Alternative. Die Projektionen aus dem Hause Habeck waren ebenso lebensfremd wie die ganze Energiewende.

  • Das Problem liegt an Preis des Stroms. 50 ct pro kWh am städtischen 22kWh Schneckenlader oder 80 ct am Schnelllader beim AtHoc-Laden sind Gift für den E-Auto Absatz.



    Und lächerliche Preisvorteile von 1-2 ct pro km sind Verkaufsargument für ein Antriebskonzept mit vielen Einschränkungen.

    Tatsächlich bleiben damit die Versorger ein Hauptproblem, wenn auch anders als bisher.