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SPD-BSW-Koalition in BrandenburgKonservativ mit rotem Anstrich

Hanno Fleckenstein
Kommentar von Hanno Fleckenstein

In Brandenburg scheinen sich SPD und BSW geräuschlos auf eine Koalition zu einigen. Beide Parteien stehen sich näher, als sie zugeben.

Zwei Männer sind sich ziemlich einig: Robert Crumbach (l.), BSW und Dietmar Woidke auf dem Weg zur Landespressekonferenz Foto: Michael Bahlo/dpa

D as ging schnell: SPD und BSW in Brandenburg haben sich erstaunlich geräusch- und reibungslos auf ein Sondierungspapier verständigt. Die möglichen „Brombeer“-Koalitionäre CDU, SPD und BSW in Thüringen und Sachsen hingegen hatten sich zuletzt eher verhakt und verheddert, auch wenn am Montag auch dort Fortschritte vermeldet wurden.

Dass es in Potsdam flutscht, liegt sicher am Fakt, dass nur zwei Parteien am Tisch sitzen. Zum Erfolgsrezept gehört auch, dass sich die beiden Parteien näher stehen, als sie zugeben. Das zeigte am Montag die Pressekonferenz mit SPD-Ministerpräsident Dietmar Woidke und BSW-Landeschef Robert Crumbach. Beide Herren, beide jahrzehntelang SPD-Mitglieder – Crumbach ist erst in diesem Jahr ausgetreten –, gaben sich äußerst geschmeidig, wenn es um umstrittene Verhandlungspositionen des Koalitionspartners in spe ging.

Beim symbolpolitischen BSW-Thema „Frieden“ wirkt es deshalb so, als sei die SPD eingeknickt. Das Sondierungspapier trägt klar die Handschrift der Wagenknecht-Partei, wenn es heißt, die künftigen Koalitionäre sehen die Stationierung von Mittelstrecken- und Hyperschallraketen in Deutschland „kritisch“. Das BSW kann diese Formulierung ihren Wäh­le­r*in­nen als Sieg verkaufen. Die Landes-SPD wiederum scheint sich mit ihrer Zustimmung zu der Textpassage weiter von der „Zeitenwende“-Linie der Bundesregierung zu entfernen.

Doch der Fokus auf dieses Streitthema, bei dem eine Landesregierung ohnehin wenig Mitsprache besitzt, lenkt ab von einem ansonsten konservativen, uninspirierten Positionspapier mit rotem Anstrich. Einig sind sich die Parteien etwa bei der „Eindämmung, Verhinderung und Zurückweisung“ von irregulärer Migration und dass der Kohleausstieg auf keinen Fall vor 2038 kommen darf.

Für Brandenburg bedeutet das Bündnis aus SPD und BSW mehr vom Gleichen. In Thüringen und Sachsen dürfte das BSW allerdings mit der CDU nicht so leichtes Spiel haben wie in Brandenburg mit der SPD. Formulierungen wie aus dem Potsdamer Sondierungspapier schluckt die Union dort nicht ganz so einfach. Doch in der Not, ohne die rechtsextreme AfD eine Mehrheit zu finden, ist sogar die CDU zu einigen Verrenkungen bereit.

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Hanno Fleckenstein
Redakteur taz.berlin
Redakteur für Innenpolitik im Berlinteil. Seit 2021 bei der taz, zuerst als freier Mitarbeiter und Text-Chef in den Ressorts Inland, Wirtschaft+Umwelt, Meinung und taz.eins. Hat Politikwissenschaft und Publizistik in Berlin und Maskat (Oman) studiert.
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10 Kommentare

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  • Na dann wollen wir hoffen, dass die Generalsekretärin des Politbüros des BSW nichts dagegen hat.

  • Na ja, dann sieht eben die Brandenburgische Koalition die Stationierung von Mittelstreckenraketen kritisch. Wird die NATO-Partner in etwa so interessieren wie ein umfallender Sack Mais in Kansas. Praktische Relevanz gleich Null, aber immerhin die AfD in der Regierung verhindert, das ist es wert.

  • Und wieder die SPD ! Die SPD hat seinerzeit die damaligen "Schmuddelkinder" Grünen als erster in eine Regierung geholt, jetzt ist sie Steigbügelhalter für BSW. Bei manchen zeigt der moralische Kompass halt immer nur auf regieren.

    • @Günter Witte:

      Die CDU hat mit der Schill-Partei koaliert, wenn es um die Macht geht ist das so eine Sache mit der Moral. Trotzdem: was wäre Ihrer Meinung nach die Alternative gewesen?

      • @Bambus05:

        Alternative ? dafür müsste erstmal geklärt werden wie Demokratisch das BSW überhaupt ist. Ob eine Partei die grundlegend alles der letzten 75 Jahre in Deutschland, Westbindung, Nato, EU, ablehnt, hierzu zählt ist stark zu bezweifeln. Geht es Wagenknecht um Politik oder geht es Wagenknecht um Wagenknecht ? Parteien wie SPD/CDU können bei einem solchen Bündnis nur verlieren, aber vielleicht ist es gerade das was sich Sahra hier erhofft. Lasst doch das BSW in den sauren Apfel beißen und mit der AfD regieren, das würde beide Parteien entzaubern.

        • @Günter Witte:

          "Lasst doch das BSW in den sauren Apfel beißen und mit der AfD regieren, das würde beide Parteien entzaubern."



          Wieviel Kollateralschäden und -opfer bei dieser 'Entzauberung' anfallen, wäre Ihnen egal?

  • Der Kohleausstieg nicht vor 2038 ist der letzte Schwachsinn, letztlich nur eine Wiederholung derselben alten SPD Fehler die dazu führten dass wir heute noch so viele Kohlekraftwerke statt KKWs haben!



    Die DDR schulte Kohlekumpels zu Kernkraftwerksarbeitern und sogar mindestens einer Ingeneurin um (Greifswaldabrissdoku von vor 2 Jahren) aber nein, hier wurde lieber der Kohlebergbau weiter subventioniert anstatt die Transformation zu besseren hochbezahlten Jobs staatlich zu organisieren und zu zahlen, schlicht lächerlich.

    Was steht denn zum Thema Kernkraft dadrinn? Nix? Ich meine wenn es schon um Fragen der Bundeskompetenz geht...



    Wird sicher lustig wenn die Brandenburger demnächst bei den Polen sehen wie die ihre da bauen während dort nur in Rheinsberg die Reste des alten DDR Reaktors verbleiben.

    All das landespolitische und kommunale Klein-Klein, bei dem man sich sowieso schon, also ich mir schon zu oft schon vor 10+ Jahren, anhören musste "wir können nix machen, das ist Bund oder Europa" ist halt so bedeutungslos im Vergleich und dass BSW deshalb nur mit der Bundespolitik gewählt worden ist, ist die Konsequenz und Klatsche für alle Landespolitiker die so etwas jemals sagten.

  • "Geschmeidig" ist Schönfärberei. "Machtgeil um jeden Preis" würde es eher treffen. Wer sich so weit verbiegt, wird in Zukunft auch mit dem Teufel paktieren. Eine Regierungsbeteiligung der AfD wird wohl in der Zukunft auch möglich sein.

  • Eine geräuschlose Einigung ist nicht skandalös, sondern sehr erholsam!

  • Geht doch!