Konzertempfehlungen für Berlin: Gar nicht mal so abgründig

„A L’ARME!“ und „Durchlüften“ gehen ins Finale, „VILLAPALOOZA“ lockt Freun­d*in­nen der Liedkunst in den Garten, im silent greeen wird es dystopisch.

Nick León sampelt seine Sounds aus Floridas vielfältigem Ökosystem Foto: promo

Auf zum Finale des Finales. Zwar wurde auf das letztmalig stattfindende A L’ARME! Festival – laut Veranstalter ist dieser herbe Verlust für die Freun­d:in­nen des guten Krachs und experimentellen Jazz der arg zusammengekürzten Finanzierung anzulasten – im letzten Sound der Stadt schon hingewiesen. Doch der Samstag hat besondere Aufmerksamkeit verdient, steckt darin doch eine Würdigung, die Abwechslungsreichtum verspricht und von einem so illustrem wie bunten Aufgebot an Künst­le­r:in­nen auf die Bühne gebracht wird.

Beim „Abend für Monika Döring“ treten zu Ehren der im Mai mit 87 Jahren verstorbenen Ikone des Berliner Kulturlebens, die es bis zuletzt laut und experimentell liebte, Weg­be­glei­te­r:in­nen aus verschiedenen Phasen ihres Wirkens auf. 12 Sets wird es geben: von Gudrun Gut, die ein Elektronikset präsentieren wird, über das Synthesizer trifft Schlagzeug-Duo hÄK/Danzeisen bis zu Caspar Brötzmann, der sich mit seinen Bass und einem anderen Bassisten battelt, nämlich mit Amado (Radialsystem, 10. 8., 20 Uhr, Tagesticket 31,90 Euro).

Und noch ein Finale: Das Festival Durchlüften im Humboldt-Forum, dass mit wirklich schönen Konzerten über musikalische Saure-Gurken und Sommerpausen-Zeit half, geht ins letzte Wochenende. Oft standen in den letzten Wochen afrikanische Mu­si­ke­r:in­nen auf der Bühne, am vorletzten Abend, dem Freitag (9. 8., 20.30 Uhr) gibt es ein libanesisch-französisches, Live-Cinema-Event mit guter Musik.

Der aus dem Libanon stammende Produzent und DJ Rabih Beaini hat sich auf handgemachten, eher schroffen, dabei aber variantenreichen Analog-Techno spezialisiert, bebildert wird das vom Filmemacher Vincent Moon. Zum Saison-Abschluss am Samstag bringt dann das Berliner Pulsar Collective Psychedelisches mit Wave und Global Pop zusammen (10.8., 20.30 Uhr, Eintritt frei, weitere Infos gibt es hier).

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Am Samstag lockt dann das intime VILLAPALOOZA #4 Freun­d:in­nen der Liedkunst in den Garten der Villa Kuriosum in Lichtenberg. Berliner Sing­wri­te­r:in­nen und ein paar Wie­ne­r:in­nen werden am späten Nachmittag und frühen Abend sich und ihr Songwriting vorstellen, unter anderem Avant-Folk-Sängerin Mone oder der Violinist und Sänger Hezron Chetty. Wird bestimmt kuschelig (Villa Kuriosum, Scheffelstr. 21, 16 Uhr, Einlass ab 15 Uhr, Spende zwischen 8-12 Euro erwünscht).

Am Sonntag gibt es dann im Silent Green „dystopische Clubmusik“ von Nick León. So steht es zumindest in der Ankündigung. Doch hört man durch die Bandcamp-Seite des aus Miami stammenden Produzenten, klingt das ziemlich bouncy und gar nicht so abgründig.

Nun, vielleicht kommt die Beschreibung so zustande, dass León seine Sounds aus Floridas vielfältigem Ökosystem sampelt und das, wie ja die meisten Ökosysteme, sicher unter Stress steht – vielleicht ja hörbar. Sonst steckt einiges an Hip-Hop-Einflüssen und viele Liebe für Latin-Sound in seinem Mix.

Der visuelle Support kommt von Digitalkünstler und Designer Ezra Miller. Eher immersiv und verästelt wird es dagegen beim Set der aus Russland stammenden, in Berlin beheimateten Performerin perila zugehen, die zusammen mit der US-ameriaknischen Musikerin Ulla ebenfalls an dem Abend in der Kuppelhalle auftreten werden (silent green, 11.8., 20 Uhr, Tickets kosten im Vorverkauf 26,64 Euro).

Am Mittwoch wird wieder auf dem Galerie-Kahn Hošek Contemporary improvisert, bereits zum 215. Mal. Es wird zwei Sets geben, eines davon mit dem Gitarristen Olaf Rupp, der nicht nur eine bemerkenswerte Art hat, seine Gitarre zu halten – nämlich aufrecht, was wohl von chinesischen lauten-Spielerin inspiriert ist – sondern ihr auch Erstaunliches zu entlocken vermag. Hier trifft er auf die Bratschistin Marie Takahashi und den Kontrabassisten Alexander Frangenheim (Galerie-Kahn Hošek, nahe der Anlegestelle Fischerinsel, 14. 8., 19.30 Uhr, Abendkasse 10 Euro, weitere Infos gibt es hier).

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