Synthetisches Kerosin: Erste Tonnen für grünes Fliegen
Atmosfair produziert in einer Anlage im Emsland erstmals klimafreundliches Kerosin. Für die ganze Luftfahrtbranche reicht das aber noch nicht.
Für den Markthochlauf könnten die Fluggesellschaften helfen, meint Brockhagen: Vor allem große Airlines müssten ihre Nachfrage nach dem synthetisch hergestellten Kraftstoff erhöhen und die produzierten Mengen aufkaufen. Bisher haben zwei deutsche Reiseanbieter, Hauser Exkursionen und Neue Wege, zugesagt, auf ihren Reisen E-Kerosin von Atmosfair beizumischen. Privatpersonen und Firmen können den Treibstoff für ihre Flüge schon ab sofort auf der Atmosfair-Website dazubuchen.
Seit 2005 bietet Atmosfair CO2-Kompensation für Reisen oder Events an. 2021 nahm die Organisation die Anlage im niedersächsischen Werlte in Betrieb, um die Treibhausgasemissionen von vornherein zu verringern.
Wasser und CO2 werden dort mit Strom in ein Gasgemisch umgewandelt. In Synthese- und Raffinerieprozessen entsteht daraus Kerosin. Kommt der Strom aus erneuerbaren Energien und das CO2 aus der Atmosphäre, gilt der Treibstoff als nahezu CO2-neutral.
EU-Quote für E-Kerosin und Biosprit
Die EU hat festgelegt, dass Flugzeuge ab 2025 zu bestimmten Anteilen Biosprit oder E-Kerosin tanken müssen. Der Umweltverband Transport & Environment (T&E) untersuchte nun vor Kurzem 56 Projekte in Europa, die sich strombasiertem Kerosin verschrieben haben. Laut T&E-Luftfahrtexpertin Marte van der Graaf zeigte sich Deutschland als guter Standort – doch auch hier stünden endgültige Investitionen aus.
Anfang 2024 strich die Bundesregierung die Förderung für nachhaltige Flugkraftstoffe zusammen. Mitte Juni gab dann das Bundesverkehrsministerium bekannt, es stecke 130 Millionen Euro in eine neue Forschungsanlage des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums. Die soll in Leuna in Sachsen-Anhalt entstehen.
Die Produktion strombasierten Treibstoffs wie von Atmosfair ist energieintensiv und teuer. Damit lasse sich in den nächsten Jahrzehnten nur ein Bruchteil des heutigen Flugverkehrs abdecken, betonte Brockhagen. „Deshalb bleibt weniger Fliegen die wichtigste Klimaschutzmaßnahme.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen