TikTok-Phänomen „Der Balkonultra“: Pyrotechnik ist kein Verbrechen!

Der Balkonultra kämpft via TikTok-Videos von seinem Balkon in Gera aus für Bengalos im Stadion. Jetzt hat er auch noch einen Ballermann-Hit gelandet.

Niko Thoms

Entspannt euch mal, niemand kämpft so massenwirksam für eure Forderungen wie DerBalkonultra Screenshot: TikTok/taz

BERLIN taz | Ultra zu sein ist ja ein niedliches Hobby. Da treffen sich ein paar Männer, malen mit bunten Farben Motive auf Fahnen, singen zusammen Lieder und zünden Bengalos an – und das nur, um ein paar andere Männer beim Fußballspielen anzufeuern. Wären da nicht die Downer Gewaltbereitschaft und die Nähe zu Rechtsextremen, die sich durch einige Ultra-Szenen ziehen, es wäre fast eine Männerselbsthilfegruppe im positivsten Sinne. Aber leider hat man’s als Ultra ohnehin gar nicht so leicht, vor allem beim Thema Pyromanie. Der DFB mag Bengalos überhaupt nicht und verhängt regelmäßig hohe Strafen gegen Vereine, deren Fans gezündelt haben. Und was hilft gegen diese Repression am besten? Richtig, singen.

@DerBalkonultra auf TikTok, Instagram und YouTube

„Pyrotechnik / Ist doch kein Verbrechen / Wir werden dafür kämpfen / Und lassen Emotionen freien Lauf“, hallt es seit Jahren durch deutsche Stadien. Und seit Kurzem auch durch TikTok, Instagram, YouTube und: Mallorca. Das hat mit Niko zu tun, Altenpfleger aus Gera, Ultra-Fußballfan und internetaffin. Der Unique Selling Point von Niko, der sich bei TikTok DerBalkonultra nennt, ist einfach, aber genial.

Er steht, meistens alleine, auf seinem Balkon und singt voller Inbrunst Fangesänge nach – von Dynamo Dresden, vom Hamburger SV, aber auch von Ajax Amsterdam. Und eben auch immer wieder den Pyrotechnik-Fangesang. Videos davon gingen schließlich viral und plötzlich hört man auf der Straße nachts betrunkene Gen-Z-Kids grölend die Illegalität von Pyrotechnik infrage stellen.

Die Ballermann-Veteranen Ikke Hüftgold und Marc Eggers fanden das alles so gut, dass sie mit dem Balkonultra einen Partyschlager produzierten, und der auf Malle auftrat. Ausverkauf der Kultur!, schreien da einige wütende Ultra-Männer. Und man will zurückbrüllen: Entspannt euch mal, niemand kämpft so massenwirksam für eure Forderungen wie DerBalkonultra.

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