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Tiktok-Trend über Männer und BärenAlle haben Angst vorm fremden Mann

Auf Tiktok trendet die Frage, ob Frauen lieber mit einem Mann oder einem Bären im Wald festsitzen würden. Die Antworten sind wenig überraschend.

Die Wahrscheinlichkeit, von einem Bären angegriffen zu werden, liegt bei 1 zu 2,1 Millionen Foto: Jana Rodenbusch

Berlin taz | Einige überlegen kurz, ganz sicher sind sie sich nicht. Bei anderen hingegen kommt die Antwort aus dem Bauch heraus: „Zu 100 Prozent einem Bären“, antwortet eine junge Frau, die skeptisch dreinblickt. „Das ist erschreckend zu sagen“, fügt sie hinzu.

Die Frage, auf die die junge Frau ihre Antwort gab, lautet: „Würdest du lieber mit einem Mann oder einem Bären in einem Wald festsitzen?“ Im englischsprachigen Tiktok trendet die Diskussion seit Frühlingsbeginn, auch im deutschsprachigen Raum beantworten viele junge Menschen unabhängig ihres Geschlechts diese Frage. Die meisten Menschen sind sich bei der Antwort einig: Sie stecken lieber alleine mit einem Bären im Wald fest als mit einem Mann.

„Ich kann mit Tieren besser“, gibt eine junge Frau als Begründung an. Eine andere erklärt, dass sie Angst davor habe, ungefragt angefasst zu werden. Auch junge Männer fühlen sich bei dem Gedanken mit einem Bären wohler: „Wenn der Bär ein Homie ist, haben wir eine gute Zeit, wie bei Bärenbrüdern“, erklärt einer. Ein anderer gibt an, dass er sich bei einem Bären immer noch tot stellen könnte: „Ein Mann würde dich nicht in Ruhe lassen.“

Auffällig ist, dass es durchaus darauf ankommt, ob der Mann ein Fremder ist oder nicht. Ist es ein Bekannter, wählen viele durchaus lieber den Mann. Bei einem Fremden hingegen sei das Risiko zu hoch, dass er gewalttätig werden könnte: „Er könnte so viel tun mit deinem Körper, nachdem er dich umbringt“, erklärt eine junge Frau. „Oder bevor“, fügt sie hastig hinzu.

Wahrscheinlichkeit bei 1 zu 2,1 Millionen

Doch wie gefährlich sind Bären oder fremde Männer wirklich? Die US-amerikanische Tierschutzorganisation In Defense of Animals (IDA) erklärt, dass die Wahrscheinlichkeit, von einem Bären angegriffen zu werden, bei 1 zu 2,1 Millionen liegt – eher werden Menschen von einer Biene oder einem anderen Menschen getötet als von einem Bären.

Die meisten Bären scheuen Kämpfe und verstecken sich oder rennen weg. Wenn sie sich bedroht fühlen, können sie sich aber auch verteidigen und dabei zum Angriff gegen Menschen ausholen. Greift ein Bär an, rät IDA dazu, sich je nach Bärenart entweder tot zu stellen oder laut zu verteidigen. Ein Bärenspray sollten Wan­de­r:in­nen in bärendichten Regionen stets dabei haben. Dazu zählt Deutschland aber nicht: Dafür ist die Bundesrepublik zu dicht mit Menschen besiedelt.

Bei Männern sieht die Wahrscheinlichkeit schon anders aus. In ganz Deutschland wurden laut der polizeilichen Kriminalstatistik in 2023 über 2,2 Millionen Straftaten begangen. Davon werden 1,67 Millionen und somit 75 Prozent den Männern angerechnet. Doch es sind nicht die fremden Männer, vor denen sich Frauen fürchten sollten: In den meisten Fällen von Übergriffen und sexualisierter Gewalt kennen die Betroffenen die Tatverdächtigen. Jede vierte Frau erlebt mindestens einmal physische Gewalt durch ihren Partner oder Expartner, an jedem dritten Tag gelingt es einem Mann, seine Partnerin oder Expartnerin zu töten.

Diese Kenntnis soll die Angst vor dem fremden Mann nicht relativieren – sondern zu bedenken geben, dass ein bekannter Mann nicht unbedingt die bessere Wahl ist, wenn an seiner Stelle auch ein friedlicher Bär eintreten könnte.

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9 Kommentare

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  • ..., dass die Wahrscheinlichkeit, von einem Bären angegriffen zu werden, bei 1 zu 2,1 Millionen liegt ...







    ...In ganz Deutschland wurden laut der polizeilichen Kriminalstatistik in 2023 über 2,2 Millionen Straftaten begangen. Davon werden 1,67 Millionen und somit 75 Prozent den Männern angerechnet.

    Also schön Äpfel mit Birnen vergleichen..



    Zumal wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit den jetzt von einen fremden oder bekannten Mann angegriffen und verletzt zu werden ?



    Wenn schon mit Vergleichen und Zahlen um sich schmeißen, dann doch bitte richtig. und die Wahrscheinlichkeiten (selbst wenn nur geschätzt) wären eventuell recht spannend.

    Das Thema "Gewalt gegen Frauen und/oder Mitmenschen" ist eigentlich zu ernst, um mit solchen unseriösen Vergleichen um sich zu schmeißen.

    "Schön" an diesen Tik Tok Trend ist lediglich, wie sehr sich ein Teil der Bevölkerung darüber aufregt und die Entscheidung für den Bären damit auch noch bestätigt.

    • @Rabenbote:

      Eisbären gehören zu den wenigen Tieren, die Menschen als Beutetiere betrachten

      • @Paul Anther:

        Wie oft trifft man Eisbären im Wald?

        • @Ramaz:

          Weißer Pelz ist im deutschen Wald fast immer ein gut zu treffendes Ziel.

        • @Ramaz:

          Eisbären sind ausgestorben in der Wildnis in wenigen Jahren.

          Aber die könnten ja aus Zoos ausbrechen.

    • @Rabenbote:

      das mit den Statistiken sollten sie noch mal überdenken. die wahrscheinlichkeit vom bären angegriffen zu werden berücksichtigt in ihrem Beispiel nicht, dass der Bär im Wald ist. Sondern allgemein auf der Welt.

      aber ja, gefühl ist bei der Debatte eben wichtiger als Fakten

  • Genau,



    die Familie, der Sportverein, die Karnevals- oder Betriebsfeier, das sind die Orte für die Armlänge Abstand.

    Einen Bären in der Enge will man aber sicher auch nicht. Was für ein Männerbild wodurch herrscht vor, wenn man das nicht zu begreifen scheint

  • "Auf Tiktok trendet die Frage, ob Frauen lieber mit einem Mann oder einem Bären im Wald festsitzen würden. Die Antworten sind wenig überraschend."

    Aber dann doch nicht belanglos genug, dass man darüber schweigen könnte...

  • eingesperrt mit einem Bären im selben Käfig bzw. Wald, da gibt es kein Szenario wo das friedlich endet. Nicht weil der Bär blutrünstig ist, sondern einfach weil der Bär ein Bär ist um ein x-faches stärker ist und seiner eigenen Logik folgt. Selbst wenn er dich nur aus Neugier erkunden will wird es sich für dich garantiert anders anfühlen. Und wenn er dich als Beute oder als Gefahr sieht, dann ist Schluß mit friedlicher Natur. In der Bärenlogik wäre das nicht einmal aggressiv, das wäre nur normal.