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Beschluss der EURecht auf Reparatur kommt

Verbraucher haben künftig ein Recht darauf, dass Hersteller Geräte auch nach Ablauf der Garantie reparieren. Das sieht ein neues EU-Gesetz vor.

In Zukunft soll der Kühlschrank repariert werden und nicht einfach auf dem Müll landen Foto: Winfried Rothermel/imago

Brüssel taz | Durchbruch für Verbraucher und Umweltschützer: In der Europäischen Union kommt ein „Recht auf Reparatur“. Defekte Kühlschränke, Handys und Staubsauger sollen künftig nicht mehr auf dem Müll landen, sondern wenn möglich repariert werden. Dies hat das Europaparlament am Dienstag in Straßburg beschlossen.

Mit dem neuen EU-Gesetz müssen die Hersteller Produkte künftig auch nach Ablauf der Garantie reparieren. Für eine Reparatur sollen sich die Verbraucher direkt an den Hersteller wenden können, auch wenn sie das defekte Gerät bei einem Händler gekauft haben. Online sollen spezielle Regeln gelten.

Ein Problem bleiben die Ersatzteile und die Reparatur-Werkstätten. Davon gibt es nicht genug in Europa. Die EU-Kommission soll deshalb ein neues Onlineportal aufsetzen, um die Suche zu erleichtern. Außerdem sollen unabhängige Werkstätten gestärkt werden. Auf Dauer könnten Reparaturen damit günstiger werden.

„Mit den neuen Maßnahmen wird es gelingen, den Reparaturmarkt zu öffnen und einen echten Wettbewerb auf Basis von Qualität und Reparaturpreis zu ermöglichen“, sagt der SPD-Europaabgeordnete René Repasi, der das Gesetz mit ausgehandelt hat. „Wir können uns nicht mehr leisten, in einer Wegwerfgesellschaft zu leben.“

Druck auf Hersteller wächst

Nach Angaben des Europaparlaments produzieren die europäischen Verbraucher pro Jahr 35 Millionen Tonnen Müll nur deshalb, weil Produkte nicht repariert werden. Damit soll nun Schluss sein: Gemeinsam mit der ebenfalls zur Abstimmung stehenden neuen Ökodesign-Verordnung will das Parlament den Weg zur Kreislaufwirtschaft ebnen.

Der europäische Verbraucherverband BEUC ist begeistert. „Das sind großartige Nachrichten für die Verbraucher“, so BEUC-Generaldirektorin Monique Goyens. Mit den neuen Regeln wachse der Druck auf Hersteller, hochwertige und reparaturfähige Produkte anzubieten. Zufrieden sind auch die Grünen. „Heute haben wir das Ende der Wegwerfkultur eingeläutet“, so Anna Cavazzini, Chefin des Ausschusses für Binnenmarkt und Verbraucherschutz. Allerdings wird es zwei Jahre dauern, bis die EU-Staaten die Regeln umgesetzt haben.

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9 Kommentare

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  • Zwei Umstände sind nach wie vor in der rein wirtschaftlichen Betrachtung zu bedenken: der Neupreis muß wettbewerbsfähig sein (sonst verkauft der Hersteller oder Händler ganz schlicht nichts) und die Reparatur muß angemessen für den Verbraucher und kostendeckend für den Reparierer sein (sonst schmeißt man weg und kauft neu).



    Ich bin mir nicht sicher, ob die EU Regulierer die einfachsten marktwirtschaftlichen Zwänge aushebeln können.

  • "Ein Problem bleiben die Ersatzteile und die Reparatur-Werkstätten."



    Nachdem in letzter Zeit gefühlt jeder Handmixer und jede Zahnbürste einen Internetzugang braucht, ist nicht mehr die Hardware der lebensdauerbestimende Faktor, sondern die Verfügbarkeit von Sicherheitsupdates.

  • DAS ist GUT!



    Hoffentlich gibt es auch nach der Europawahl weiterhin gute Initiativen und nicht nur die Pflicht zum Tragen eines stiftförmigen Oberlippenbarts.



    Ich bin schon immer ein Recyclingfan gewesen und habe "Weiße Ware" immer Secondhand gekauft oder repariert.



    Das gilt auch für viele sonstige Maschinen.



    Klar ist allerdings, je älter, desto besser zu reparieren, je neuer, desto Schrott.



    Was ich u.a. nicht so ganz verstehe ist, warum jetzt JedEr, der mindestens 2(!) linke Hände hat, ein Regal voller Akkuwerkzeuge "braucht".



    Mein Opa hat mit Hammer, Nägeln und Bügelsäge wahrscheinlich mehr gebaut, als die ganzen "Hobbyhandwerker"( ein Widerspruch in sich!)



    Da empfehle ich gerne die klassische Bohrmaschine, da kommt der Strom einfach aus der Steckdose ( statt auf Akku laden warten) und neben I...A Regalen zusammenschrauben, kann auch ein Loch in die Wand gebohrt werden.



    Hält ziemlich lange ( locker 10 - 20 Jahre)



    und gibt es besonders günstig Secondhand bei den Honks, die den Schuss noch nicht gehört haben (... und stolze RegaleigentümerInnen sind).



    Im Übrigen sollten seltene Erden vielleicht in Sinnvolles, wie Fortbewegungsmittel fließen, statt in halbautomatische Brillenputztücher.



    Ach und noch Eins: Werkzeug kann man/frau auch (ver-) leihen!



    Und auch wer eine rechte Hand zu viel, sein Eigen nennt, sollte sich auf Dauer ein anderes Hobby als Kettensägenmassaker zulegen, sonst brennt der Planet bald oder es sind am Ende doch nicht mehr so viele rechte Hände da...



    Und nach viel Geschimpfe auf die ZweitagearbeiterInnengeneration wollte ich vermelden, dass hier Einer von Denen "Schrauber" geworden ist und mir viel Zeit nach der Arbeit schenkt, weil er , als Yps Generationist ALLES REPARIERT, und ... auch das finde ich gut!

    • @Philippo1000:

      Es ist zumindest schon mal vorgesehen - mal abwarten.



      Ein Pessimist ist ein Optimist mit Erfahrung.

  • "... Hersteller Geräte auch nach Ablauf der Garantie reparieren. "

    Hoffentlich ist geregelt dass dies



    - zu einem angemessenen Preis



    - in angemessener Zeit



    - durch einen beliebigen, qualifizierten Fachbetrieb



    erfolgen muss bzw darf.

    Sonst ist das nämlich ein wirkungsloses Feigenblatt.

    • @Bolzkopf:

      Und wie sollen die Hersteller derartige Preis- und Zeit-Vorgaben regeln? Sollen die jetzt nur noch Dinge verkaufen, für die zertifizierte Betriebe und Handwerker eine Zusicherung für preiswerte und schnelle Reparatur zum Mindestlohn inkludieren.



      Das Problem sind doch nicht die Hersteller, sondern die ökonomischen Erwägungen der Verbraucher. Niemand hindert mich daran, meinen defekten Kühlschrank reparieren zu lassen.. leider auch nicht, ihn auf der Straße zu entsorgen.

    • @Bolzkopf:

      Daran wird es hängen, wegen mangelnder Reparaturfähigkeit gibt es ja nur noch wenige Fachbetriebe die das überhaupt anbieten, daher auch zu wenig Fachkräfte, weil von den wenigen kaum ausgebildet wird, weil es sich bisher auch kaum gelohnt hat.

      • @Axel Schäfer:

        Wie kann es denn sein, dass es billiger ist ein komplexes Gerät komplett zu entsorgen anstatt ein 10¢ Bauteil zu ersetzen.



        Ist ihnen mal in den Sinn gekommen dass das System hat?



        Um es mal klar auszusprechen: Dass Reparaturen seitens der Hersteller bewusst erschwert werden damit es sich nicht lohnt?



        Da möchte ich als Beispiel mal Apple und Samsung nennen bei denen das ja erklärte Geschäftspolitik ist.

  • Ist das denn kein Projekt, das reif für die FDP-Destruktionskampagne wäre???