piwik no script img

Mobilität in StädtenBus und Bahn machen glücklicher

In vielen Großstädten sind Autofahrende unzufrieden, zeigt eine Umfrage des ADAC. Der ÖPNV schneidet gut ab – dort aber stellen sich andere Fragen.

Da hilft einem auch die ADAC-Mitgliedschaft nicht: Autofahrer im Stau Foto: imago

Berlin taz | Autofahren ist in deutschen Großstädten eher frustrierend – mit Bus, Bahn oder zu Fuß sind die Menschen dort meist zufriedener unterwegs. Das geht aus „Mobil in der Stadt“, dem aktuellen Bericht des Allgemeinen Deutschen Automobil-Clubs (ADAC), hervor.

Im Ranking der 15 größten Städte in Deutschland schneidet Dresden bei allen Verkehrsmitteln am besten ab: Bewohner:innen, Pend­le­r:in­nen und Be­su­che­r:in­nen sind mit dem Auto-, Rad-, Fuß- und Nahverkehr in der sächsischen Landeshauptstadt zufrieden. Überwiegend unzufrieden mit der Mobilität sind die Menschen hingegen in Köln und in Duisburg.

Abgesehen von diesen beiden Städten gab die Mehrheit der Befragten an allen Orten an, dass sie das Angebot im öffentlichen Nahverkehr schätze. Vor allem die Haltestellendichte und kurze Wege beim Umsteigen fielen positiv ins Gewicht. Für Rad­fah­re­r:in­nen sind laut der ADAC-Umfrage das Radwegenetz und die Verkehrssicherheit besonders wichtig – aber nicht besonders zufriedenstellend.

Die Teil­neh­me­r:in­nen kritisierten vor allem die Radverkehrsführung an Kreuzungen. Pkw-Fahrer:innen sind weitgehend unzufrieden, zum Beispiel weil Parkplätze in den Städten zu rar und zu teuer seien.

Mehr Pkw machen unzufriedener

In jeder der 15 Großstädte hat der ADAC online mindestens 600 Menschen befragt, insgesamt waren es mehr als 9.100. Auch wenn sich die Teil­neh­me­r:in­nen der Umfrage weitgehend zufrieden äußerten, war die Stimmung beim ersten ADAC-Monitor im Jahr 2017 noch deutlich besser.

Im Ranking der 15 größten Städte schneidet Dresden bei allen Verkehrsmitteln am besten ab

„Sicherlich spielt die Zunahme des Pkw-Bestandes in den Großstädten eine große Rolle“, sagte ADAC-Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand am Dienstag. Außerdem seien Straßen, Busse und Bahnen während der Coronapandemie leerer gewesen. Dass der Verkehr dort zur Normalität zurückgekehrt ist, „wird daher als Verschlechterung empfunden“, sagte Hillebrand.

Busse und Bahnen verzeichneten 2023 insgesamt rund 9,5 Milliarden Passagier:innen. Das teilte der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) ebenfalls am Dienstag mit. Damit habe sich die Zahl der Fahrgäste im Vergleich zu den von der Pandemie gezeichneten Vorjahren zwar erholt. Allerdings seien die Kosten für Personal, Strom und Kraftstoff hoch geblieben, so der Branchenverband.

Vor diesem Hintergrund sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann, dass der Preis für das 49-Euro-Ticket mittelfristig steigen müsse. Der aktuelle Tarif erlaube es den Verkehrsunternehmen ohne finanzielle Förderung nicht, das Angebot im öffentlichen Personennahverkehr zu erhalten.

Verdi ruft zu Streiks im ÖPNV auf

Die Beschäftigten im ÖPNV treten ihrerseits für bessere Arbeitsbedingungen ein. Die Gewerkschaft Verdi hat am Montagnachmittag zu Warnstreiks am Freitag, meist ganztägig, in rund 80 Städten aufgerufen. Bei Bussen, U-Bahnen und Straßenbahnen sind erhebliche Einschränkungen zu erwarten. Mit Ausnahme Bayerns verhandelt Verdi in allen Bundesländern gleichzeitig mit den kommunalen Arbeitgeberverbänden über neue Tarifverträge für die ÖPNV-Beschäftigten.

„Da jetzt in allen Bundesländern Tarifverhandlungen ohne Ergebnis geblieben sind, ist der Zeitpunkt gekommen, um mehr Druck auf die Arbeitgeber zu machen“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle. Die konkreten Forderungen der Gewerkschaft hängen von der jeweiligen Region ab, im Kern aber will Verdi in den meisten Bundesländern kürzere Wochenarbeitszeiten, mehr Urlaub im Jahr und zusätzliche Entlastungstage für Schicht- und Nachtarbeit.

An 60 Orten unterstützen Fridays-for-Future-Gruppen die Streiks der Arbeitskräfte im Nahverkehr. Der Fahrgastverband Pro Bahn kritisierte die Ankündigung der Warnstreiks – so kurz nachdem die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) die Arbeit bei der Deutschen Bahn mehrere Tage lang niedergelegt hatte. Für die Interessen Verdis und der ÖPNV-Beschäftigten zeigte der Pro-Bahn-Vorsitzende Detlef Neuß aber Verständnis.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

10 Kommentare

 / 
  • @SCHNEIDEROWSKI

    Da kennen Sie die falschen Leute.

    @BOLZKOPF

    Gängelgrün? Ist das die neue Sau, die die Trollfarmer durchs Dorf treiben?

    Echt jetzt. Auto kann weg. Zuerst aus der Innenstadt, dann langsam raus. Ineffizient, tödlich, raumgreifend.

    • @tomás zerolo:

      Auto muss raus!



      Da bin ich voll ihrer Meinung.



      Aber da muss was anderes, funktionierendes her.

      Für mobilitätseingeschräntke Menschen ist es ja jetzt schon jetzt eine Zumutung sich in einer Innenstadt zu bewegen.

      Und wenn man ein verkehrspolitisches Vakuum schafft werden die Leute wegbleiben. Und nicht mehr zurückkommen. Weil sich die Gewohnheiten anpassen.

      Schauen sie sich doch mal die Innenstädte im Ruhrgebiet (und nicht nur dort) an.



      Billigheimer neben Billigheimer, Leerstand, Surrogatgastronomie.



      Keine Bänke, keine Klos, kein Ort zum Wohlfühlen. Und wenn sie dann noch Mühen auf sich nehmen müssen um in den Bus zu kommen ...

      Warum haben solche Zentren wie das CentrO solchen Zulauf ?

    • @tomás zerolo:

      In Grüner Manier bitte. Erst verbieten DANN um Ersatz kümmern.

  • Da kann sich Gängelgrün doch mal kräftig auf die Schulter klopfen.



    Das Konzept "Innenstadt zur Meidezone" geht offenbar auf.

  • 0G
    06098 (Profil gelöscht)

    Ich kenne niemanden, absolut niemanden, der gerne ÖPNV in Berlin fährt! Es ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft: diejenigen, die auf ÖPNV angewiesen sind und die Glücklichen, die ein Auto haben.

    • @06098 (Profil gelöscht):

      Also ich kenne einige Leute in Berlin, die lieber das Auto stehen lasse, sich auf's Fahrrad schwingen oder die Öffis nehmen. Ich würde es genau so tun.

    • @06098 (Profil gelöscht):

      Ich fahre in Berlin sehr viel lieber mit der Bahn als mit dem Auto. Beides kommt regelmäßig vor.

    • @06098 (Profil gelöscht):

      Auto? in Berlin? Da kann ich mir Schöneres vorstellen...

    • @06098 (Profil gelöscht):

      Wohnen ja nicht alle in Berlin. Hier in Hannover sind die Öffis gut.

  • Sehr "selektive" Berichterstattung!

    Bei der Tagesschau kann man z. B. auch das lesen:

    "Die Unzufriedenheit mit der Mobilität in den Städten ist gewachsen, zeigt der neue ADAC-Monitor. "

    und:

    "Ebenfalls deutlich negativ wird das Verhalten der Radfahrer bewertet - von Autofahrern sowie Fußgängern. Insgesamt sind Autofahrer, ÖPNV-Nutzer, Radfahrer und Fußgänger deutlich unzufriedener mit ihrer Mobilitätssituation als im Jahr 2017."

    Die Quelle zu Beitrag gibt es hier:



    www.adac.de/specia...obil-in-der-stadt/

    Darin kommt sogar der ADFC zu Wort.