Die Wochenvorschau für Berlin: Weg mit dem braunen Schmutz!

Die Berlinale wird ohne die AfD eröffnet. Die BVG will sicherer und sauberer werden, ihre Ar­bei­te­r*in­nen kämpfen für bessere Arbeitsbedingungen.

Der Berlinale-Bär wird an der Fassade des Berlinale-Palasts gereinigt.

Vor der Eröffnung der Berlinale wurden noch schnell die braunen Flecken beseitigt Foto: Britta Pedersen/dpa

Vorhang auf!, heißt es ab diesem Donnerstag, wenn die Berlinale zum 74. Mal feierlich in der Hauptstadt eröffnet wird. Bereits am Montag um 10 Uhr startet der Vorverkauf für die knapp 200 Filme, die bis zum 25. Februar auf den weltbekannten internationalen Filmfestspielen zu sehen sein werden.

Dass der rote Teppich, der am Theater am Potsdamer Platz zur Premiere für Stars und Sternchen aus aller Welt ausgerollt wird, keine braunen Flecken bekommt, dafür haben mehr als 200 Kulturschaffende gesorgt. Mit einem offenen Brief kritisierten sie zuletzt die Entscheidung der Festivalleitung, Po­li­ti­ke­r*in­nen der rechtsextremen AfD einzuladen.

Darunter auch Landeschefin Kristin Brinker, die im Juli 2023 an einer von Ex-CDU-Finanzsenator Peter Kurth ausgerichteten Party mit dem Ober-Identitären Martin Sellner teilgenommen hatte. Sellner war später ja auch der Stargast des rechtsextremen Treffens in Potsdam, bei dem menschenverachtende Deportationspläne für Millionen von Menschen in Deutschland geschmiedet wurden.

Hunderttausende gingen daraufhin in zahlreichen Städten gegen Rechts auf die Straße. Berlinale-Leiterin Mariette Rissenbeek konnte die ganze Aufregung jedoch nicht verstehen: Alles halb so wild, fand sie, das sei eben übliche Praxis und wenn die Menschen Nazis in die Parlamente wählen, sei das doch nicht ihre Schuld.

Nach anhaltender Kritik kam sie dann doch noch zu der Erkenntnis, dass es angesichts der antidemokratischen Positionen der AfD irgendwie doch wichtig ist, „unmissverständlich Stellung zu beziehen für eine offene Demokratie“ und lud die Ewiggestrigen nun wieder aus. Was für ein Krimi!

Sauberkeit ist das kleinste Problem bei der BVG

Um Schmutz und Flecken aller Couleur geht es an diesem Mittwoch auch bei der BVG: Auch die will nämlich sauberer und dazu noch sicherer werden und startet dafür ein Pilotprojekt in der U8. Ob die Reinigungsoffensive in der beliebten Partylinie auf viel Begeisterung stoßen wird, ist fraglich, zumal hier offenbar versucht wird, die eigentlichen Probleme der landeseigenen BVG unter den Teppich zu kehren: Verspätungen, Ausfälle, ein ausgedünntes Angebot bei steigenden Preisen.

Doch gegen einen überalteten Fuhrpark, ausgebremste Straßenbahnen und den massiven Personalmangel helfen keine Security, auch nicht mit Wischmopp in der Hand. Hunderte Bus­fah­re­r*in­nen fehlen bereits jetzt und die, die (noch) nicht gegangen sind, klagen über schlechte Arbeitsbedingungen. Oftmals bleibt ihnen nicht einmal genug Zeit zum Pinkeln, wenn doch, gibt es nicht ausreichend Klohäuschen. Pfui Teufel, könnte man da sagen.

Statt der U8 sollte Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) also mal lieber ihren eigenen Laden sauber halten. Die nächste Gelegenheit dafür ist am Donnerstag, wenn die Tarifverhandlungen zwischen der BVG und Verdi in die nächste Runde gehen – hoffentlich mit ausreichend Pinkelpausen. Und für die Fahrgäste ist am Ende sowieso wichtiger, dass der Bus oder die Bahn überhaupt kommt, und weniger, wie sauber sie sind.

Eine astreine Geste wäre es daher, sich statt in die U8 mal in eine Tram zu setzen. Da hat man viel Zeit, sich neue Kampagnen auszudenken. Zum Beispiel ganz volksnah: Die Auto-Ampel muss weg!

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Leiterin taz Berlin und Redakteurin für soziale Bewegungen, Migration und soziale Gerechtigkeit. Schreibt in ihrer Kolumne "Pöbelmanie" über Klassenkampf aus der Perspektive eines Kindes der Arbeiter*innenklasse. Hat politische Theorie studiert, ist aber mehr an der Praxis interessiert.

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