Humanitäre Not in Gaza: Und nun noch der Dauerregen
Die Feuchtigkeit lässt die Not der Menschen im Gazastreifen weiter steigen. Krankheiten drohen sich auszubreiten. Auch Hilfsgüter fehlen unverändert.
Jerusalem taz | Der seit Tagen anhaltende Regen, der derzeit über die Levante zieht, verschlimmert die humanitäre Lage der Menschen im Gazastreifen weiter. Ein in Rafah wohnender palästinensischer Journalist berichtete der taz an Sonntag: In den Straßen der Stadt in Südgaza – wo mittlerweile etwa 1,5 Millionen Menschen leben, die meisten davon Binnengeflüchtete aus Nord- und Zentralgaza – mischen sich Regen- und Abwasser in den Straßen. Vor allem jene, die in Zelten leben, seien betroffen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters bereits im Dezember berichtete, haben viele der Zelte keine Bodenfolien. Wird der Sand, auf dem sie stehen, nass, durchfeuchtet auch der Boden der Notbehausungen.
Von dem Journalisten übermittelte Bilder aus Rafah zeigen aus Decken, Planen und Holz zusammengezimmerte Hütten. Ein weiteres Bild zeigt eine ältere Frau, die in einem improvisierten Ofen Brote backt. Es sei kalt und es gebe keinen Strom, kein Brennholz und kein Wasser, erklärte sie in einer Sprachnachricht.
Vor Beginn des Krieges gegen die Hamas im Oktober lebten in Rafah 280.000 Menschen. Die Stadt ist durch den Zuzug der Geflohenen überfüllt, das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde in Ramallah warnt immer wieder vor der Ausbreitung von Krankheiten und spricht von über 130.000 Fällen von Durchfallerkrankungen seit Mitte Oktober. Der sich mit dem Abwasser mischende Regen erhöht das Risiko dieser Krankheiten weiter.
Auch Hilfsgüter kämen weiterhin viel zu wenig an, berichtete der Journalist der taz weiter. Der Preis für Brot sei seit Beginn des Krieges um das Zehnfache angestiegen. Eine Einheit im israelischen Verteidigungsministerium erklärte hingegen: Zwölf Bäckereien in Zentral- und Südgaza produzierten über zwei Millionen Pita-Brote pro Tag.
Die humanitäre Lage in Südgaza könnte sich bald weiter verschlechtern: Laut Wall Street Journal erwägt das israelische Militär einen Bodeneinsatz an der Grenze zu Ägypten, wo Rafah liegt. Bisher gibt es dort keine Bodentruppen, ein Einsatz in dem dicht besiedelten Gebiet gilt als heikel. Israels Militär führt dort aber immer wieder Luftschläge aus, zuletzt wurden dabei in der Nacht zum Sonntag nach Berichten arabischer Medien 14 Menschen getötet.
Leser*innenkommentare
*Sabine*
"Der Preis für Brot sei seit Beginn des Krieges um das Zehnfache angestiegen."
Wenn ich es richtig weiß, plündern die Unterstützer der Hamas die Hilfslieferungen und verkaufen das, was sie nicht selbst verwenden, auf dem Schwarzmarkt.
Alle Bemühungen, Aufforderungen und Appelle der in- und ausländischen Politiker und Bevölkerungen müssen an die Hamas und ihre Unterstützer gerichtet werden, damit diese endlich kapitulieren, die Waffen niederlegen und die Geiseln freilassen.
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Die Moderation
Disgusted
Eine Maßnahme wovon die Bevölkerung in Gaza profitieren würde, wäre dass die Hamas die Hilfsgüter nicht in ihre Tunnelsysteme umleiten würde.
Mal davon abgesehen, dass ein erster notwendiger Schritt zur Deeskalation die Freilassung aller Geiseln in Händen der Hamas sein muss.
Free Gaza from Hamas!
berlin_impact
die menschen in GAZA bedürfen einer berechtigten humanitären pause, humanitärer versorgung
israel sollte nach andern, modifizierten (geheimdienstlichen, polizeilichen, militärischen) wegen suchen die hamas weiter und schlussendlich zu schlagen und ihre bedrohung zu beenden
nach 100 tagen krieg und tod in GAZA, vielen opfern, würde israels position und ansehen bei dem teil der nicht- und hamas-skeptischen palästinener:innen wachsen
es ist nicht nötig (wie so oft) in antagonistische rhetorik / polemik (israelis < > palästinenser) zu verfallen, um zur einschätzung zu gelangen, weichen zu stellen für großzügige humanitäre entspannung, befriedung, ruhepause und hilfe für die menschen in GAZA
israel kann/sollte sich politisch klug verhalten und teil humanitärer unterstützung und hilfestellung sein
israel findet wege die hamas weiter zu schwächen, ihre führung zu identifizieren, terroristen zu bekämpfen - israel ist eine starke demokratie
wir, ihre unterstützer sollten rat, hinweise und empfehlungen geben, dass sich die israelis stärker humanitär einbringen und humanitäre versorgung sichern
hier, wir, im westen, die wir foren, communities und kommentarspalten fluten, wissen fast g a r n i c h t s bzw. vielzu wenig was da los ist
danke
Socrates
Zur Einordnung:
Global gesehen kommen pro Jahr auf 100.000 Menschen durchschnittlich 86,289 Darminfektionen - im Volksmund als Brechdurchfall, Magen-Darmgrippe bekannt. Im Durchschnitt sterben knapp 24 daran.
www.gastrojournal....3)00825-9/fulltext
Bei einer Bevölkerung im Gazastreifen von geschätzten ca. 2 Millionen sind demzufolge im Jahr 1.725.780 Fälle und 480 Todesfälle zu erwarten.
Seit Mitte Oktober sind 3 Monate verstrichen, in 3 Monaten wäre also ein Durchschnitt von 431.445 Fällen zu erwarten, davon 120 tödliche.
Klabauta
@Socrates Also alles nicht so schlimm? Ihre Kälte ist erschreckend!
„Cases of diarrhea in children under five years of age rose from 48,000 to 71,000 in just one week starting 17 December, equivalent to 3,200 new cases of diarrhea per day. The significant increase in cases in such a short timeframe is a strong indication that child health in the Gaza Strip is fast deteriorating. Before the escalation in hostilities, an average of 2,000 cases of diarrhea in children under five were recorded per month. This recent climb represents a staggering increase of about 2000 per cent.“
Quelle: UNICEF v. 05.01.2024
www.unicef.org/pre...eates-deadly-cycle
Die Kinder haben es sich nicht ausgesucht, auf welchem Fleck der Erde sie geboren wurden und wo sie aufwachsen. Festzustellen, dass die Hamas schuld sei und sich schulterzuckend abzuwenden ist menschenverachtend. Dann noch vorzurechnen, dass das alles ganz normal ist – das setzt allem die Krone auf.
Ajuga
@Socrates Sind die Bedingungen im Gazastreifen denn "durchschnittlich"?