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Energiekonzern meldet RekordgewinneUniper streicht Milliarden ein

Noch vor einem Jahr musste der Staat Uniper retten, jetzt macht der Konzern wieder Milliardengewinne. Der Bund soll sich langsam zurückziehen.

Das Kraftwerk Datteln 4 am Dortmund-Ems-Kanal Foto: D. Maehrmann/imago

Berlin rtr | Fast ein Jahr nach der Rettung durch den Staat fährt der Energiekonzern Uniper Rekordgewinne ein. In den ersten neun Monaten sei das Konzernergebnis auf 9,8 Milliarden Euro gestiegen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit.

Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern einen Verlust von 40,3 Milliarden Euro hinnehmen müssen. Grund hierfür war, dass Uniper nach dem russischen Gaslieferstopp teure Ersatzmengen einkaufen musste. Uniper habe nun von deutlich gesunkenen Preisen und der Auflösung von Rückstellungen profitiert.

Dieses Ergebnis und der Ausblick sind im Wortsinn außerordentlich.

Uniper-Finanzchefin Jutta Dönges

Uniper hatte bereits in der vergangenen Woche vorläufige Zahlen veröffentlicht und die Prognose angehoben. Der Konzern peilt im Gesamtjahr ein bereinigtes Ebit in einer Bandbreite von sechs bis sieben Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss zwischen vier und fünf Milliarden Euro. „Dieses Ergebnis und der Ausblick sind im Wortsinn außerordentlich und ich erwarte nicht, dass wir Ergebniszahlen in dieser Höhe in den nächsten Jahren wieder sehen werden, wenngleich wir optimistisch nach vorne blicken“, sagte Finanzchefin Jutta Dönges.

Der Staat hatte den Versorger im vergangenen Jahr mit Hilfen von 20 Milliarden Euro vor einer Pleite bewahrt und hält nun 99 Prozent der Anteile an dem Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf. Nach einer Vereinbarung mit der EU-Kommission soll der Staat bis 2028 die Beteiligung auf unter 25 Prozent reduzieren. Der Bund müsse den Brüsseler Wettbewerbshütern bis Ende des Jahres einen Ausstiegsplan vorlegen, sagte Dönges.

Am 8. Dezember soll eine außerordentliche Hauptversammlung einen Kapitalschnitt zustimmen, der den Weg für einen Ausstieg ebnen soll. Uniper hat sich zudem zu einer Reihe von Beteiligungsverkäufen verpflichtet, darunter das seit Jahren umstrittene Kohlekraftwerk Datteln 4.

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10 Kommentare

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  • unser Staat hat das unternehmen gerettet damit millionen Kunden nicht ohne Energie da stehen. Jetz ist das quasi ein Staatsunternehmen wie VW.



    Wie ich hier schon las, der Staat hat hiermit die Mittel slbst zu regeln wie es auf diesem Markt weiter geht. Alles behalten wird nicht gehen, aber alles wieder an Geschäftemacher aus aller Welt abgeben ist auch nicht nötig, siehe VW.

  • @CARLAPHILIPPA

    Wetten, die werden trotzdem "wie ein Privatunternehmen" geführt und reinvestieren in Fossilien?

    Ich verliere gerne meine Wette, aber...

  • Ein fasst Staatskonzern mit dickem Gewinn? Scheinbar können auch Staatskonzerne Gewinn machen, wenn Beamte nicht zu viel in deren Geschäfte hineinwirken. Damit sollte der Gewinn, zumal zuvor aus der Pleite geholfen wurde, wie auch immer an den Inhaber gehen.



    Wer ist eigentlich das 1%?

    Nun staatliche Vorgaben machen, für eine Ausrichtung der Firma ist riskant, denn die Übergewinne werden derzeit nur wegen der fossilen Energie gemacht.



    Ein hineinwirken von Beamten schon zu häufig Gewinne durch Verwaltung aufgefressen wurde. Die Firma zudem schon jetzt zielsicher mit den fossilen Energien an die Wand fährt. Der Staat sollte vielmehr mit den Gewinnen regenerative Energien fördern, was er bereits mit den Subventionen zur Rettung der Firma machen wollte.



    Lasst die Firma für den Umbau der Energieversorgung zahlen, schließlich tragen Sie historisch eine Mitschuld an dem Klimawandel seit der Veröffentlichung von "Global 2000". Sage niemand er hätte nichts davon gewusst!

  • Übergewinn besteuern?

    Ich frage für einen Freund.

    • @tomás zerolo:

      Äähhh... wenn der Konzern grad in Staatsbesitz ist, geht der Gewinn doch an den Staat, oder? Was für einen Sinn hätte da eine Übergewinnsteuer?

  • Es bleibt zu hoffen, das der Staat und damit die Steuerzahler mit einer guten Verzinsung aus dem Engagement aussteigen. Prinzip Hoffnung: Diese Milliarden Euro würden sich gut als breit gestreute Zuschüsse zur Energiewende machen, so das langfristig die Strompreise für alle Bürger sinken würden.

  • Und nun? Die 9,8 Milliarden fließen doch sicher zu 99% in den Staatshaushalt, oder?

    • @Perkele:

      Falls es zu einer Ausschüttung kommt, ist dem so. Ansonsten fließt es in die Reserven, die wiederum den Wert des Unternehmens und damit den Ertrag bei Ausstieg des Bundes erhöht. Das Retten von Banken und Unternehmen ist oft ein recht lukratives Geschäft für den Staat.

  • Höchst unvollständig. Wird das Geld, das beansprucht wurde, auch wieder zurückgezahlt

  • Warum eigentlich aussteigen? Der Staat könnte sowohl die Gewinne einstreichen, als auch ökologischen Einfluss auf die Zunkunft des Unternehmens nehmen.