Attentat in Frankreich: Tödliche Messerstiche
Bei einem mutmaßlichen Terrorangriff ist ein Lehrer getötet worden, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter war als Gefährder eingestuft.
Nach ersten vorliegenden Informationen sei der mutmaßliche Täter gegen 11 Uhr im Lycée Gambetta in Arras aufgetaucht, wo er selbst zeitweilig zur Schule gegangen sei. Wie auf einem im Internet zirkulierenden Video zu sehen ist, griff er dann zwei Lehrer und einen Schulhausmeister an, die ihn im Schulhof beruhigen wollten.
Die Bluttat weckt in Frankreich schlimme Erinnerungen: Vor fast genau drei Jahren, am 16. Oktober 2020, hatte ein junger, gleichfalls aus Tschetschenien stammender Terrorist in Conflans-Sainte-Honorine bei Paris den Geschichtslehrer Samuel Paty ermordet und enthauptet – angeblich, weil dieser in einer Klasse im Unterricht die umstrittenen Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte. Der Anschlag hatte nachhaltig schockiert.
Auch wenn der mutmaßlich terroristische Angriff in Arras vielleicht mit den gegenwärtigen Spannungen seit dem 7. Oktober nicht direkt verbunden ist, wächst in Frankreich die Angst, dass der Konflikt zwischen Israel und der Hamas mit zusätzlichen politischen und konfessionellen Spannungen oder gar Terrorakten „importiert“ werden könnte.
Unabsehbare Folgen
Das könnte unabsehbare Folgen haben für ein Land mit rund sechs Millionen Muslimen und der größten jüdischen Gemeinde in Europa. Laut Innenminister Gérald Darmanin wurden ihm seit dem 7. Oktober mehr als 100 antisemitische Aktionen und Bedrohungen gemeldet.
Mit dem Argument, dass handfeste Auseinandersetzungen zu befürchten seien, hatte die Polizei sämtliche Solidaritätskundgebungen für die Palästinenser untersagt. Trotzdem hatten sich in den vergangenen Tagen in mehreren Städten jeweils mehrere hundert Leute versammelt.
In Paris wurde am Donnerstagabend eine Kundgebung mit dem Einsatz von Tränengas und Wasserwerfern aufgelöst. Teilnehmende kritisierten gegenüber Medien, dass die Behörden mit „zweierlei Maß“ messen würden – je nachdem, ob in Frankreich für Israel oder Gaza demonstriert werde.
Staatspräsident Emmanuel Macron reiste noch am selben Tag in Begleitung mehrerer Minister nach Arras. Am Vorabend hatte er in einer Fernsehansprache seine Landsleute angesichts der Spannungen zur „Einheit“ aufgerufen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Wahlprogramm von CDU und CSU
Der Zeitgeist als Wählerklient
Anschlag auf Magdeburger Weihnachtsmarkt
Vieles deutet auf radikal-islamfeindlichen Hintergrund hin
Anschlag in Magdeburg
Auto rast in eine Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen