Bischöfe ringen um AfD-Position

Vor der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz dominieren Negativschlagzeilen

Von Linda Gerner

Die Stimmung könnte ungemütlich werden bei der diesjährigen Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz vom 25. bis zum 28. September in Wiesbaden. Denn in den letzten Wochen gab es etliche Negativschlagzeilen zur katholischen Kirche. Im Fokus stand erneut der Missbrauchsskandal: denn erstmals weitet sich dieser auf einen Kardinal als Täter aus. Der 1991 gestorbene Ruhrbischof Franz Hengsbach soll in den 1950er bis 1970er Jahren mehreren Personen sexuelle Gewalt angetan haben. Der Essener Bischof Overbeck bat um Entschuldigung für Fehler, die er im Umgang mit den Vorwürfen gegen Hengsbach gemacht habe. Die Verantwortlichen der Deutschen Bischofskonferenz äußerten sich bislang nicht. Im Ruhrgebiet gibt es die Forderung, dass öffentliche Plätze und Straßen, die nach Hengsbach benannt sind, einen neuen Namen erhalten sollten.

Außerdem steht auf der Wiesbadener Tagesordnung die fehlende Abgrenzung der deutschen Bischöfe nach rechts. Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg, steht in der Kritik, weil er beim „Marsch fürs Leben“ Seite an Seite mit einem Rechtsradikalen lief. Auch der Augsburger Bischof Bertram Meier hatte für Irritationen gesorgt. Gegenüber der Augsburger Allgemeinen empfahl er, „Parteiprogramme zu studieren und sich mit einzelnen Kandidaten zu befassen“. Auf Kritik stieß insbesondere der Satz: „Wie die Kirche tritt etwa die AfD zum Beispiel für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen.“

Meier warb für einen differenzierten Umgang mit AfD-Mitgliedern: „Eine Parteimitgliedschaft allein ist kein Kriterium, Menschen auszuschließen.“ Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, hatte im August bemängelt: „Mitglieder unserer Kirche vertreten zunehmend restaurative Standpunkte, wollen das Althergebrachte betonieren und sind empfänglich für Hetze von rechts.“ Sie betonte, dass eine AfD-Mitgliedschaft mit einem kirchlichen Amt nicht vereinbar sei. Auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, sagte der Bild: „Menschen müssen gegen die AfD aufstehen.“

Die katholischen Bischöfe wird auch beschäftigen, wie es mit dem Reformprozess der katholischen Kirche künftig weitergeht. Konservative Bischöfe wie Rainer Maria Woelki aus Köln blockieren den Beschluss des Synodalen Wegs, einen dauerhaften Synodalen Rat einzurichten. Am 10. und 11. November dieses Jahres soll sich dafür in Essen der Synodale Ausschuss konstituieren. Die Deutsche Bischofskonferenz hält bisher noch daran fest.