Sommerbad Neukölln geschlossen: Taucherbrille auf dem Trockenen
Das Sommerbad Neukölln bleibt vorerst wegen Personalmangel geschlossen. Besucher:innen haben dafür wenig Verständnis.
Am vergangenen Sonntag noch tummelten sich vor dem Eingang des Bads Menschen in einer Schlange von beachtlicher Länge. Als meine Freundin Emma mir ein Video von der „Krise“ – wie sie es nannte – sendete, beschlossen wir, unseren geplanten Freibadbesuch vorzeitig abzubrechen. Und auch, wenn in diesem Moment die Trauer groß war, können wir im Nachhinein vielleicht doch ganz froh darüber sein.
Denn schon um 14 Uhr war Einlassstopp, und um 17.45 Uhr musste das Bad mithilfe der Polizei geräumt werden. Der Grund: „Auseinandersetzungen von jugendlichen Badbesuchern mit den Beschäftigten und dem Sicherheitsdienst des Bades“, heißt es in einer Pressemitteilung der Berliner Bäderbetriebe (BBB) vom Montag. In den letzten Monaten häuften sich die Berichte von Ausschreitungen in den Freibädern, häufig stand dabei auch das Sommerbad Neukölln im Fokus der Schlagzeilen.
Laut dem BBB-Vorstandsvorsitzenden Johannes Kleinsorg steigt die Krankenquote nach solchen Vorfällen. Dafür bitten sie um Verständnis für die eingeschränkten Öffnungszeiten. Das allerdings können sie von den vielen enttäuschten Besucher:innen nicht erwarten.
Ein Badehandtuch unter den Arm geklemmt, kommt eine weitere Besucherin vor den hohen Gittertoren zum Stehen. Dahinter sitzen, die Beine lässig übereinander geschlagen, zwei Security-Männer, die schon jetzt leicht die Augen verdrehen. „Was ist denn hier los?“, fragt die bis eben gut gelaunte Besucherin. „Hat Baustelle“, antwortet einer der beiden. Die Stimmung wird nicht unbedingt besser. Auf die Frage, wie lange das Bad denn noch geschlossen sei, antworten die beiden nur: „Minimum zwei Wochen.“ Danach sei das Freibad wieder offen. „Vielleicht, wahrscheinlich“, fügt einer der beiden schulterzuckend hinzu.
Im Minutentakt kommen mehr Menschen an. Bunte Sommerkleider, Strohhüte und Picknickkörbe. Einer hat sogar eine Taucherbrille dabei. Doch „heute ist leider gar nichts mit Freibad“, stellt er kurz danach enttäuscht fest und fährt auf seinem Fahrrad davon.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Anbrechender Wahlkampf
Eine Extraportion demokratischer Optimismus, bitte!
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos